Im letzten Jahr fiel es aus, 2019 war das letzte Spiel, dieses Jahr machten wir uns wieder daran, die Welt zu retten. Der Ausgangspunkt war London, danach die Midlands, bald waren wir in Belgisch-Kongo, in Leopoldville (heute: Kinshasa). Die Anreise über Lissabon, viele Zwischenstationen, misstrauisch beäugt von verschiedenen Agenten, mit denen wir Katz und Maus spielten, obwohl die wohl gar nicht sehr zur Haupthandlung gehörten. Bald folgten wir den Spuren eines dubiosen Forschers nach New York. Unser Ziel, die Welt vor Nyarlathoteps Chaos zu retten, erreichten wir nicht – vielmehr gab es da nichts zu erreichen, wir stellten uns als Nebenfiguren eines Kampfes heraus, dessen Ausgang wir nicht beeinflusst hatten: Der Forscher hatte uns alle gelinkt, Nyarlathoteps Kultisten wie uns und wie die Nazi-Okkultisten. Große Antiklimax am Ende, das war lehrreich und gar nicht so unschön.

Wie immer reichlich Papierdokumentation. Für jeden Schauplatz gab es Bilder, für jede Nebenfigur Fotos. (Es war nett, dabei Fred Astaire und Errol Flynn zu begegnen und einem jungen Stewart Granger – der Spielleiter bedient sich gerne aus einer Datenbank alter Bilder von Schauspielern und Schauspielerinnen.) Ich schrieb zum ersten Mal auf dem Tablet mit, baute schnell geknipste Fotos in das Dokument ein, so wie meine Schülerinnen und Schüler das in der Oberstufe machen. Deren Handschrift sieht da aber sauberer aus.
(So zwischen zehn und elf nicke ich dann immer am Spieltisch ein. Manchmal hören wir schon um zehn auf, aber wenn es länger dauert, werde ich dann ab elf wieder wach und kann mitmachen.)
Zuhause dann dieser Tweet:
Bei unserer Recherche haben wir in der Literatur leider keinen Hinweis zu dem Krug gefunden. Es wäre jedoch nicht abwegig, dass die Frauen auf dem Weg vom Wasserholen noch zum Beten in der Kirche gingen, die ja fester Teil der alltäglichen Lebenspraxis war.
— Hamburger Kunsthalle (@KunsthalleHH) November 2, 2021
Der Hintergrund ist dieses Bild von Wilhelm Leibl, Drei Frauen in der Kirche, 1882 entstanden. Zusammen mit anderen Bildern befindet es sich in unserem Deutschbuch im Kapitel zum Epochenumbruch um die Jahrhundertwende 1900, und mein Kurs hatte Fragen:

Entstanden in der Heilig-Kreuz-Kirche in Berbling (Bad Aibling)
Jetzt in der Kunsthalle Hamburg
Wikipedia
Nämlich, was das für ein Krug sei. Wasser? Wein? Bier? So richtig befriedigte uns keine Antwort. Auch Twitter wusste keinen Rat, aber schönerweise kam Mirabilia auf die Idee, die Kunsthalle Hamburg anzutwittern, in der das Bild hängt. Die wollten dann auch wirklich einmal schauen, ob sie etwas herausfänden. Und oben also die Antwort: Nein, in der Literatur stehe nichts. Dennoch: Auf dem Weg zur oder von der Kirche noch mal eben Wasser holen? Wem gehört der Krug, der fein gekleideten jungen Bäuerin? Das überzeugt mich nicht wirklich. Erntedank und weihen lassen? Aber dazu fehlen weitere Hinweise auf Erntedank, finde ich.
Vielleicht findet sich ja doch noch mal eine alle befriedigende Erklärung.
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