Ein erfreulicher, erfrischender Schultag! Gut geschlafen hatte ich die Nacht davor nicht, die Aufregung und Sonstiges, aber der Tag selber lief wie geplant und eben: erfreulich.
Klasse 7: Deutsch, Testen und Argumentieren
Erst mal testen. Meine Testroutine sieht so aus, dass ich mit zwei Kartons voller Testsets ins Klassenzimmer gehe. Früher sollte ich um 7:45 Uhr dort sein und aufsperren, damit die Schüler:innen ins Klassenzimmer können und um 7:55 Uhr der Unterricht beginnen kann. Aktuell sind die Klassenzimmer ohnehin grundsätzlich morgens bereits aufgesperrt, und es gab mal die Anweisung, schon um 7:40 Uhr dort zu sein, weil die Schüler:innen eben nicht in der Aula bis zum Läuten warten, sondern sich gleich auf die Rimmer verteilen sollen. Ich weiß gar nicht, wie das aktuell ist – meist trudle ich um 7:47 Uhr dort ein, murmle ein „Hallo“, und die meisten sind schon da, und ob das so sein soll oder nicht ist mir egal.
In einem Gang wird der Rechner angeworfen und die Fenstersituation geregelt, dann richtige ich kleine Häufchen an, jeweils aus vier Bestandteilen: Popelstäbchen, Testdings, Teströhrchen, indiviueller Pufferflüssigkeitsbehälter. Die Häufchen sind meist auf einem freien vorderen Tisch und auf einem Kommodenschrank. Das dauert meist bis 7:57 Uhr oder so. Davor hat es geläutet, aber auch das ist egal: Erst jetzt erfolgt die formale Begrüßung und alle holen sich ihr Häufchen und beginnen den Test. Seit kurzem nicht nur die Ungeimpften, sondern alle – „in mehreren Gruppen“, weiß nicht, ob ich das durchhalte. Jedenfalls geht das recht schnell, einmal noch mit dem Eimer durch, dann darf ich nur nicht vergessen, eine kleine Weile danach herumzugehen und die Tests zu begutachten und danach ebenfalls wegwerfen zu lassen. Unterrichtszeit geht verloren, aber nicht besonders viel. (Früher hatten wir Testsets ohne individuelle Pufferflüssigkeitsbehälter. Da musste man immer 10 Tropfen aus einem Fläschchen umfüllen. Das ging auch schnell, weil ich das vorbereitet habe und ein oder zwei Schüler:innen haben die Tropfen gezählt und befüllt, während ich anderes machte. Geht auch.)
Danach weitergemacht mit dem Argumentieren, die nächste Schulaufgabe angekündigt. Das Argumentieren macht ihnen Spaß, mehr als das Erzählen oder Berichten oder Beschreiben, und sie analysieren Argumente sehr gut. Zugegeben, wir sind vor Weihnachten schon meine Präsentation zu Argumentationsfehlern durchgegangen, und ich habe erklärt, was ich von einem guten Argument erwarte. Die Schüler:innen entdecken gleich die Fehler in den Beispieltexten im Schulbuch, die absichtlich dort platzierten ebenso wie die echten, unsauberen. (Die Fehler selber nicht zu machen beim Schreiben ist natürlich schwieriger.)
Was ein gutes Argument ausmacht: Im Buch stehen die drei BBB – Behauptung, Begründung, Beispiel. Ich ergänze: Behauptung in einem eigenen Satz, gerne kurz. Beispiele ja, aber nur, wenn sie illustrieren: „Ich habe auch mal“ oder „Mein Nachbar hat selber“ illustrieren oder veranschaulichen nicht, sondern sind jeweils ein verkapptes argumentum ad verecundiam. Beispiele mit „ich“ also tendenziell verboten. Ich verlange außerdem noch die Erklärung, warum die Behauptung überhaupt relevant ist. Sonst kriegt man, etwa beim Thema für oder gegen Noten in der Schule, als Behauptung: „Ohne Noten gibt es weniger Stress für die Schüler“ oder „Ohne Noten macht die Schule mehr Spaß.“ Warum ist es wichtig, dass Schule nicht stressig ist, oder wieso soll es ein Argument sein, ob die Schüler Spaß haben oder nicht? Kann man ja so sehen, und stimmt ja auch, aber Spaß in der Schule ist kein Selbstzweck, kein so hohes Gut, dass das als solches allein ausreicht.
Ist das vielleicht das ursprüngliche vierte B? Im letzten Jahrtausend standen in den Deutschbüchern nämlich noch vier BBBB – Behauptung, Begründung, Beispiel, Bezug zum Thema. Aber weil niemand wusste, was dieses vierte B eigentlich sollte, ist es irgendwann atrophiert.
Klasse 12: Deutsch, Organisatorisches und Argumentieren
Der Unterschied zwischen Erörterung, Kommentar und Essay, als Vorbereitung auf Klausur und Abitur, wo so ein Thema wieder zur Auswahl steht – die (kurze) Analyse eines Sachtexts hinsichtlich der Argumentationsstruktur, und danach eine Erörterung oder ein Kommentar zum letztlich gleichen Thema. „Erörtern Sie textbezogen, ob mediale Kommunikation einen Beitrag zur Toleranz leisten kann!“ Meine Fresse, was für ein dämliches Thema. (Abitur 2016, ein Sachtext von Sascha Lobo, der ja auch nichts für diese Themenstellung kann.)
Nachdem ich auch wieder verboten gewarnt habe vor allem, was Spaß macht (rhetorische Fragen, Leseransprache, das Wort „ich“) haben wir uns erst einmal aus den vorbereiteten Links einen echten Kommentar in freier Wildbahn gesucht – Thema Abtreibungsrecht. Und tatsächlich keine Ansprache, kein „ich“, keine rhetorische Fragen, jedenfalls so gut wie nicht oder aus anderen Gründen. Die Argumentationsstruktur dieses Textes war dann auch interessant und das Thema auch – aber so etwas kommt in Deutsch nicht dran, weil nicht domänenspezifisch, stattdessen werden die SuS fasziniert von der Frage sitzen, ob mediale Kommunikation einen Beitrag zur Toleranz leisten kann.
Klasse 9: Informatik – Einstieg in Datenbanken
Nachdem wir uns mit der Tabellenkalkulation und einem Miniprojekt etwas lange aufgehalten haben, wollte ich das Thema Datenbanken zügig angehen. Wie erwartet hat die Klasse hat auch gut mitgemacht. Überhaupt bin ich sehr zufrieden mit der 9. Klasse und dem neuen Lehrplan im wieder neunjährigen Gymnasium. Da ist die Tabellenkalkulation reduziert im Vergleich zum Lehrplan davor, die Datenbanken sind es ebenfalls (kommen aber im Folgejahr noch einmal in erweiterter Form).
Das gefällt mir gut. Ja, das Niveau ist niedriger, die Inhalte sind weniger abstrakt, aber dafür beschäftigt man sich sehr viel kürzer damit und – große Neuerung, auf die ich gespannt bin – man beginnt dann das mehr oder weniger objektorientierte Programmieren schon in 9. Das alles führt dazu, dass der Unterricht sehr viel mehr Spaß macht. Das Interesse an Informatik scheint mir größer als in den Jahren zuvor.
Fazit
Alles ruhig. Den SuS geht es gut, keine sprunghaft gestiegenen Infektionszahlen (die sicher noch kommen werden), positive Stimmung, keine größeren Sorgen als sonst. Stoff macht Spaß und kommt in angemessenen Portionen. Corona kein großes Thema, Masken sind Routine. Aber ja, ein paar SuS sind sicher in Quarantäne (wenn ich es genau wüsste, dürfte ich nichts dazu schreiben). Ich hätte sehr gerne Distanzunterricht, aber aus völlig persönlichen Gründen, und finde es schlecht, den nicht wenigstens einzuüben mit ein paar digitalen Tagen. Wir könnten den an meiner Schule auch gut bis ausreichend leisten, aber ich kann auch nur für meine Schule sprechen. Grund für Sorge gibt es immer, aber am meisten beim Klima.
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