Mein Job ist unterrichten. Dafür werde ich bezahlt.
So neulich anlässlich eines anderen Themas ein Lehrer im Diskussionsforum als es um Arbeitszeit ging. Vermutlich war das gar nicht so gemeint; wenn man nachfragt bei den kurzschreibenden Pädagogen im Web, dann war’s ja doch nie so gemeint. Jedenfalls kennt zumindest die Lehrerdienstordnung für Bayern in §9b, „Außerunterrichtliche Dienstpflichten“ weitere Tätigkeiten, darunter:
- die Erledigung von Verwaltungsgeschäften,
- die Teilnahme an dienstlichen Besprechungen,
- die Mitwirkung an der Aus- und Fortbildung der staatlichen Lehrkräfte und an staatlichen Prüfungen,
- die Weiterentwicklung und Sicherung der fachlichen und pädagogischen Qualität der Schule,
- die Planung, Durchführung und Evaluation von Maßnahmen im Rahmen der inneren Schulentwicklung,
- die Zusammenarbeit mit anderen Schulen und Schularten,
- die ständige Weiterentwicklung der Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigten sowie des Kontakts zu den Ausbildenden, Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern der Beschäftigungsbetriebe,
- die Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern,
- die Gestaltung des Schullebens.
Für all das hat ein Lehrer im öffentlichen Dienst 40 Stunden pro Woche, macht bei 6 Wochen Urlaub und einer Woche voller Feiertage (es sind sicher mehr, aber so rundet es sich besser) 1800 Arbeitsstunden pro Jahr. Mit denen muss man haushalten. Klar ist dabei, dass man während der Schulzeit mehr Sunden mit der Arbeit verbringt und in den Ferien, ganz besondere den Sommerferien, weniger.
Es gibt sicher sicher faule Lehrer , die regelmäßig weniger als ihre 40 Stunden im Durchschnitt machen. Um die geht es hier nicht. Und gefährdete Lehrer, die regelmäßig deutlich mehr als ihre 40 Stunden machen, gibt es sicher auch; die riskieren Gemüt und Gesundheit. Um die geht es hier auch nicht. (Wie sieht es mit effizienten Lehrern aus? Ist es dann okay, wenn sie auf weniger als 40 Stunden kommen? Ich frage, uh, für einen Freund, der effizienter mit Computer und Internet umgehen kann als manche anderen. Aber auch das ist hier nicht das Thema.)
Mir geht es hier um die Kollegen und Kolleginnen, gute Lehrer und Lehrerinnen, die regelmäßig 40 und wohl noch etwas mehr Stunden arbeiten und am Wochenende, wann auch immer das dann gesammelt stattfindet, wohlverdient und erschöpft die Füße hochlegen oder in Wanderschuhe stecken. Und die dann, wenn außerunterrichtliche Arbeit an der Schule ansteht, sagen: „Ich mach doch eh schon viel“, und das machen sie vielleicht wirklich. Noch eine Aufsicht führen? Ich mach doch eh schon so viel. Sitzung wahrnehmen? Ich mach doch eh schon so viel. Termin einhalten? Ich mach doch eh schon so viel. Kollegen Exkursionen ankündigen? Ich mach doch eh schon viel.
Als Lehrer hat man die Möglichkeit, sich für seine 40 Stunden Wochenarbeitszeit Schwerpunkte zu setzen. Das ist schön, und wichtig. Aber wer diese Zeit nur auf das Vorbereiten fein ziselierter Stunden verwendet, oder auf sorgfältig geplante und anstrengende Exkursionen, oder auf häufige und perfekte Leistungserhebungen, oder sonstwie sich nur die Arbeit heraussucht, die einem besonders zusagt, und das dann als Grund nimmt, andere Arbeiten nicht zu erledigen – das ist vielleicht ein guter Lehrer, aber kein guter Kollege.
Noch einmal als Einschränkung: Vielfalt im Kollegium ist wichtig. Und es muss keinesfalls jeder alles machen. Die einen gehen auf Konzerte, die anderen nicht; die einen machen Schulentwicklung, die anderen organisieren den Küchendienst. (Dringend nötig, das!) Schwerpunkte sind wichtig. Aber Termine notieren, Termine einhalten, für Treffen und Absprachen zur Verfügung stehen, Zettel einsammeln und abgeben, gemeinsamen Arbeitsplatz aufräumen, Tasse in Geschirrspüler stellen, Nachrichten an die Klasse ausrichten, Prüfungen abgeben – wer das nicht macht, macht anderen Kollegen unnötige Arbeit.
(Und bitte pünktlich am Klassenzimmer sein und keine Schüler ins Lehrerzimmer schicken und den Lehrern dort mal schnell Kopieraufträge übermitteln. Aber vielleicht nervt nur mich das, da bin ich offen.)
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