Ich habe in Blogs zu drei Themen gelesen, jeweils kommentiert, und möchte meine Kommentare hier noch ergänzen, auch wenn kein ganz runder Blogeintrag dabei herauskommt.
Digidaktik, Datadaktik
https://digilog.blog/2025/08/22/bildung-neu-denken-in-zeiten-von-ki/
Niels Winkelmann steigt ein mit: „Jede Lehrkraft, die Chatbots wie ChatGPT nutzt, spürt sofort, dass traditioneller Unterricht keinen Bestand haben wird,“ und ich muss sagen: Vielleicht nutze ich solche Chatbots zu wenig, oder ich bin keine richtige Lehrkraft, aber ich spüre das nicht. Manche Leute spüren das aber ohnehin ständig. Ganz einer Meinung bin ich mit Niels, wenn er mit Beat Doebeli Honegger davor warnt, dass individualisierende generative KI im Unterricht nicht dazu führen darf, dass halt jetzt jeder Schüler, jede Schülerin individuell gestaltete Arbeits- und Aufgabenblätter kriegt. Tatsächlich sind meine Fächer, glaube ich, auch gar nicht so aufgaben-, sondern eher textbasiert.
Mein Problem: Wenn jemand seine Gedanken mit einem ganz furchtbaren KI-Bild illustriert, dann interessieren mich diese Gedanken schon mal nicht mehr so sehr. „Weise am Weisen ist die Haltung“ lässt Brecht den Herrn K. sagen, das gilt auch für Illustrationen.
Unterrichtsplanung mit KI
Überhaupt, die generative KI. Herumspielen mit generativer KI und schauen, was geht: Bin ich dafür. Produktiver Einsatz von generativer KI, ohne dass das Ziel Gewinn von Erkenntnis über solche KI ist: Halte ich für des Teufels. Na gut, sich Fragen beantworten lassen geht. Sonst ist das wie Rauchen, Fliegen, Fleischessen, Autofahren, Kreuzfahrten: Manchmal kann man nicht anders, manchmal geht es nicht anders, manchmal will man einfach nicht anders, das ist alles menschlich, aber man sollte sich immer ein wenig dafür schämen. Ich weiß schon, die anderen machen es doch auch, und es ist manchmal wirklich nützlich.
Konkret macht Bob Blume in seinem Blogeintrag Vorschläge, wie man generative KI dazu nutzen kann, um sich eine Unterrichtssequenz zu erstellen. Das ist nun nichts, was ich machen werde. Ich kaufe oder lese ja nicht einmal händisch erstellte derartige Unterrichtssequenzen oder Begleithefte zu einer Lektüre. Auch aus Snobismus, und weil ich mir das mit meiner Erfahrung und von meinem Zeitmanagement leisten kann, Außerdem halte ich diese Planung für den intellektuell anspruchsvollsten Aspekt an meinem Beruf, und den möchte ich mir nicht nehmen lassen. Der macht mir Spaß. (Der wichtigste Aspekt ist das Handwerk, das Classroom Management, also: wie nutze ich die Zeit in der Schule effektiv, wie schaffe ich Lernumgebung für alle.)
Gerne: Mit weniger Erfahrung ist das anders, da braucht man Material. Ich habe auch zwei Lektürehefte gekauft, eins zu Faust und eins zu Effi Briest, vor zwanzig Jahren. Es ist auch Faulheit und Snobismus, die mich seitdem hat ohne auskommen lassen. Zu meinem Selbstverständnis als Lehrer gehört dazu, dass ich mir Anregungen hole, aber kein fertiges Material außer dem Schulbuch verwende. So ein Material spielt doch ohnehin nur bei Lektüren eine Rolle, oder? Dennoch bleibt die Frage: Wird der Unterricht schlechter, wenn man die Planung von jemand anderem benutzt (und anpasst, klar), egal ob diee Planung von einer generativen KI oder von einem Verlag erstellt wird? Das heißt eigentlich:
- Wird mein Unterricht besser, wenn ich die Planung von jemand anderem übernehme?
- Wird der Untericht von anderen Lehrkräften besser, wenn sie weniger mit fertigem Material arbeiten?
- Erfordern die Arbeitsbedingungen, also etwa die zur Verfügung stehende Zeit für Vorbereitung, mit fertigem Material zu arbeiten?
- Wird Schule für die Gesellschaft besser, wenn mehr Lehrkräfte mit fertigem Material arbeiten? Also: Effektiver, oder auch nur billiger?
Ich scheue mich davor, diese Fragen zu beantworten. Die vorläufigen Antworten sind: vielleicht, weiß nicht, vielleicht, vielleicht. – Was mir bei Informatik hilft; Fortbildungen zu neuen Themen. Zu Deutsch kriege ich sie nicht mit, oder es gibt keine, dabei wäre mir eine Fortbildung, ein Symposium, etwa zu Jenny Erpenbecks Heimsuchung – drei Jahre lang Thema für die Abiturvorbereitung – lieber als eine Bildungsverlags-Handreichung dazu.
Arbeitszeiterfassung
https://halbtagsblog.de/2025/08/27/zu-viel-arbeit-um-zufrieden-zu-sein/
Jan-Martin Klinge erwähnt in seinem Blogeintrag eigentlich nur am Rande die Arbeitszeiterfassung auch für Lehrkräfte, die immer mal wieder vom einen oder anderen Gericht gefordert und ansonsten ignoriert wird. Auch bei den Lehrern und Lehrerinnen sind die meisten eher dagegen. Ich glaube, das liegt auch daran, dass die meisten kein Deutsch unterrichten.
Es gibt geliebte und ungeliebte Arbeit, Pflicht und Kür. Käme die Arbeitszeiterfassung, würde sich herausstellen, dass in manchen Fächern mehr gearbeitet wird als in anderen. „Augen auf bei der Fächerwahl“, sagte mal ein mir bekannter stellvertretender Schulleiter einschlägigen Faches. Die Reaktion darauf wäre wahrscheinlich zweierlei: Manche Lehrkräfte müssten mehr, andere weniger arbeiten.
Mehr arbeiten, hieße entweder pro Woche eine Stunde mehr Unterricht halten zu müssen (Pflicht) oder als Äquivalent zwei Stunden mehr Fortbildung pro Woche machen zu müssen (Kür?) oder zwei Stunden pro Woche besseren Unterricht vorzubereiten (Kür?) oder zwei Stunden pro Woche sorgfältiger Prüfungen alphabetisch sortieren (stellvertretend für „dann mache ich halt alles wie bisher, nur langsamer“).
Weniger arbeiten, hieße demnach eine Stunde weniger pro Woche zu unterrichten, oder zwei Stunden weniger für die Vorbereitung zu verwenden, oder halt nicht auf Fortbildungen zu gehen.
Alternativ könnte man die vielen nicht-unterrichtlichen Arbeiten anders verteilen: Pausenaufsichten, Vertretungsstunden.
(Unfertig veröffentlicht, weil Sommerferien.)
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