Vergnügliche erste Schulwoche, aber anstrengend ist es schon: Noch plane ich für jede Stunde drei verschiedene Sachen, weil ich die Klasse ja nicht kenne und nicht weiß, was zu ihr passt. Leichter ist das, wenn man eh schon irgendwo drin ist und einfach sinnvoll weiter macht. Dazu natürlich noch etliche Stunden Konferenzen.
Nahtlos weiter ging es allerdings mit der Q12 in Deutsch; ausgerechnet das Restlein Naturalismus (ein Dramenauszug, ein Ausschnitt aus „Bahnwärter Thiel“) entpuppt sich als enorm ergiebig. Beim Drama fing es damit an, ob es in der Szene aus Die Familie Selicke einen Unterschied macht, wenn die Autoren einen Gedankenstrich oder ein Auslassungszeichen (drei Punkte) machen. Also Exkurs zu Lieblingsthema, den Satzzeichen, und Variationen von Erich Kästner vergleichen:
- Es gibt nichts Gutes. Außer man tut es.
- Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.
- Es gibt nichts Gutes; außer man tut es.
- Es gibt nichts Gutes: Außer man tut es.
- Es gibt nichts Gutes! Außer man tut es.
- Es gibt nichts Gutes – außer man tut es.
- Es gibt nichts Gutes… außer man tut es.
Lars Reitze erzählt vom WLAN in seiner Schule in NRW, so für alle Lehrkräfte und Schüler und Schülerinnen, von einer Münchner Firma. Mit ausliehbaren Geräten, aber auch mit den eigenen Geräten – BYOD heißt das, bring your own device. Und das scheint richtig zu funktionieren.
In Bayern tut sich da nur langsam etwas. Die einen sehen Sicherheitsprobleme; der bayerische Datenschutzbeauftragte wird immer wieder mit Bedenken zitiert; aber ich kriege das alles nur aus zweiter Hand mit und nirgendwo kriege ich direkte angreifbare Aussagen zu BYOD. Mir ist fürs Arbeiten egal, ob die Schüler und Schülerinnen mit eigenen Geräten oder mit Leihgeräten der Schule arbeiten. Letztere kann man vielleicht besser filtern oder Kontrolle darüber behalten, welche Apps installiert werden, damit nicht doch jemand den unverschlüsselten http-Verkehr mitliest oder was auch immer – oder man bildet sich das sein, versuchen darf man es ja. Aber nicht-persönliche Leihgeräte halte ich für ziemlich sinnlos. „So, diese Woche arbeiten wir mal mit den Tablets“, und dann werden die ausgeteilt. Wird nicht funktionieren. – Auch aus Gründen der Vielfalt ist mir die Option BYOD lieber als schuladministrierte Geräte.
In den Sommerferien kommt immer der Kontaktbrief Deutsch aus dem ISB. Das ist eine dem Kultusministerium nachgeordnete Behörde, die die inhaltliche Arbeit macht, um den politischen Vorgaben, die aus dem Kultusministerium kommen, nachzukommen – Lehrpläne, Beispielaufgaben, Kommunikation und so weiter. Das Interessanteste aus dem Kontaktbrief für 2019:
- Im Abitur 2019 wurde das materialgestützte Informieren „weiterhin stabil gewählt“; „erneut“ habe „eine hohe Zahl von Prüflingen dieses Format gewählt“ – immerhin 7%.
- Im Abitur 2020 und 2021 wird es diese Aufgabenform nicht mehr geben.
- Sehr schön die Begründung, warum die Abituraufgaben gerade deshalb kompetenzorientiert sind, weil sie – von eben dem informierenden Schreiben abgesehen – nicht kompetenzorientert aussehen. Die Interpretationen von literarischen Texten brauchen keinen Lebensweltbezug, weil das Schreiben „meist epistemisch-heuristisch“ angelegt ist; die Sachtextanalyse ebenso: „Und so ist es im besten Sinne des Wortes kompetenzorientiert“, auch für die Sachtextanalyse keinen Kontext zu konstruieren. — Zur Erinnerung: Die Englisch-Mediation zum Beispiel ist regelmäßig in einen konstruierten Kontext gepackt, der dann doch nur hinausläuft auf „Schreibe für die Schülerzeitung…“ oder „Schreibe für die Homepage der Schule…“
- Aus Gründen ist der Ersatz einer Aufsatz-Schulaufgabe „durch einen wie auch immer konzipierten Test in Jgst. 7 nicht zielführend.“ (Fettdruck und Unterstreichung im Original.) Ich fürchte, da muss das Kultusministerium richtig deutlich werden, wenn es die Tests abschaffen will; das ISB gibt ja nur Ratschläge.
- Neue Lektürevorschläge, „Bewährte und aktuelle Kinder- und Jugendliteratur für die Jahrgangsstufe 7“ – na ja. Wenig Klassiker, aber immerhin Die Schatzinsel (früher in 5 oder 6 gelesen) oder Krabat (dito). Dafür Whisper von 2005, mal gelesen und für nicht angemessen befunden.
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