Digitale Hefteinträge – Goodnotes als Brückentechnologie?

(6 Kommentare.)

Stand der Digitalisierung in Bayern am Gymnasium: Schüler und Schülerinnen haben Tablets, und zwar iPads. Sie nutzen sie für ihre Notizen, also als Heftersatz, und zwar mit der App Goodnotes.

Tafelbilder

Das Konzept „Heft“ und „Hefteintrag“ gibt es natürlich auch deshalb, weil Lehrkräfte noch damit arbeiten, und mit Tafelanschriften oder Tafelbildern, die die SuS festhalten sollen. Mache ich ja auch, sieht dann etwa so aus:

(Danach Heft-Titelbilder aus der Klasse zeigen lassen und analysiert. Einige haben sich ein Bild von der KI machen lassen, sag gut aus, aber die Bildsprache selber können sie nicht erklären. Eine Silhouette, männlich, langer Mantel, wehend im Nachtwind, Kragen hochgeschlagen, im Hintergrund ein Grab – was sagt uns das alles darüber, was im Werk wohl zu finden sein wird?)

Ginge es auch ohne Tafelanschriebe? Vielleicht. Ich müsste umdenken. Man bietet gleich das fertige Bild an? Das heißt wohl im Prinzip, mit Präsentationen zu arbeiten. Oder eben nicht frontal, sondern mit Arbeitsmaterial, also Präsentation zum Durchblättern?

Arbeitsblätter

Außerdem gibt es noch Arbeitsblätter. Die kriegten Schüler und Schülerinnen früher auf Papier, und einige wollen das heute auch noch so. Den anderen ist es am liebsten, wenn es das Arbeitsblatt auf Papier gibt, sie es abfotografieren und das Foto in ihr Goodnotes-Dokument einbauen können. Natürlich biete ich das Arbeitsblatt auch als PDF-Datei an. Aber das wird nicht angenommen, das Herunterladen ist vielleicht zu umständlich und das Einbauen von PDF-Dateien in Goodnotes am Ende gar nicht bekannt. (Oder geht es darum, das Foto verkleinert neben den eigenen Text platzieren zu können?)

Warum überhaupt PDF-Dateien? Die kommen meist im Format DIN A 4, sind eher hochkant, die Schriftgröße ist festgelegt. Für das Lesen am Tablet ist das nicht ideal. Warum nicht die Inhalte als Webseite anbieten, also HTML, wobei Schriftgröße und Zeilenumbruch und vieles mehr vom Publikum selbst eingestellt werden kann? Es wäre kein Problem, im Rahmen eines Mebis/Moodle-Kurses eben keine PDF-Datei, sondern eine HTML-Seite anzubieten. Das entfernt sich allerdings vom Konzept „Arbeitsblatt“ und lässt sich auch nicht so gut 1:1 in das Goodnotes-Dokument übernehmen. Liebevoll gestaltete Diagramme in docx mit Vektorgrafikelementen lassen sich auch schlechter verwenden.

Warum da stehen bleiben und nicht gleich das Material als EPUB-Datei anbieten? Dann kann man das bequem herunterladen, Schriftgröße anpassen. Ja, man muss in der Regel wieder auf selbst gebastelte Diagramme verzichten. Und außerhalb von Tablets, also etwa bei Windows, dürften EPUB-Reader nicht so verbreitet sein.

Man könnte dann auch Arbeitsblätter austeilen, die länger als 2 Seiten sind. Das ist ja bisher erst einmal unerhört: Kurzgeschichten, Arbeitsblätter, Merkblätter, Lückentexte – alles durfte eigentlich nur zwei Seiten lang sein, weil mehr zu kopieren zu teuer, zu umständlich, zu aufwendig gewesen wäre. Mit PDF-Dateien und EPUBs könnte man gleich längere Texte präsentieren, Textsammlungen gar. Auch darauf sind wir Lehrkräfte, was unser Material betrifft, vermutlich nicht eingestellt. Wäre es nicht schön, wenn die SuS mehr Material verwalten, längere Texte lesen müssten? Ist Goodnotes dafür das richtige Werkzeug? Gibt es bessere Werkzeuge?

Handschrift

Die Einträge verfassen Schülerinnen und Schüler handschriftlich mit dem Tabletstift. Selbst wenn es eine Tastatur gibt, wird sie nicht benutzt, meist steht ohnehin nur die wenig brauchbare Bildschirmtastatur zur Verfügung. Sinnvoll?

Und wenn ich in einer Schulklasse lernen sollte?

a) Am liebsten würde ich beim Lernen arbeiten wie ich das jetzt zuhause mache: mit einem ordentlichen Rechner mit einem ordentlichen Betriebssystem; ich würde Verzeichnisse anlegen und verschiedene Dokumente und hätte verschiedene Programme zur Auswahl. Aber schon auch mit Touchscreen.

b) Wenn ich nur ein Tablet mit Stift aber ohne Tastatur hätte … würde ich mir eine Tastatur kaufen.

c) Wenn ich nur ein Tablet mit Stift und Tastatur hätte und an herkömmlichem Unterricht teilnehmen müsste, wie würde ich damit am ehesten arbeiten? Handschriftlich oder mit Tastatur? Vermutlich im Wechsel. Würde ich mit PDF-Dateien arbeiten oder mit Fotos von ausgedruckten Arbeitsblättern? Mit PDF-Dateien, da bin ich ziemlich sicher, aufbewahrt in eigenen Verzeichnissen.

d) Wenn ich nur ein Tablet mit Stift und Tastatur hätte, wie müsste Unterricht gestaltet sein, dass ich am besten damit arbeiten könnte? (Nicht dass ich das propagieren möchte. Ich bin eher kein Freund dieser Tablets.)


Beitrag veröffentlicht am

in

Kommentare: 6

Schlagwörter:

Kommentare

6 Antworten zu „Digitale Hefteinträge – Goodnotes als Brückentechnologie?“

  1. No Tablet Pony

    Als es in meinem Deutsch-Unterricht noch Tablets gab, waren die Schüler vor allem damit beschäftigt hin und her zu wischen und hin und weg zu zoomen, weil sie ihre eigene Schrift ab einer bestimmten Größe nicht mehr lesen können (und das bei oft sehr ordentlichem Schriftbild).

    Bei den Arbeitstexten hatten sie bestenfalls einen Absatz im Blick, bei Dramentexten manchmal nur zwei mal Rede und Gegenrede, je nach Layout. Ein wiederholt auftauchendes Wort (Schlüsselbegriff, Leitmotiv, Refrain?) nahmen sie nicht wahr.

    Bei dieser Kleinschrittigkeit müssten Schülers ja über über mehr als 120 Sekunden Aufmerksamkeitsspanne verfügen, um noch das im Kopf zu haben, was nicht mehr in ihrem Bildschirmausschnitt zu sehen ist, aber mitzudenken ist. Das ist heute schon viel verlangt…

    Nach 60 Minuten in einer analogen Klausur geht das allgemeine Händeschütteln los, weil der abgegrabbelte Kuli auf Papier einen zu großen Reibungswiderstand aufweist und damit die ersten Krämpfe auftreten, denn der Tabletstift gleitet halt schon leichter über die Oberfläche.

    Die eine oder andere Schülerin erkannte bereits im letzten Schuljahr im Deutschunterricht auf groben Unfug und führte wieder ein Heft. Kann sein, dass der Eintrag danach abfotografiert wurde.

  2. […] Januar 2025 / No Comments Herr Rau hat in einem seiner jüngsten Blogposts eine gute Frage gestellt, die im Zusammenhang der Notizen App Goodnotes stand, vor der wir in den […]

  3. […] Herr Rau zu Good­no­tes und digi­ta­len Heft­ein­trä­gen und Herr Mess zum 1×1 des 1:1 geschrie­ben haben, habe ich end­lich mal wie­der ein The­ma […]

  4. […] Digitale Hefteinträge – Goodnotes als Brückentechnologie? […]

  5. Nachtrag: Ich will etwas mehr betonen, dass vor allem PDF-Arbeitsblätter eine Brückentechnologie sind. Wir denken noch zu viel in Ausdrucken und DIN A 4 und Platz sparen und Lückentexten.

  6. Thomas

    Schöner Artikel, einige der Gedanken kreisen auch in meinem Kopf. Danke soweit dafür.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert