Emotional im Sabbatjahr angekommen

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Die Sommerferien sind vorbei, alle Lehrkräfte sind zurück in der Schule. Alle? Nein. Manche sind keine Lehrkräfte mehr, andere sind krank geschrieben. einige haben ein Sabbatjahr, so wie ich, und schauen von außen zu. Daran muss ich mich erst gewöhnen. Fehler auf der Schulhomepage? Halte ich mich heraus. Beiträge im kollegialen Info-Portal, dass sich einem die Zehennägel aufrollen? Müssen sich von selbst wieder entrollen. Schulentwicklung an meiner Schule? Entwickelt sich ohne mich, was ich mit einer gewissen Skepsis sehe. Der Verfall der Diskussionskultur durch Trolle und Rechtsaußen im größten deutschen Lehrerforum? Seit Wochen nicht mehr dort gewesen.

Die Rolle als Lehrkraft habe ich heruntergefahren. Twitter habe ich damit auch ein wenig heruntergefahren, verfolge nur oberflächlich die spannenden Sachen (Digitalisierung), von denen dort berichtet wird. Und ich frage mich ein bisschen, was dann von mir bleibt, wenn ich nicht Lehrer bin. Blogger? Noch am ehesten, auch wenn ich für mein Hauptthema jetzt weniger Familienmitglied bin. Familienmitglied und Partner, das auf jeden Fall. Privatgelehrter und Forscher an obskuren Dingen? Ein bisschen. Ehrenamtlicher oder Aktivist: Nein, Fehlanzeige.

Auch wenn ich noch nach Rollen suche, geht es mir sehr gut dabei, was mich überrascht. Ist es so dann auch als Pensionär? Ich stehe um halb sieben statt um sechs auf und kriege einen Milchkaffee. Jeden Tag eine halbe Stunde Fremdsprachen lernen mit Duolingo, jeden Tag eine halbe Stunde Yoga oder Joggen, dann Duschen, und dann ist auch schon ein Uhr, so mit Internet lesern dazwischen. Dann eine Einkaufsrunde, gerne auch weiter weg (Reinigung, Spezialitäten, Bücherschrank), eine halbe Stunde Fernsehen, schon ist der Tag vorbei und man kann die Vorbereitung des Abendessens oder eines Kochprojekts angehen.

Dazwischen Lesen, nicht so viel, wie ich gerne möchte, aber mehr als in den Septembren der letzten Jahre; analoges und digitales Räumen, so dass die großen Projekte immer weiter nach oben auf der Zu-tun-Liste wandern – das Transkribieren von drei Audiokassetten mit Interviews, die seit Jahren darauf warten; ein Schreibvorhaben.

Aber jetzt bin ich erst einmal eine Weile in San Sebastián/Donostia:

Im Bild: Dienstgerät.

Davor Paris, insbesondere ein Abend im Moulin Rouge. Nach der Revue im Friedrichstadtpalast in Berlin, zweimal, musste das sein, zum Vergleich und alter Zeiten wegen. Nur Touristen, Massenabfertigung, aber durchaus liebevoll, und anders ist so eine Tradition wohl kaum zu halten. Die Bühne sehr viel kleiner als in Berlin, also keine Trapeznummern, aber das Programm holte heraus, was herauszuholen war. Zum Ende des Vorprogramms während des Essens lud das kleine Orchester zum Tanz auf dem Platz vor der Bühne ein. Zwar nahm nur ein Paar das Angebot an – bei Foxtrott hätte ich Frau Rau sicher aufs Parkett gebeten -, aber das war dramaturgisch wichtig: Denn nach Lichtaus-Lichtan war genau diese Fläche als heraufgefahrene Hebebühne Teil der restlichen Bühne geworden. Und in einer weiteren Nummer fuhr an diesem Ort ein riesiges Aquarium aus dem Boden, in dem sich eine Tänzerin mit zwei oder drei sehr großen Würgeschlangen tummelte. Das war schon beeindruckend, auch wenn man Nummern mit Tieren heute vielleicht nicht mehr planen würde. Aber das Programm ist von 1999, löste das Programm zuvor ab, das elf Jahre gegeben wurde.

Der Cancan hatte etwas von Capoeira. Wir saßen so nahe, dass wir die Schritte der Tänzer und Tänzerinnen hörten (es war schön, toll, wirklich, aber eine kleine Assoziation war Sportunterricht), ebenso wie das Geklapper des Schmucks. Ich habe lange keinen Grand Prix d’Eurovision mehr geschaut, der ja wohl auch nicht mehr so heißt, aber früher gab es viele Nummern mit Tänzer:innen, die sich die Kleider vom Leib rissen und darunter andere anhatten, die dann später in der Nummer auch noch zu leuchten und und zu blinken bekannen – vielleicht waren solche Revues Vorbild dafür.


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