Rollenspielen 2022

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Fortsetzung vom letzten Jahr. (Die Kampagne läuft seit 2009, einmal im Jahr wird vier Tage lang gespielt.) Alles begann mit einem zufälligen Aufeinandertreffen in New York im Jahr 1933, seitem waren wir in Mandschuko und Ägypten, im Kongo, der Schweiz, in Dublin, Nevada, Venezuela, im Harz, in Polen, in Nepal, in Görlitz, in den Pyrenäen, Berlin, London, Schottland – das sind die Orte, die mir gerade einfallen. Inzwischen ist 1942, und die geschichtliche Entwicklung unterscheidet sich immer mehr von der in unserer Welt: die okkulte Unterstützung verhilft den Nazis zu mehr Erfolgen. Wenn man dem Titel der selbst geschriebenen Kampagne glauben mag, geht sie bis 1945, und dann sehen wir weiter.

Diesmal waren wir größtenteils in Grönland unterwegs. So eine Karte von Grönland ist ziemlich einfarbig, auch heute noch. Dabei so viel über die Welteislehre (Wikipedia) gelernt, wie ich wissen möchte: Eine hanebüchene Theorie, mindestens so unwissenschaftlich wie Rudolf Steiner, aber unter frühen deutschen Science-Fiction-Autoren und vielen Nazis sehr populär. Man möchte es nicht für möglich halten.

Grusligster Moment: Eine geheime Bibliothek des Vatikan, die mit den echt okkulten Werken voller Chtulhu-Mythos. Die war ziemlich weit ausgelagert, wir mussten nach Mittelamerika, alleine die Anreise hatte etwas von Entführung, weil wir nicht wussten, auf was wir uns eingelassen hatten. Die Bibliothek selber war eine Mischung aus Lobgesang auf Leibowitz und dem Ende von Fahrenheit 451, nur dass hier sozusagen Mönche es freiwillig auf sich genommen haben, jeweils ein Werk vielleicht nicht auswendig zu lernen, aber es doch zu verinnerlichen, so dass man die Mönche konsultierte statt die Bücher selbst. Das hat vor allem für diese Mönche hohe physische Kosten, und von den Sanity-Werten gar nicht zu reden. Das nur als Andeutung, es war echt zum Schütteln.

Weil wir eine längere Spielpause machen mussten, spielten wir eine Runde Monopoly. Das war erträglich, weil wir zum einen Regeln für ein beschleunigtes Spiel verwendeten und es zum anderen eine Cthulhu-Ausgabe war. Man kauft also nicht die Lessingstraße, sondern die Mi-Go, die Nightgaunts oder Byakhees oder vom großen Cthulhu selber, der Schlossallee. Das ist lustig, wenn man sich die Währung statt als Monopoly-Dollar als Sanity Points, Punkte für geistige Stabilität, vorstellt. Die Spieler und Spielerinnen sind dabei konkurrierende Kultisten, die Sanity ausgeben, um sich die Gunst der Mi-Go zu sichern, und wer danach auf die Mi-Go trifft, muss keine Miete zahlen, sondern Sanity abgeben. – Außerdem lasen sich die Ereigniskarten wie unheivoll verdorbene Glückskeks-Sprüche, das war auch lustig.

Fußnote 1: Hier kann man den Board Game Remix Kit herunterladen, eine leider nur halbwegs umfangreiche Sammlung von Ideen, wie man vorhandene Spiele durch Regeländerungen verbessern oder gleich etwas ganz Neues aus ihnen machen kann.

Fußnote 2: Weil ich im Blog danach gesucht und nicht gefunden habe und mein Blog gerne zum nachschlagen verwende, weise ich hier auf die Fernsehserie „Sie kommen aus Agarthi“ aus dem Jahr 1975 hin (Wikipedia) – eine deutsche Fernsehserie vielleicht um ein geheimnisvolles Reich unter dem Himalaya, wir denken an Shambhala oder eben Agartha, wo wir uns im Spiel auch schon herumgetrieben haben. Ich sage vielleicht, weil die Serie verschollen ist – keine Drehbücher, keine Archivaufnahmen. Man findet gelegentlich noch Leute, die sich an sie erinnern können.

Bin jetzt 72 Stunden ohne Tastatur gewesen, inzwischen viel Umziehens von Twitter nach Mastodon, oder zumindest Anlegens einer Zweitwohnung. Wir bleiben neugierig.


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2 Antworten zu „Rollenspielen 2022“

  1. Mal zur Abwechslung eine schnelle Runde Monopoly. Das klingt wirklich nach hartgesottenen Spielern!

    Nach dem Löschen meines Twitter-Accounts Anfang 2020 habe ich mich kurz an Mastodon versucht, aber das war nicht das Gleiche. Vielleicht ist jetzt besser, wenn mehr aus der eigenen Bubble mitkommen.

  2. Zu den verkürzten Monopoly-Regeln gehört auch, dass man aufhört, sobald der erste Spieler oder die erste Spielerin ausscheidet; gewonnen hat, wer dann am meisten hat. Das hat alles zusammen höchstens anderthalb Stunden gedauert.

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