ISB-Kontaktbriefe 2022: Aufsatzformate, Schreibformen, Schreibaufgaben, Schreibformate

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Jedes Jahr um diese Zeit kommen die Kontaktbriefe vom ISB, mit pädagogischen Vorschlägen, Erinnerungen, Ermahnungen und Hinweisen – je Fach einmal. Für meine Fächer lese ich also:

  • Informatik (10 Seiten)
  • Englisch (14 Seiten)
  • Deutsch (20 Seiten + 4 Seiten Anhang)

Deutsch hat immer am meisten zu schreiben, wofür es verschiedene Erklärungsansätze gibt.

Informatik: Programmiersprachen

In Informatik gab es zum ersten Mal Zahlen zu den im schriftlichen Abitur verwendeten objektorientierten Programmiersprachen: 90% Java, 6% Python, 4% C#. Die Lehrkräfte entscheiden dabei, welche Sprachen zugelassen sind; die Schülerinnen und Schüler wählen daraus eine aus – es ist aber wohl so oder so wohl die eine, mit der in den Jahren zuvor geabreitet worden ist.

Deutsch: Die Sache mit den Formaten

„Dies ist aber nur möglich, wenn wir als Deutschlehrkräfte nicht mehr in ‚Aufsatzformaten‘ denken, sondern von den erforderlichen Teilkompetenzen ausgehen, die je nach Zieltext eingesetzt werden müssen.“

Das ist ja theoretisch schon lange so und auch zu begrüßen. Es gibt keine „Aufsatzformate“ mehr so wie früher. Was es aber sehr wohl gibt, sind „Schreibformen“, die sind dann etwa: „über den Inhalt literarischer Texte informieren“ oder „textbezogen bzw. materialgestützt argumentieren“.

„In der Q-Phase [die letzten zwei Jahre, Oberstufe] kommen keine neuen Schreibformate mehr hinzu.“

Ich weiß jetzt nicht genau, was Schreibformate sind, aber es ist schön, dass in der Kursphase keine neuen mehr vorkommen. Das heißt, man muss auch weniger üben? Früher gab es ja „bei neu eingeführten Formen“ einen verpflichtenden Übungsaufsatz, aber ich bin ziemlich sicher, dieses KMS ist überholt.

Zum Abitur heißt es dann:

„Dies spielt insofern eine große Rolle, als die inzwischen eingeführten Schreibaufgaben nicht mehr genau festgelegte ‚Aufsatzformate‘ abrufen, sondern die Schreibkompetenz anhand differenzierter Schreibaufgaben schulen und überprüfen.“

Wir wissen: „Aufsatzformate“ machen wir nicht mehr. Aber im Abitur gibt es doch wieder ganz genau diese Formate, für 2023 etwa „Interpretieren eines literarischen Textes – Lyrik – Motivvergleich“ – und das wird ganz explizit „Formate“ genannt. Ist das das gleiche wie die zuvor erwähnten „Schreibformate“, von denen bis zur Kursphase alle bekannt sind? Das heißt, es gibt nur eine kleine, abgeschlossene Menge davon.

In Jahrgangsstufe 12 kann man für Deutsch oder Mathematik einen Vertiefungskurs wählen. (Hintergrund: Man kann ein Fach zu einer Art Leistungskurs machen, aber nicht Deutsch und Mathematik, weil die qua Amt bereits automatisch und für alle so eine Art Leistungskurs sind. Wer dennoch mehr Deutsch oder Mathematik will, kriegt eine Vertiefungs-Doppelstunde.) Allerdings dürfen in Deutsch im Vertiefungskurs „keine Schreibformate geübt oder in kleinen bzw. großen Leistungserhebungen geprüft werden,“ da das dann ein Vorteil gegenüber den Schülern und Schülerinnen wäre, die nicht den Vertiegungskurs gewählt haben.

Meine vorläufige Interpretation:

  • Schreibformen sollen geübt werden, in Form von Schreibaufgaben.
  • Was „die inzwischen eingeführten Schreibaufgaben“ Schreibaufgaben sind, weiß ich nicht genau,
  • Geprüft wird im Abitur mit Formaten und in den Jahren davor mit Schreibformaten, vielleicht sind das Synonyme.
  • Die Schreibformate und wann man welche macht stehen im schulinternen Schreibprogramm.
  • Ich erkenne keinen Unterschied zwischen Aufsatzformaten und Schreibformaten.


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3 Antworten zu „ISB-Kontaktbriefe 2022: Aufsatzformate, Schreibformen, Schreibaufgaben, Schreibformate“

  1. Das erinnert mich an meine Erfahrungen mit dem Kultusministerium. Da erleichtert es, wenn man sich nicht mit der hohen Behörde streiten muss, sondern nur im Blog festzuhalten braucht, was unstimmig ist.
    Wenn man außerdem im Sabbatjahr ist und abwarten kann, ob auch in der hohen Behörde noch Lernprozesse stattfinden, umso besser. Noch besser, wenn man außenstehend beobachten kann, was ihr auf die Füße fällt und was nicht.
    Schließlich ist Fehler machen ein Grundrecht.

  2. Ja, Fehler machen: Da bin ich sehr nachsichtig. Ich mache ja auch welche, immer wieder. Und das mit den Kontaktbriefen ist schon okay, die Behörde ist ja auch zweigeteilt: Es gibt das ISB und das Kultusministerium, und die haben unterschiedliche Ansätze und Vorgaben.

  3. Beast of Burden

    Lieber Thomas,
    vielen Dank für deine Überlegungen zu den Inkonsistenzen oben angesprochener Institutionen und ihrer Verlautbarungen, die ich am Donnerstag verbal verlinken werde, in der ersten Fachsitzung des Schuljahres, leider ohne dich. Hinzu kommt noch etwas, das im Anhang als eine einer Analyse voranzustellende „Deutungshypothese“ bezeichnet wird und mit Verweis auf den rezeptionstheoretischen Interpretationsansatz letztlich zu beliebigem Geschreibsel führen könnte. Eine grundfalsche Deutungshypothese konsequent am Text belegt („Reim dich oder ich fress dich!“), müsste nach diesen Vorstellungen dann zu einem guten Aufsatz führen.

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