Über fünfzig deutsche Schauspieler und Schauspielerinnen haben an einer Aktion teilgenommen, bei der sie ironisch-sarkastisch-zynisch (darüber wird man streiten) eine (ihre?) Unzufriedenheit mit Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie demonstrierten: in übertriebener Form forderten sie immer mehr und strengere Maßnahmen.
Das ist die verhältnismäßig neutrale Beschreibung, und im besten Fall sah das so auf dem Papier und dort vielleicht nach einer brauchbaren Idee aus. Was herauskommen ist, ist unglücklich und peinlich. Es hagelt berechtigte Kritik von den meisten Seiten und Lob und Zuspruch von den Spinnern und Rechtsnationalen. Manche der Teilnehmenden rudern zurück, andere buddeln sich noch tiefer hinein.
Man hätte vorher mehr nachdenken können. Der Schauspieler Khodr Kida Ramadan, der ebenfalls für das Projekt angefragt wurde, erklärt das so (das erste Mal, dass ich etwas von Instagram einbette, ich hoffe, das geht halbwegs):
Mich erinnern die ursprünglichen Videos an einige Abiturreden, die ich im Lauf meiner Schulzeit erlebt habe. Nicht die echt kritischen, die fast schon ein Eklat sind, da wurde ich anderthalb mal Zeuge. Allen Respekt dafür. Ich meine eher die, die versehentlich daneben gehen – versehentlich vielleicht, absehbar sicher, so wie auch hier. Das waren dann jeweils Schüler, die auf die eine oder andere Weise unzufrieden waren mit der Schule. Zusammen mit der Gelegenheit, vor allen anderen auf einer Bühne zu stehen, führt das mitunter zu Ironie.
Unzufriedenheit: Man kriegt irgendwie nicht, was man gewohnt ist, und auf das man aber Anspruch zu haben glaubt. Durch Ironie baut man ein Schutzschild auf, implausible deniability, hat man ja doch gar nicht so gemeint. „Das war doch Ironie,“ und dann darf man sagen, was man will. Überhaupt: Die Kritik hätte schon vorher kommen können, und in anderer Form, bei den Abiturreden wie bei den Schauspieler:innen, aber da war nichts. „Man darf ja nichts sagen“, heißt es auch bei beiden – „aus Angst vor schlechten Noten“ oder aus Angst, gecancelt zu werden – beides Ausreden.
Aber alle können ja noch lernen, Abiturredner sowieso und auch Schauspieler:innen. Das war vielleicht dumm und ungeschickt, aber man muss auch eine Gelegenheit zum Rückzug lassen – finde ich. Das beutelt einen ja sicher auch, so einen, na ja, Fehler zu machen, so öffentlich. Allerdings habe ich das nicht im Detail verfolgt – ich kenne ohnehin, ahem, fast niemanden von diesen Leuten.
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