Tripe and Onions

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Neulich sprach ich Englisch und erzählte von Kutteln, und da fiel mir ein, dass ich aus britischer Literatur und Comedy das Gericht „Tripe and onion“ kannte – eher Arbeiterklasse, das Gegenteil von fein, teilweise verabscheut, teilweise verbunden mit angenehmen Kindheitserinnerungen. Aber ich wusste nicht, was das überhaupt für ein Gericht war.

Also habe ich recherchiert und das mich einigermaßen überraschende Rezept ausprobiert. Kurz: Die Kutteln werden in Milch gekocht, die dann am Ende mit einem Mehlteiglein angedickt wird, und kommen dann in den Ofen, wo sie, wo sie, ja, mit ein wenig Käse überbacken werden.

So sah das dann aus:

Sie schmecken gar nicht schlecht, aber schon etwas ungewohnt. eine kleine Portion reicht für eine Weile. Im Kühlschrank wird das ganze übrigens schnittfest. (Für Sie getestet: Kann man dann auch in Stücke schneiden und panieren, so wie spanische croquetas. Das ist aber zutiefst nicht englisch, glaube ich.)

Das Rezept habe ich von hier: https://traditional-yorkshire-recipes.info/tripe-and-onions/, wo auch die Kommentare allerliebst sind, zu Kuttelmetzgern auf Markständen, wo man sie aus der Hand mit Salz und Essig aß (früher), und Kuttelmetzgereien, bei denen man angeben konnte, welche Kutteln man haben wollte (früher) – also nicht: von welchem Tier, sondern: aus welchem Kuhmagen. Die haben ja bekannterweise vier Mägen: Pansen, Netzmagen, Blättermagen, Labmagen, und deswegen gibt es auch viererlei Kutteln – was ich meist bei Metzger kriege, ist aus dem Pansen (leicht pelzig, aber eher glatt, blanket/flat tripe), sehr viel seltener aus dem Netzmagen (honeycomb tripe, ganz charakteristisch); book tripe und reed tripe sind mir vermutlich noch nie untergekommen (Wikipedia dazu).

Auf der mit dem Rezept verlinkten Webseite gibt es noch viel mehr traditional Yorkshire recipes – lauter Sachen, von denen ich noch nie gehört habe. Moggy, Thar cakes, Parkin, Apple Tansy, Mutton collops und viele mehr.


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12 Antworten zu „Tripe and Onions“

  1. Einige Freunde kommen aus Yorkshire mit ihrem strengen Akzent – oder ist es Dialekt? – und daher kenne ich ein paar bodenständige Gerichte der Region.
    In Pasing, auf dem dortigen Viktualienmarkt, gab es bis vor 20 Jahren eine Kuttlerei. Dort holte ich neben Menschenessen auch Hundeessen.

  2. Was heißt Kutteln auf Englisch?

  3. Ina Pö

    Ein Fass ohne Boden!
    Mein Oppa war (vor meiner Geburt, also inzwischen auch kurz vorm Kartoffelkrieg) Müllermeister und ich dachte ich könnte ihn irgendwann mal über Dinkelmehl ausfragen oder alte Sorten wie Einkorn oder Emmer. Hat ihn leider überhaupt nicht interessiert. War ein sehr kurzes Gespräch. Naja.

  4. >Was heißt Kutteln auf Englisch?
    Uh, tripe?

  5. Spannend! Kochst du sonst auch mal Kutteln? Oder nur jetzt mal dieses Rezept?

  6. Ich koche die regelmäßig. Früher mal auf römische Art (Tomatensoße, Minze), inzwischen nur noch madrilenisch: mit Kalbsfuß, Nelken, Muskat, Zwiebel, Knoblauch, etwas Tomate, Paprikapulver, vor allem Chorizo, spanischem Schinken und spanischer Blutwurst. In Wien neulich habe ich sie nach Tintenfischring-Art zubereitet bekommen, auch nicht schlecht.

  7. Susann

    Ich habe mal ein Buch über britische Regionalspezialitäten gelesen, mit einem ganzen Kapitel über Kutteln. Offenbar wurden die im englischen Norden offensiv als günstiger, schmackhafter Fleischersatz vermarktet und gern gegessen, es gab wohl ein marketing board, man achtete auf peinliche Sauberkeit und schöne Präsentation, um nicht als „arme Leute“-Essen zu gelten. In manche tripe stalls/shops wurde dann auch black pudding, chitterlings und cow’s heel usw. verkauft und die Stände/Geschäfte waren jahrzehntelang eine Institution.

  8. Spannend, Susann! Das Tripe Marketing Board https://tripemarketingboard.co.uk/ hat sogar eine eigene Wikipediaseite! https://en.wikipedia.org/wiki/Tripe_Marketing_Board – Es handelt sich dabei aber wohl um eine Parodie auf solche Institutionen. Hat also früher vielleicht tatsächlich eines gegeben. Black pudding, mhh! Cow’s heels, manchmal für den Eintopf.

  9. in einem kleinen ort bei florenz gibt es ein fest, da sind die kutteln das festgericht. ich habe mir in florenz das rezept geben lassen und nachgekocht. es hat allen geschmeckt, niemand erkannte die kutteln. es war mediteran, mit wein und rosmarin und kräuter und tomaten, ich muß mal das rezept suchen, in italien heißen sie auch tripe, glaube ich.

  10. Mit (Weiß-?)Wein kann ich mir gut vorstellen, habe ich aber noch nie gehabt. „Trippa“, ja. Mein Vater hat mal aus Versehen welche erwischt, weil der das Wort nicht kannte und neugierig war. Hat’s gegessen, war aber kein Fan.

  11. MM

    Auf die Trippa alla Fiorentina bin ich auch hereingefallen, weil die im Reiseführer als besonderes Erlebnis gepriesen wurden. Tapfer ein wenig davon probiert und den größten Teil zurückgehen lassen. Solche Dinge wie Lungenhaschee und Stierhoden können mich auch nicht begeistern. Laut Google KI sind Stierhoden die Hoden männlicher Rinder, was die Frage aufwirft, wie denn die Hoden weiblicher Rinder heißen. Gab es in München nicht ein Lokal, in dem Kuheuter als bayrische Spezialität angeboten wurde?

  12. >Gab es in München nicht ein Lokal, in dem Kuheuter als bayrische Spezialität angeboten wurde?

    Gute Idee! Ich kenne zwei Gaststätten, die sich auf Innereien spezialisiert haben; eine hat erst vor kurzem wieder aufgemacht. Da kann ich zumindest ab und zu mal schauen.

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