Was in den letzten zwölf Jahren neu hinzugekommen ist an der Schule

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Ich höre immer wieder Klagen darüber, dass sich an der Schule nichts verändert, dass vieles noch so ist wie vor vierzig Jahren, manches nicht mehr zeitgemäßg ist und so weiter. Manche der Klagen kommen auch von mir.

Andererseits kann man auch meinen, dass sich ständig etwas ändert; die Segnungen der Technik und die Wünsche des Kultusministeriums sind mannigfaltig, und wiederum heiße ich manche davon auch gut. Auch in konkreten Schulen selbst, also etwa der meinen, gab es in den letzten zwölf Jahren, oder jedenfalls deutlich nach Beginn des Menschengedenkens, viele Veränderungen. Hier ist eine wahrscheinlich unvollständige und wenig sortierte Liste von Elementen, die in den letzten Jahren neu dazu gekommen sind, Änderungen im Lehrplan ausgenommen:

  • Adventsmarkt (2010?)
  • Ostergottesdienst (2012?)
  • Halloweentag
  • Oktoberfesttag
  • Schulentwicklungsgruppen, Evaluation (2013? früher?)
  • regelmäßige Schulversammlungen (2008?)
  • mehr prüfungsfreie Tage
  • iPad-Klassen (2022)
  • Infoportal (seit 2011) für Kommunikation und Notenverwaltung
  • Dienst-E-Mail (2021, Vorläufer 2010)
  • Lernplattform (schon lange, vermehrt seit 2020)
  • Videokonferenzsystem (2022, Vorläufer 2020)
  • Cloudspeicher und Onlineoffice (2023, Vorläufer 2020)
  • Online-Vertretungsplan
  • Wintersporttage
  • digitale Absenzenkontrolle in der Oberstufe
  • 10 Stunden Tastschreiben für alle (verpflichtend, wird aber ignoriert)
  • VERA-8-Vergleichsarbeiten (verpflichtend, 2009?)
  • Medienführerschein (quasi-verpflichtend, 2022)
  • Woche (?) der Alltagskompetenzen (verpflichtend, aber ignoriert?)
  • Wissenschaftswoche (verpflichtend)
  • Tag des Handwerks (verpflichtend, aber ignoriert?)
  • wöchentliche Viertelstunde des Grundgesetzes (am 27.10.2023 angekündigt)

Nachgetragen weitere Neuerungen:

  • Intensivierungsstunden (der Name ist älter, der Inhalt ändert sich immer wieder)
  • Integrierte Lehrerreserve, Individuelle Lernförderung, gemeinsam.brücken.bauen
  • Ukrainische Brückenklasse
  • Lernbegleitung

Andere Dinge sind weggefallen:

  • Kursfahrten (kommen aber gerade wieder)
  • Papier-Notenverwaltung
  • Papier-Vertretungsplan
  • Papier-Anwesenheitskontrolle in der Oberstufe
  • (Schon lang davor weggefallen, am Anfang meiner Unterrichtszeit aber noch sehr lebendig: das morgendliche Schulgebet.)

Manche dieser Neuerungen trage ich gerne mit, andere weniger. Mit der Technik habe ich keine Probleme, aber ich verstehe ein bisschen, wie man langsam keine Lust mehr hat, sich an weitere Systeme zu gewöhnen. Und die vielen Extrawünsche des Unterrichtsministeriums: So viel holistische Synergie, wie da unter dem Deckmäntelchen der eigenverantwortlichen Schule proklamiert wird, kann ich denen nicht abgewinnen.


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5 Antworten zu „Was in den letzten zwölf Jahren neu hinzugekommen ist an der Schule“

  1. Danke! Da ich jetzt schon 16 Jahre „Sabbatjahre“ habe, für mich interessant. Andererseits ist einiges auf der Liste, was bei uns schon um 2005 herum üblich war. – Interessieren würde mich Inklusion, die gab es zu meiner Zeit bereits in Ansätzen, aber ich war nicht davon betroffen.
    Da meine Tochter Sonderschullehrerin ist, interessiert mich das Thema besonders.

  2. Danke für die Erinnerung, ich ergänze noch ein paar Punkte. Viel Inklusion ist hier aber nicht: Es gibt gelegentlich Schüler oder Schülerinnen mit Schulbegleitung, einige wenige mit Zusatzförderstunden.

  3. Ich meine, dass vor allem die Belastung durch „außerunterrichtliche Aufgaben“ die Veränderung ist.

  4. Claudia

    Demnächst dann die Verfassungviertelstunde ganz neu auf der Liste :-)

  5. Pony kocht was

    Noch wenige Jahre zurück galt Geographie als das Fach der Allgemeinbildung schlechthin. (Das war, als man noch von allgemeinbildenden Schulen und der Allgemeinen Hochschulreife gesprochen hat.) Heute halten mehr Menschen das Fach Digitalisierung (gerade nicht Informatik!) für die eigentliche Allgemeinbildung, weswegen Geographie sukzessive „zurückgebaut“ werden musste. Auch Chemie, ein Fach, das es (so) eigentlich nur am Gymnasium gibt (FOS?), erlitt einen dramatischen Bedeutungsverlust, auch wegen der Abschaffung von Leistungskursen im G8. Vielleicht wird wieder etwas mehr draus mit dem neuen G9… Als Schlüsselfach zum Erwerb von Sozialkompetenz gilt nunmehr das Fach Leibesübungen, das sich zumeist am Konkurrenzprinzip der professionellen Sportunterhaltungsbranche orientiert, die für normales Verhalten „Fairplay“-Preise vergibt, damit alle zu dieser Anmaßung (und den Stundenaufstockungen und „Zusatzprojekten“ in der Unterstufe) auch ja brav nicken.
    Die SZ schlägt vor, die Verfassungsviertelstunde erst einmal von Hubsi absolvieren zu lassen. Da freuen sich die Politik- und Gesellschaftslehrer (ehemals Sozialkunde), weil die anderen sich erst einmal nicht für zuständig erklären werden.
    Es gibt also schon noch ein paar Änderungen anzufügen.

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