A13 an allen (den meisten?) Schularten

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NRW hat damit angefangen, Bayern kündigt es für die Zukunft an: Besoldungsstufe A13 als Einstiegsgehalt auch für Grund- und Mittelschule. Bisher war das nämlich A12. Dass das jeweils nur schrittweise geschieht und also ein paar Jahre dauert, dass die Beförderungsmöglichkeiten andere sind, dass es auch noch Fachlehrer und -lehrerinnen gibt, das soll hier nicht Thema sein; mir geht es nur um die begonnene Aufwertung und Angleichung dieser Lehrämter. Lange wurde darum gekämpft.

Ich begrüße die Änderung.

Denn es braucht an diesen Schularten mehr Lehrkräfte, der Beruf muss attraktiver werden. Da gibt es mehrere Möglichkeiten – kleinere Klassen, bessere Arbeitsbedingungen, weniger Bürokratie. Warum muss man an der bayerischen Mittelschule, anders als etwa am Gymnasium, minutiös für jeden Tag formalisiert aufschreiben, was man da gemacht hat? Aber die Bezahlung ist natürlich eine wichtige solche Möglichkeit. Der Lehrkräftemangel war wohl der Auslöser für die Änderungen.

Außerdem glaube ich, dass an Grund- und Mittelschulen die für die Gesellschaft wichtigste Arbeit geleistet wird oder werden sollte oder werden müsste. Wichtiger als am Gymnasium.

Und ich glaube, dass sich mit der höheren Besoldung an Grund- und Mittelschulen auch die Zusammensetzung der Lehrkräfte dort ändert. Zum Beispiel glaube ich an einen Zusammenhang von mehr Bezahlung, mehr Ansehen, mehr Männern im Beruf. Es ist ja nicht nur so, dass die Lehrkräfte an den Schularten mehr Geld kriegen, es führt auch dazu, zumindest erst mal ein wenig, dass andere Menschen diese Berufe ergreifen. Ein paar von denen, die nur Gymnasium machen, weil es da mehr Geld gibt (ein Vorwurf, den ich gelegentlich hörte), machen jetzt vielleicht andere Schularten. Ich sehe das als win-win: Die passende Schulart sollte sich möglichst wenig am Geld entscheiden. Ich kann mir Kollegen und Kolleginnen aus dem Gymnasium vorstellen, die sich anderswo vielleicht wohler fühlten.

Ich begrüße das zuletzt noch deshalb, weil ich mich auf Twitter dann nicht mehr zurückhalten muss. Regelmäßig wird dort in meiner Timeline auf Gymnasiallehrkräften herumgehackt. Pädagogische Nieten, machen es sich durch Abschulung leicht, halten sich für etwas Besseres, machen schlechten Unterricht. „Gymnasiale Kröten“, die “aus dem Schlamm … kriechen“ hieß es neulich. So etwas las ich auch von geschätzten Kollegen und Kolleginnen, wenn auch schon länger nicht mehr; von anderen Kollegen und Kolleginnen lese ich das immer noch. Aber das ist meine Timeline, es mag andere geben, wo der Ton wiederum gegen andere Lehrkräfte aggressiver ist. (Die Verbände, alle miteinander, tragen leider dazu bei.) Es gibt verschiedene Erklärungen für dieses Phänomen, manche schmeichelhafter für die einen, manche für die anderen. Ich weiß jedenfalls, dass ich eine gewisse Beißhemmung habe, solange nicht gleich bezahlt wird. Und ich freue mich darauf, wenn ich mich da etwas freier fühlen kann.

(Ich habe nichts über Gesamtschullehrkräfte geschrieben, weil es diese Schulart in Bayern praktisch nicht gibt. Es gibt nur fünf davon, zwei staatlich, zwei städtisch, eine kirchlich. Und ich weiß nichts über deren Situation und über die anderen Bundesländern auch nichts.)


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3 Antworten zu „A13 an allen (den meisten?) Schularten“

  1. Das Dings, das äh – Pony!

    Was ein Umschwenken anderer Bewerber infolge besserer Bezahlung auf Lehramt Grundschule und Mittelschule angeht, bin ich sehr skeptisch. Gymnasial-Lehrkräfte werden schon immer „überdurchschnittlich“ (bezogen auf Durchschnittsgehälter der Gesamtbevölkerung) bezahlt. Leider hat das nur bedingt Einfluss auf die Zahl und Qualität der Bewerber. Während in sogenannten Mangelfächern nach wie vor praktisch jeder genommen wird, der nicht bei drei auf den Bäumen ist, kamen in den anderen Fächern während der letzten drei Jahrzehnte oft nur die notenmäßig Besten zum Zug. Hinzu kommt der Paradigmenwechsel, der aus einer überwiegend in Vollzeit ausgübten Tätigkeit eine mehrheitlich in Teilzeitetappen organisierte Berufslaufbahn hat entstehen lassen.
    Ein qualifizierter Naturwissenschaftler, auch Informatiker, lacht sich doch einen Ast, wenn er die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen selbst der höherdotierten Gymnasiallehrer anschaut.
    Und nun gar die Mittelschullehrer: Die Reaktionen auf diese Laufbahnwahl in meinem Umfeld schwanken zwischen Mitleid („Warum tust du dir das an?“), nur teilweise wohlwollendem Spott („Is halt ein pädagogischer Gutmensch.“) und Diskriminierung („Für’s Gymnasium hat’s nicht gereicht?“).
    Fazit: für die Kolleginnen und Kollegen in den anderen Schulen freut’s mich, aber ein dringend erforderlicher Entwicklungsimpuls für das Schulsystem als Ganzes ist das natürlich nicht.

  2. Eine solche Haltung gegenüber Gymnasiallehrern habe ich einmal live während einer Lehrerrätefortbildung erlebt, wo uns Grundschulkolleginnen einer uns unbekannten Grundschule recht spinnefeind gegenübertraten. Ich erinnere mich noch grob, dass die Kolleginnen darauf hinwiesen, dass sie auch etwas leisteten und mehr Unterrichtsverpflichtung hätten (was niemand in Abrede gestellt hatte). Dieser „Graben“ zischen den Schulformen war mir bis dahin unbekannt. Bin gespannt, ob sich das durch eine angeglichene Bezahlung ändert. Immerhin: Als „Kröten“ wurden wir nicht beschimpft…

  3. Ich danke für diesen Beitrag, Thomas.

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