Dampfnudeltraditionen

(16 Kommentare.)

Bei meinen Eltern gewesen:

So sieht Dampfnudelessen aus, wo ich herkomme: viel Vanillesoße, die man sich in einen Teller füllt, und daneben – daneben! – ein Extrateller für die Dampfnudeln. Daneben, damit die Kruste („Scherre“) nicht weich wird. Unterhalten über Sachen, die einem so unter dem Namen Dampfnudel vorgesetzt werden: In der Reine, wo sie rechteckig statt rund werden und in die Höhe wachsen; in der Reine ohne Deckel, wo sie dann natürlich überhaupt keine Dampfnudeln mehr sind, sondern Rohrnudeln, braun oben; serviert mit Kruste schwimmend in Vanillesoße, wo die Kruste ja weich wird; und ganz ohne Kruste, wo man sie noch als Dampfnudel gelten lassen kann, aber halt keine von den richtigen, weil eine richtige Dampfnudel unten eine braune, leicht salzige Kruste hat.

Tatsächlich war die Kruste weniger dunkel, als sie auf dem Bild aussieht.

Frau Rau macht allerdings ganz köstliche Dampfnudeln auch ohne Kruste. Ihre sind die fluffigsten und besten, sehr gut, aber halt ohne Kurste


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16 Antworten zu „Dampfnudeltraditionen“

  1. Corsa

    Salzige Kruste !?! KARAMELL muss da drunter sein, dann bekommt die Vanillesosse, die natürlich darüber (!) gegossen wird, eine wunderbare Note.
    Vermutlich ist das eine schwäbische Variante, aber dies weiß man bei meiner „wilden“ Familie nie so genau.
    Hier jetzt auf jeden Fall großes Bedauern, dass meine Mutter ihr Wissen nie weitergegeben hat. (Jaja, ich habe auch nicht beizeiten gefragt….)

  2. Hm, also ein Löffelchen Zucker kommt schon auch ins Fett, für die Farbe, aber richtig karamellisiert das nicht hier bei uns, und ist entschieden salzig. Auch hier schwäbischer, vielleicht württembergischer Einschlag.

    Aber das mit dem Karamell ist sicher lecker, ähnlich wie bei Kaiserschmarrn (auch hier: unkaramellisiert). Ich bin ja gar nicht so streng, ich lasse alles gelten, was im Dampf gegart wurde, selbst in der Reine, wenn’s sein muss.

  3. Hier auch Karamell! Die Nudeln werden in Milch, Butter und Zucker gegart im geschlossenen Topf bis es leise knackst. Dann sind sie gut. Im tiefen Teller kommt Vanillesauce drüber und Kompott, am besten aus Mirabellen, daneben. (Tiefstes Südbaden)

    LG
    Poupou

  4. Corsa

    @Poupou Das freut mich zu hören und ich werde diese Hinweise zum Anlass nehmen, mich vielleicht einmal zu versuchen. Aufgewachsen bin ich übrigens auf der Baar (Württemberg), hart am Rand des Schwarzwaldes.

  5. @Corsa Ich mache sie inzwischen auch gerne im Slowcooker. Der ist dampftechnisch ungeschlagen und es besteht keine Gefahr, dass sie anbrennen. Allerdings karamellisiert durch die lange Garzeit auch im Teig irgendwas, so dass sie etwas bräunlich werden und zwar durch und durch. Es ändert nichts am Geschmack und an der Konsistenz. Kann ich sehr empfehlen!

    Das Rezept von Frau Rau werde ich auch irgendwann mal ausprobieren, einfach weil ich es so kurios finde.

    LG
    Poupou

  6. Ich weiß immer noch nicht, ob es wirklich die gleiche Kategorie ist… „Bei uns“ (in den Dörfern um Bautzen) gibt es Buchteln, aber anders als die Google-Bildersuche es suggeriert sind sie längliche Milchbrötchen und wie Riegel, die man dann abbrechen kann. Man kauft sie fertig beim Bäcker. Keine Kruste, keine Add-ons zum kaum gesüßten Milch-Hefe-Teig. Werden in die warme Vanillesauce gestippt.

  7. Es knackst hier übrigens auch, wenn die Kruste fertig ist, so habe ich das gelernt.

    @loosy Buchteln: Der Hauptunterschied ist, da wo ich herkomme, dass Buchteln ohne Deckel, also nicht im Dampf gegart werden. In der Reine, eng aneinander, deshalb eher eckig als rund; keine Kruste – aber eben ohne braun, weil aus dem Ofen ohne Deckel.

  8. @loosy: was du beschreibst kenne ich als Einback.

    LG
    Poupou

  9. Corsa

    @loosy: Ich kenne es auch als Einback. Da es diesen aber nur beim Bäcker (und folglich ausgekühlt) gibt, gibt es bei mir keine Vanillesauce sondern Milchkaffee oder evtl. Kakao zum Stippen.

  10. Aginor

    Schließe mich der „salzig“-Fraktion an.

    Ich finde bei Dampfnudeln gerade den Kontrast zwischen dem salzigen Geschmack der Nudeln und dem süßen Geschmack der Vanillesauce gut.

    Kenne übrigens auch Leute die gerne Dampfnudeln mit Bolognese oder anderer herzhafter Sauce essen. Dürfen die natürlich, ist auch bestimmt lecker, aber für mich ist Vanillesauce ideal.

    Gruß
    Aginor

  11. Bolognese habe ich noch nie gehört, aber man erzählte mir von Sauerkraut dazu.

  12. Susann

    Hier behmische Kechinnen (eine davon eine HERRSCHAFTSKÖCHIN IN WIEN, als der Kaiser no g’lebt hat) in der Familie. Dampfnudeln wurden nie gemacht, aber Buchteln in der Rein, reichlich in Butter gedreht und dann auf Tuchfühlung in die Rein gesetzt und gehengelassen. Gebacken wird ohne Deckel, die Buchteln stoßen aneinander, begrenzen einander gegenseitig, und wachsen dann ordentlich in die Höhe. Unten gibt es eine braune, leichte Kruste, oben die feste, geschlossene, wie man sie von Brot kennt. Niemals gefüllt, Vanillesauce extra, man tunkte, damit die Kruste „resch“ bleibt.

  13. (Das sind aber mal Referenzen, Susann!!!)

  14. Susann

    Ja, in meiner Familie fühlte man sich wegen der behmischen Herrschaftskechin in der Tat sehr geadelt. In ihrem Kochbuch von 1912 steht zum Thema Dampfnudeln:

    Verhältnis: 42 Deka Mehl, 3 1/2 Deka Butter, 1 Deka Zucker, 1/4 l Milch, 2 Dotter, 4 Gramm Salz, 2 Deka Germ. 7 Deka Butter, 3 1/2 Deka Zucker, 1/4 Liter Milch zum Übergießen.

    Behandlung: Die Germ wird in einen Weidling gegeben, zerbröckelt, mit etwas Milch glatt verrührt, mit 12 Deka Mehl zu einem Dampfel abgerbeitet, mit den restlichen 30 Deka Mehl überdeckt und an einem lauwarmen Ort gehen gelassen. Wenn das Mehr große Risse zeigt, werden dem Dampfel die Eier, Butter, Milch, Zucker, Salz zugesetzt und alles zu einem mittelmäßig festen Teig abgearbeitet. Dann wird der Teig zugedeckt und wieder gehen gelassen. Nachher werden von dem Teig hühnereigroße Stücke ausgestochen, diese zu runden Kugeln geformt, auf ein mit Mehl bestaubtes Brett gelegt und noch einmal gehen gelassen. Dann wird die Milch, Butter und Zucker in einer Dampfnudel=Kasserolle zum Sieden gebracht, die gegangenen Nudeln dazugegeben, zugedeckt und am Herde gekocht. Wenn dieselben anfangen, kurz zu werden, das heißt, wenn die Milch eingekocht ist und die Nudeln Farbe annehmen (was man riechen und hören kann, ohne den Deckeln wegzunehmen), lässt man sie noch etwas langsam gelb anbraten, damit sie eine schöne Kruste bekommen können. Dann wird der Deckel abgehoben und die Nudeln auf eine Schüssel angerichtet. Eine leichte Vanillecreme wird separat dazu serviert.

    Enjoy!

  15. Das Rezept von 1912 ist quasi auch mein Familienrezept. Allerdings ist es bei uns ein Hefeteig ohne Eier.

    LG
    Poupou

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