Ich mag Lieder mit Cover-Versionen, schon mehrfach schrieb ich: Wenn es ein Lied eigentlich nur in einer Version gibt, dann ist nicht das Lied das Kunstwerk, sondern die Kombination aus Künstler-Lied-Marketing-Jahrzehnt-Umständen; es ist eher ein Gesamtkunstwerk oder eine Installation. Ein gutes Lied erkennt man daran, dass andere es nachsingen wollen, auf der Ukulele, am Lagerfeuer, oder als profesionelle Künstlerin. Das Konzept einer Original-Version gibt es erst seit dem Rock’n Roll.
Deshalb habe ich mit Interesse bei Cracked gelesen: „6 Songs That Rocked Hard Before They Got Covered and Became Famous“. (Nicht alle Geschichten sind schön.) Unter anderem geht es dort um „Mickey“ (1981) von Toni Basil, das eine Version von „Kitty“ (1979) ist, mit fast dem gleichen Text, nur umgedrehten Geschlechterrollen. Das erklärt manches. Den Video dazu hatte ich vermutlich noch nie gesehen:
Das Lied verbinde ich mit den Faschings- und anderen Partys in der örtlichen Pfarrei. Da war ich mit im Team. Vor allem beim regelmäßigen Abbauen am Tag darauf war die Stimmung schön, man räumte gemächlich, und weil die Gruppe nicht so groß war, konnte man leicht Musikwünsche anbringen – mit den Singles, die halt da waren. Und da war „Mickey“ eben eine, die viel gehört wurde. Daneben „Tender Is the Night“ von Jackson Browne (1983) (Youtube) und „Don’t Go Breaking My Heart“ von Kiki Dee und Elton John (schon 1976, sehe ich gerade) (Youtube). Andere Lieder aus dieser Zeit verbinde ich mit anderen Orten.
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Schon vor zehn Tagen war ein Gast frühabends im Wohnzimmer:

München, Stadtmitte, 3. Stock. Wir haben das Heupferd dann zu zweit eingesammelt und auf den Balkon verfrachtet. 2006 war schon mal eines hier, sagt das Bildarchiv, aber ein kleinereres.
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Dann zum ersten Mal mit dem Rettungswagen gefahren. Was allen sicher offensichtlich ist, über das ich aber noch nie nachgedacht habe: von innen ist die Sirene gar nicht so laut! Weil, klar, kann ja nicht. Es gibt zweierlei Sirenen, habe ich mir sagen lassen, Pressluft und, uh, elektrisch? Die eine ist lauter als die andere. Unsere war am Kühler montiert und strahlte vor allem nach vorne aus. Außerdem habe ich gelernt, dass Rettungswagen, auch wenn sie es eilig haben, manchmal sehr langsam fahren: weil es vor allem im hinteren Teil scheppert und wackelt und ruckelt und schwankt, und das beim Krankentransport natürlich schlecht ist. (Erinnerte mich ans Fahren mit dem kleinen Panzer bei der Bundeswehr.)
Der Anlass: Häuslicher Unfall der betagten Anverwandten, als Besuch aus Berlin und Florida und ich da waren. Geht schon, bin aber arg erschrocken.
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In Thüringen haben immerhin 70% keine Nazis gewählt.
Den Grünen wird immer vorgeworfen, sich moralisch für besser zu halten, Andersdenkende zu verachten oder Denkverbote zu erlassen; zumindest habe ich das in der letzten Woche mehrfach gelesen. Das halte ich für Unfug. Ich bin ja grün, und halbwegs woke für mein Alter, und es gibt bestimmt sehr wenige Menschen, die ich verachte. Nazis vermutlich. Ich kenne niemanden, den ich verachte, mit manchen habe ich eher Mitleid. Denkverbote erteilen weder ich noch die Grünen, aber es ist ja auch kein Denkverbot, wenn man sagt, dass bestimmte Dinge Unsinn sind. Und für moralisch besser halte ich mich selten, und so gut wie nie bei Umweltthemen, und nicht mal bei allen Rassisten. Aber was bei mir der Fall ist: ich halte viele für dumm, oder denkblind. (Das sind die „Es gibt gar keinen Klimawandel“-Leute. Die gibt es tatsächlich.)
Wenn ich Politiker wäre, wäre es unklug, das zu sagen, vermute ich. Der Vorwurf wird aber gar nicht oft erhoben. Den Grünen wirft man ja alles mögliche vor, aber mir begegnet selten: die halten sich für etwas Klügeres als mich. Kommt das den Leuten so viel weniger in den Sinn als der Moral-Vorwurf? Ich sage das ja niemandem ins Gesicht, aber müssten die sich das nicht denken?
Ich verstehe sogar, wie man für Faschismus sein kann, auch wenn ich das für furchtbar falsch halte: Wenn einem Gesetze und Gesetzesänderungen und Demokratie zu langsam sind, wenn man einen starken Führer möchte, der gordische Knoten einfach zerschlägt, der Loyalität belohnt und der sich nicht an Gesetze halten muss. Dumm ist, wer das für nötig hält, um einer erfundenen Gefahr zu begegnen. Dumm ist, wer glaubt, dass das ohne Korruption geht, oder wer glaubt, dass das ohne massive Beeinträchtigung von Minderheiten und Abweichung jeder Art geht. Charakterlos ist, wer das okay findet.
(Nachtrag: Statt dumm oder denkblind schlage ich vor: „Mit hohem Selbsttäuschungsvermögen.“)
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