Auch an meiner Schule waren letzten Freitag einige Schüler und Schülerinnen in München streiken und nicht im Unterricht. Der Hintergrund: Unter dem Motto „Fridays for Future“ streiken an vielen Orten auf der Welt Schüler und Schülerinnen, um für den Klimaschutz zu demonstrieren – um die Entscheider daran zu erinnern, gefälligst und bald etwas zu tun.
Ihr Vorbild ist die schwedische Schülerin Greta Thunberg, die seit Monaten jeden Freitag die Schule bestreikt und vor kurzem im Weltwirtschaftsforum in Davos eine Rede hielt. Für diese Rede wird sie von manchen gelobt, von anderen kritisiert, aber das überrascht sicher niemanden. Video hier:
Morgen thematisiere ich das mit der 7. Klasse. Da üben wir gerade das Argumentieren (als Vorbereitung auf eine größere Übung), und die Klasse wünscht sich andere Themen – bisher ging es um Schule und unmittelbare Lebenswelt der Kinder. Sie wollen sicher aber viel lieber beschäftigen mit Themen aus den Bereichen, ich zitiere: Umwelt, Syrien, Europa, Sport, Politik (womit sie wohl: gesellschaftliche Themen meinen). Laut Kultusministerium soll ich das zwar nicht, weshalb das auch sicher keine Prüfungsthemen werden – der aktuelle Trend geht zu Prüfungen mit Begleitmaterial (damit man wenigstens etwas über das Thema weiß) und hin zu Themen, die sich konkret auf das Fach Deutsch beziehen: Kultur, Literatur, Bildung, aber eben nicht mehr: Gentechnik oder Kernkraft, wie ich sie noch aus meiner Schulzeit kenne.
Das ist einerseits sinnvoll: Man soll schreiben von dem, was man versteht. Andererseits ist das schlecht, weil dann gar kein Fach mehr da ist zur schriftlichen intellektuellen Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Themen. Das sollen in Zukunft wohl die anderen Fächer machen, im Fach Physik sollen die Schüler und Schülerinnen in Zukunft laut dem neuen Lehrplan im Web Kommentare zur Kernkraft sammeln und bewerten. Mmh. Ein interessanter Ansatz, ich verstehe den Gedanken dahinter, vermute aber, dass das erst mal nur 1 Seite im neuen Physikbuch sein wird, die man vielleicht sogar überspringt.
— Jedenfalls: Was tun mit den Schülern und schülerinnen, die die Schule bestreikt haben, um Demonstrieren zu gehen? Das Kultusministerium hält sich wohl bedeckt und lässt das die Schule in eigener Regie handhaben. Ich habe keine Ahnung, wie viele bei uns betroffen sind, vermutlich nicht viele; und keine Ahnung, ob und wie das geahndet wird. Dürfte ich ja auch gar nicht schreiben. Aber Theorien, was man tun sollte, die habe ich aufgeschnappt, darunter vor allem die:
- Ignorieren.
- Verweis geben (=Akteneintrag, Ordnungsmaßnahme, nicht zu Verwechseln mit einem Schulverweis).
- Nachsitzen lassen, aber mit irgendeiner sinnvollen gesellschaftlichen Aufgabe.
Lustig, also ernst, wird’s ja nur, wenn das häufiger auftritt, also etwa jeden Freitag, oder wenn mal eine Prüfung ansteht.
Ich finde, die Schüler und Schülerinnen haben ein Recht auf einen Verweis. Die Wirkung der Demo entsteht ja nicht dadurch, denke ich, dass ein paar tausend Schüler sich in München versammeln, sondern dadurch, dass sie das System zwingen, zu reagieren. Beim Ignorieren geschieht das nicht, und auch der Verweise ist nur eine kleine Reaktion. Am albernsten finde ich das Nachsitzen lassen. Das müssten dann doch eher die, die nicht zur Demo gegangen sind?
Ohne dass ich mit betroffenen Schülern und Schülerinnen gesprochen hätte: Die sind sicher entsetzt, wenn das Streiken irgendwelche schulischen Konsequenzen hat. Weil das doch für eine gute Sache war.
(Siehe auch: Kinderkreuzzug?)
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