Am Anfang mancher Videostunde in der 6. Klasse Informatik, aber auch in anderen Klassen, wenn ich gerade ganz wichtige organisatorische Sachen erkläre, poppt im Chat die Frage auf: „Dürfen wir malen?“
Alle meine Videostunden beginnen mit einer Folie, auf der nur das Datum steht. (Manche andere Lehrkräfte machen kaum mehr, als ihren Bildschirm zu teilen, und zwar rein als Tafelersatz mit dem eigenen Textverarbeitungsprogramm. Dabei gäbe es auch da so viel mehr Online-Möglichkeiten, ohne dazu den Bildschirm teilen zu müssen. Ach, ich geb’s bald auf.) Das heißt, auf der Folie ist immer auch Platz zum Malen, absichtlich, und weil ich meinen Schülern und Schülerinnen gezeigt habe, dass das geht, wollen die nebenbei lieber malen, als nur mir zuzuhören. Was ich völlig verstehe. Das ist dann eigentlich immer buntes Durcheinander und wilde Kritzelei.
Da fiel mir das hier ein, ein Projekt aus dem großen Web-Forum Reddit vor ein paar Jahren. Hier Details. Die Kurzfassung: Es gab eine weiße Leinwand, und jeder Nutzer, jede Nutzerin konnte alle paar Minuten 1 Pixel davon bemalen – man sendete x- und y-Koordinate und Farbe, und dann erschien der Pixel. Man konnte bereits gemalte Bildpunkte übermalen, wie man wollte, nur halt immer nur im Abstand von ein paar Minuten pro Mixel. Was für ein Kunstwerk würde nach oder im Ablauf der vorgesehenen Zeit entstehen?
Nun, hier ist das Kunstwerk, im Zeitraffer:
Diesen Video oder eine ähnliche Fassung zeigte ich der Klasse, spontan, mit Betonung der Kooperation. Die Details habe ich nicht erklärt, das wäre zu viel, dass also wirklich alle Pixel unabhängig voneinander entstanden, oder jedenfalls nach Absprachen außerhalb der Zeichenfläche, in irgendwelchen Foren.
Dann bildete ich Gruppen aus jeweils fünf Schülern und Schülerinnen, und sie sollten mir jeweils ein Bild malen, im BBB-Breakout-Raum: Haus mit mit Bäumen war das Thema. Zeit: 10 Minuten, und davor sollten sie rechtzeitig einen Screenshot machen und speichern, damit sie das Ergebnis danach den anderen zeigen konnte. Absprachen über Mikrofon, oder sonstwie, aber Mikrofon am praktischsten. Kapiert? Kapiert.

Wie man Screenshots macht und dass man die speichern muss, besprachen wir kurz; trotzdem haben einige Gruppen nicht mehr daran gedacht. Spaß hatten aber alle. Und dass man Screenshots nicht dann macht, wenn die Kameras an sind, dass heimliches Mitfilmen oder Aufnehmen von Ton verboten und keinesfalls ein Kavaliersdelikt ist, und dass auch Eltern nicht heimlich mitschauen dürfen.
Als Gruppenarbeit nicht schlecht, und die eigentlich vorbereitete Stunde kann ich dann immer noch nächstes Mal halten. Als Füller, für wenn ich mal keine Lust habe, kann ich jetzt jedenfalls einen Wettbewerb ausrufen: welches Team schafft in knapper Zeit das beste Bild zu einem Thema? Dafür nehme ich in Kauf, dass die Schüler und Schülerinnen dann vielleicht auch bei anderen Lehrkräften malen wollen.
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