1. Warum ich nie in die GEW eintreten kann.
Weil die solche Pressemitteilungen macht: „Bayern isoliert sich schulpolitisch immer mehr!“ Was sich nach einer kühnen Aktion Bayerns anhört, ist lediglich Folgendes: Baden-Württember ist empfohlen worden, nicht mehr für Grundschule/Realschule/Gymnasium auszubilden, sondern für Klasse 1-4, Klasse 5-10 und Klasse 11-12/13, unabhängig von Schularten. Selten so unseriöse Argumentation gelesen wie dort.
Zum selben Thema kommentiert Johann Osel in der Süddeutschen, dass die Furcht vor dem Ende des Gymnasiums unbegründet ist. Und zwar deshalb, weil es das Gymnasium, so wie man es sich früher vorgestellt hat, eh nicht mehr gibt – das mit der gymnasialen Eignung ist aufgeweicht, das mit der Bildung auch („Gymnasien sind heute aber Effizienzanstalten, sie sollen mehr oder weniger auf den Beruf vorbereiten“), und außerdem werden in Zukunft die Schülerzahlen sinken, so dass sich kleinere Orte keine verschiedenen Schularten mehr leisten können.
Ich bin mir nicht sicher, wie ernst Osel das meint. Ein Kommentar zum Kommentar fasst das zusammen als: „das Gymnasium stirbt nicht – weil es sowieso schon längst tot ist“. Die von Osel genannten Tendenzen sehe ich auch (und es ist schön, sie einmal so deutlich formuliert zu hören), wenn wir auch noch lange nicht so weit sind, dass man das Gymnasium gleich für tot erklären muss. Aber man muss sich überlegen, was man mit dieser Schulart eigentlich möchte.
Die Kommission – die sich an Vorschlägen für andere Länder, etwa Berlin oder NRW, orientiert – schlägt also vor, Lehrer für alle Schularten gleich auszubilden, als „Einheitslehrer auf Gymnasialniveau“. (Mit einer Bezahlung unter diesem Niveau, sage ich mal, aber das ist volkswirtschaftlich vielleicht vertretbar.) Und dieses Gymnasialniveau für alle, das ist eigentlich eine gute Idee – schon mal deshalb, weil man dann ein vertieftes Fachstudium hat, mit dem man auf dem Arbeitsmarkt eine bessere Chance hat als mit einem nicht vertieften Studium. Für den nicht unwahrscheinlichen Fall, dass man nach dem Referendariat eben doch nicht genommen wird.
Das mit dem Gymnasialniveau kann ich mir nur nicht so richtig vorstellen. Geht es um die Studiendauer oder das fachwissenschaftliche Niveau? Kann eigentlich nur letzteres sein. Wer also jetzt Mathelehrer werden will, soll auf Gymnasialniveau Mathematik studieren, um dann in Haupt- oder Realschule oder Gymnasium eingesetzt werden zu können? Lobenswert. Ich sehe das nur nicht kommen.
(Macht das in der Schule etwas aus, wenn plötzlich alle Lehrkräfte fachlich vertieft studieren? Macht das etwas aus, wenn plötzlich alle die Lehrkräfte fachlich nicht wirklich vertieft studieren? Werden dann andere Leute Lehrer als jetzt, und ist das gut oder schlecht?)
2. Netzneutralität.
Internet funktioniert so, am Beispiel WWW: Man formuliert im Broser eine Anfrage, dass man nämlich eine bestimmte Seite sehen möchte. Diese Anfrage ist in einem bestimmten Format/Protokoll (nämlich: http) und enthält bestimmte Informationen, allen voran: welche Seite man haben möchte. Mit dem Formulieren dieser Anfrage ist die Arbeit des Browsers erst mal erledigt.
Dann stellt der Sende-Rechner meistens eine Verbindung zum Empfänger her. Diese Verbindung benutzt ein Format/Protokoll namens TCP, und um die Nutzdaten von oben werden dann Zusatzinformationen geschnürt, die daraus ein TCP-Paket machen, das auf dieser TCP-Verbindung zum Empfänger geschickt wird. (Und zwar egal, was für Nutzdaten das sind.) Haben Sender und Empfänger sich nichts mehr zu sagen, wird die Verbindung getrennt.
Zwischen Sender und Empfänger liegen aber meist viele andere Zwischenstationen, von denen die ersteren gar nichts mitkriegen. Deshalb kommen zu dem TCP-Paket noch weitere Informationen dazu, die daraus ein IP-Paket machen. Diese IP-Pakete gehen jeweils von einer Zwischenstation zur anderen.
Netzneutralität bedeutet, dass ein Kommunikationsabieter alle Pakete mehr oder weniger gleichberechtigt behandelt. Dass insbesondere nicht bestimmte Anbieter (Webseiten, Videokanäle, Musiksender) langsamer befördert werden als andere, oder gar nicht. Wenn es diese Netzneutralität nicht gibt, und gesetzlich gesichert ist sie keinesfalls, kann ein Telekommunikationsabieter verschiedene Tarife anbieten: Einmal Internet günstig (für wenig Geld; ohne Youtube), oder einmal Internet Plus (für mehr Geld; mit Youtube). Die einen sagen, dass das der Markt dann schon regeln wird; die anderen sehen gute Gründe für eine vorgeschriebene Netzneutralität. Technisch lässt sich jedenfalls jetzt schon sehr leicht nachschauen, was denn eigentlich in diesen Internet-Paketen drin ist und ob man das wirklich weiterleiten möchte.
Die Deutsche Telekom will das jetzt auch bei Festnetz-DSL-Internetanschlüssen haben: „Die Deutsche Telekom schafft die Netzneutralität auch beim Festnetz-Internet ab“. Gedacht ist das so, dass man eben keine Flatrate mehr hat, sondern ab einer bestimmten Grenze nachzahlen muss – ausgenommen das Telekom-eigene Videoangebot, das dann eben doch noch und bevorzugt transportiert wird.
In den Kommentaren zum verlinkten Eintrag bin ich auch auf diesen Blogeintrag gestoßen. Wenn es stimmt, was dort steht, dann schaut der dort genannte (amerikanische) Internetanbieter nicht nur ganz tief in die übermittelten Pakete hinein, etwa den Inhalt einer angebotenen Webseite, sondern er verändert sie auch, indem er der Webseite ein Werbebanner hinzufügt: Man fordert eine Seite an, der Server dort schickt sie los, der IP-Anbieter baut etwas HTML-Code dazu, und liefert die Seite erst dann an den eigenen Browser aus.
Das hat mich an eine Kurzgeschichte oder eher Glosse des japanischen Science-Fiction-Autors Shinichi Hoshi erinnert, „Das gebührenfreie Telephon“, 1978 erschienen, 1982 ins Deutsche übersetzt: Ein Kunde verwendet ein neues Telefon, das ihm kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Einziger Nachteil: Das Gespräch wird alle paar Sätze unterbrochen durch eine Werbebotschaft, deren Inhalt durch bestimmte Schlüsselwörter im Gespräch der Telefonierenden mehr oder weniger passend ausgewählt wird. Das war damals noch Satire.
Nachtrag: c’t-Editorial zu Telekom und Netzneutralität.
3. Wie man gute Evaluationen von Studenten (und wohl auch: Schülern) kriegt.
How to Improve Your Teaching Evaluation Scores Without Improving Your Teaching!
Warum Schulen doch nicht als Dienstleister und Eltern und Schüler nicht als deren Kunden betrachtet werden können: „The customer is always right.“
(Via erlebt.)
Nachtrag: Ich glaube, ich halte trotzdem viel davon, von Schülern Feedback einzuholen – für sich selber, etwa wie Maik Riecken mit diesen Fragen.
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