Stöckchen und Blöggchen und Lebenszeichen

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Das neue Jahr fängt gut an: In der Bildungsblogszene wird geraunt, man könne doch wieder mehr bloggen. Im Halbtagsblog und bei Herr Mess stehen einleitende Worte zum Thema; eine Themenliste als Onlinedokument entstand, fast wie bei Frau Novemberregen. Ein Hintergrund ist der, dass sich nach dem Ende von Twitter die Lehrer und Lehrerinnen nicht auf einen Social-Media-Kanal einigen können: Threads? Bluesky? Mastodon? Wo findet der Diskurs statt?

Neben diesen Orten, die für den schnellen Austausch sicher gut geeignet sind, gibt es aber auch einen Ort für längere und vor allem bleibendere Texte: das eigene Blog. Muss man mir nicht sagen, ich war immer eher Blogger als Twitterer, vielleicht auch, weil ich einen Tick weniger teamfähig bin als andere? (Das ist ein Thema für andermal.) Ich habe auch noch genug Ideen zum Bloggen, am meisten beschränkt wird mein Blog-Output durch die Zeit, die mir zur Verfügung steht. Vor Silvester war ich ein paar Tage in Berlin, Saurier und Kunst und die Reihe im Friedrichstadtpalast; nach Silvester habe ich bis zum Zahnfleisch korrigiert.

Jedenfalls gibt es die ersten Blogparade, Thema:

Mein (schulisches) Motto für 2024

Ich habe keine Tätowierung, unter anderem deshalb, weil ich mich nie für eine entscheiden könnte, und aus anderen Gründen. Mit einem Motto ist das ähnlich. Ist das so etwas wie ein Vorsatz zum neuen Jahr? Wunsch, Motto und Vorsatz wäre jedenfalls: GELASSENHEIT.

Ich war in den letzten Monaten nicht sehr entspannt in der Schule, glaube ich. Zu groß mein Wunsch nach Effizienz und Organisation, das tat meinem Unterricht nicht gut. Aber mit drei Deutschklassen, Notendruck (unter dem leiden nämlich Lehrkräfte), jährlich mehr Sitzungen und Terminen, da habe ich das Bedürfnis, mich zu organisieren.

Aber eigentlich muss ein Motto doch auf Latein sein!

Fünf Drei Dinge

Ein anderes Stöckchen von Armin Hanisch:

Drei Vier Dinge, die mich begeistern

  1. Bücher, immer wieder. „Die Ausschreitungen unserer Phantasie und Entartungen unserer Herzen, also Kunst.“ (HannsDieter Hüsch) Selbst die schlechten finde ich bemerkenswert, und die obskuren, und die misslungenen, und die guten natürlich auch.
  2. Gutes Marzipan, Königsberger Marzipan insbesondere, mit viel höherem Mandelgehalt als so das Standardmarzipan.
  3. Programmieren als Zeitvertreib und zur Erfahrung von Selbstwirksamkeit. Und mir dabei zusehen, wie ich auf die Mikrobelohnungen abfahre.
  4. Junge Menschen. Sie ansehen gibt mir Hoffnung.

Drei Dinge, über die ich meine Meinung geändert habe

Das ist die interessanteste und schwierigste Frage.

  1. Das Doppelstundenprinzip an der Schule. Ich bin mir auf jeden Fall nicht so sicher, dass die eine gute Idee sind und liebäugle wieder mit mehr Einzelstunden. Ob ich mir die wünschen würde, ist eine andere Frage, denn bequemer sind Doppelstunden ohnehin für alle. Aber das ist ja eigentlich nicht die Hauptsache.
  2. Die Aufgeklärtheit und Vernunft der Menschen. Die ist so etwas von hauchdünn. Und ich kann einige Musiker, die schon lange vor oder während der Pandemie in die Verwirrung abgedriftet sind, nicht mehr hören. Das zählt zusammen als ein Punkt.
  3. Das mehrgliedrige Schulsystem, so wie es jetzt existiert. Im Prinzip bin ich immer noch dafür, aber ich sehe keine Hoffnung, dass das noch einmal gut umgesetzt wird. Dann lieber gar nicht.

Drei Dinge, die mir absurd oder lächerlich scheinen

  1. Verschwörungserzählungen.
  2. Homöopathieerklärungen.
  3. Influencer, so bei Youtube und Instagram und vermutlich auch TikTok. Als Kind und Jugendlicher waren mir Trends und Angesagtes immer so was von egal. Meine Mode kam von alten Schwarzweißfilmen, meine Interessen so obskur. Wie wäre das heute, mit Hobbys aufzuwachsen, die nicht im Mainstream sind, und wenige Gleichgesinnte kennen – gibt es das noch, oder ist man so oder so sofort in einer Onlinecommunity?


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11 Antworten zu „Stöckchen und Blöggchen und Lebenszeichen“

  1. Was wäre der Vorteil von Einzelstunden im Vergleich zu Doppelstunden für die Schüler_innen?

  2. Anne Rüsing

    Ja zu den Einzelstunden (ich unterrichte alle 14 Tage eine Doppelstunde Französisch als Prüfungsvorbereitung, das nützt einen feuchten Kehricht! Nichts bleibt hängen, Wiederholung müsste eigenständig erfolgen … Und die SchülerInnen haben sich freiwillig für Vorbereitung und Prüfung entschieden, wie sieht das bei Pflichtfächern aus? Zu Hülf!)

  3. >Was wäre der Vorteil von Einzelstunden im Vergleich zu Doppelstunden für die Schüler_innen?

    Eigentlich nur einer, wenn er überhaupt stimmt: Sie lernen mehr dabei. Ich bin mir auch nicht sicher, ob das stimmt, aber ich neige immer mehr dazu. Andere Vorteile gibt es keine, glaube ich.

  4. menschlichekonstante

    Mit Hobbys nicht im Mainstream? Ja, das geht und ist nicht anders als vor 40 Jahren. Ich weiß nicht ob es allen Jugendlichen so geht, aber die meinigen hängen online nur mit Leuten ab, die sie kennen und den dadurch erschlossenen Kreisen. Der eine hat auf diesem Weg einen stabilen durch Interessen verbundenen Freundeskreis aufgebaut (angefangen mit gemeinsamem Computerzocken, jetzt immer mehr Musik/Kunst betreibend), der andere kennt niemanden außer sich selbst mit seinen Interessen (Fotografie und Politik) und sehnt sich dem Studium entgegen in der Hoffnung auf Ähnlichgesinnte.

  5. Noch einmal zu den Einzelstunden und warum man da weniger lernt: Ich glaube zu beobachten, dass ich in einer Doppelstunde nur anderthalbmal so viel mache wie in einer Einzelstunde. Weniger Hausaufgaben, mehr Schreibphasen in der Klasse; und viele SuS tun sich schwer damit zu lernen, in der Schule ernsthaft zu arbeiten. Andere sagen ganz klar: sie arbeiten eigentlich nur zu Hause (und klagen dann, wenn auch nur ganz leise manchmal, über die viele Zeit, die sie dort mit Schularbeit verbringen), weil die Schule vormittag nur fürs Gesellschaftsleben da ist. Die Pause in der Mitte der Doppelstunde ist mindestens so lang wie der Stundenwechsel.

  6. >Mit Hobbys nicht im Mainstream? Ja, das geht und ist nicht anders als vor 40 Jahren.
    Damals gab es Papier-Fanzines und Briefe und Clubs. Heute ist das wohl einfacher mit dem Internet.

  7. Zu Einzelstunden übernehme ich die Formulierung eines mitlesenden Kollegen abgewandelt für mich: Zumindest in meinem Alter und zumindest mit meinen Fächern und der aktuellen Schülergeneration fällt es schwer, einen Spannungsbogen über mehr als eine halbe Stunde aufrecht zu erhalten. Was dazu führt, dass es eine Stunde mit Spannungsbogen gibt und danach eine ohne.

  8. Sehr interessanter Blogeintrag. Viele Aspekte, die du hier nennst, haben mich sehr angesprochen. Beispielsweise deine Meinung zu Doppelstunden. Bei uns gab es in Englisch bisher immer nur Einzelstunden und dieses Jahr das erste Mal Doppelstunden. Da habe ich bei vielen Klassen gemerkt, dass das nicht immer funktioniert. Woran es liegen mag? Vielleicht die sinkende Aufmerksamkeit, die bereits nach einer Stunde einsetzt? Auf jeden Fall teile ich diesbezüglich deine Meinung.
    Das von dir gewählte schulische Motto „Gelassenheit“ finde ich super. Man lässt sich wirklich leicht von den vielen Faktoren des Schulalltags aus der Ruhe bringen. Gerade der Notendruck macht auch mir zu schaffen. Bei uns (Elfenbeinküste) arbeiten wir noch dazu in Trimestern, wodurch noch weniger Zeit für die geforderte Anzahl an Klausuren, Klassenarbeiten etc. besteht. Da ist Gelassenheit auf jeden Fall nicht verkehrt.

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