Freue mich auf die Schule, dann komme ich endlich wieder zum Lesen. Möglicherweise brauche ich das zur Entspannung und ich bin gerade zu entspannt; oder ich gönne mir einfach zu viele andere kleine Basteleien stattdessen.
Mit dem Reinforcement Learning bin ich durch, muss nur noch einen Beitrag für eine Zeitschrift daraus machen. Und vielleicht den ganzen Code umschreiben, um mehr als ein Auto in das Rennen schicken zu können, was das Fahren dann doch noch einmal interessanter macht. Und das Neuronale Netz verbessern, das ist nämlich schlampig gemacht und das Projekt insgesamt versagt bei widrigeren Bedingungen. Und mit verschiedenen Sensoren experimentieren und und und…
Aber eigentlich will ich ja lieber Sachen wie GPT nachbauen und dann hier erklären. Das Prinzip lässt sich wohl nämlich gut im Kleinen umsetzen, richtig mächtig wird das Modell erst durch die große Menge an Textmaterial und den vielen Aufwand beim Lernen und die manuelle Bereinigung, alles Sachen.
Dass das geht, und wo ich anfangen müsste, habe ich letzte Woche in der Sächsischen Schweiz gelernt. So sah das da aus:

Da war ich auf einem Treffen von Informatikdidaktikern und -didaktikerinnen. Ich fühle mich da immer ein bisschen fehl am Platz, auch wenn ich extra mein kariertes Flanellhemd angezogen habe. (Es gab aber auch nicht mehr solcher Hemden als sonst, das ist ei Gerücht.) Ich habe ein relativ breites Wissen, so ganz allgemein, aber richtig in die Tiefe geht es nicht oft; so fühlt es sich jedenfalls an. Und da sind dann lauter Leute, die bei der Informatik als Fachwissenschaft auf sehr vielen Gebieten mehr wissen als ich. Und auch Didaktik… aber die interessiert mich nicht ganz so, außer historisch. Es ist kein Impostor-Syndrom, dafür bin ich zu alt. Dennoch, die Didaktik-Ecke ist wieder eine andere Ecke als das Twitterlehrerzimmer oder die Leute von der re:publica. Ich habe bei allen so einen Zeh im Ozean stecken, aber nicht unbedingt mehr. Aber als Lern- und Motivationsanlass: enorm, und ab und zu kann ich auch etwas Produktives beisteuern.
Mehrfach begegnet ist mir in den letzten Tagen der Beitrag Dieser verdammte Lärm! bei den Krautreportern, von Brent Freiwald, mit dem ich auf Twitter schon Kontakt hatte. Es ist so eine Sache mit den Bildungsreportern. Jedenfalls hat Brent drei Monate als Lehrkraft gearbeitet und schreibt darüber, und eine Erkenntnis ist: das ist echt anstrengend.
Ich will das keinesfalls in Abrede stellen. Es ist anstrengend, und es ist schön, wenn das jemand mitkriegt. Aber tatsächlich habe ich mit dem Lärm nicht wirklich ein Problem. Das liegt an meinen Fächern und vor allem der Schulart, daneben vielleicht Bundesland, Einzugsgebiet, Gepflogenheiten. Laut ist es vielleicht im Sportunterricht, aber eine Kultur des Lautseins wird dort ja auch gefördert. Aber sonst im Unterricht? Nur sehr gelegentlich, denn sonst könnte man doch nicht gut arbeiten. Bei uns haben einige Lehrkräfte sogar oft die Klassenzimmertür offen. Und ich habe nur einmal eine Haupt- oder Mittelschule besucht, beim Herrn Hauptschulblues, da war auch alles ruhig und gesittet.
Andere Punkte, die Brent Freiwald nennt:
- Keine Pausen (außer den beschriebenen): trifft eher zu.
- Fehlende Wertschätzung: trifft nur so halb zu, gesellschaftlich, kein Grund zur individuellen Klage.
- Immer mehr Aufgaben: trifft zu. Man behilft sich, indem man sie schlecht macht.
Und vor allem dieser eine Punkt, jeden Moment auf der Bühne und mental ständig alert zu sein: das stimmt, ja, sicher. Einerseits. Andererseits.
Tatsächlich mache ich geruhsameren Unterricht als früher. Das liegt einmal an den Doppelstunden, die wir so weit wie möglich in allen Jahrgangsstufen haben. Da muss man mehr Phasen einbauen, wo Lehrkraft oder Klasse etwas locker lassen können. Das liegt zweitens an den Coronajahren, so sich das verstärkt hat. Das liegt drittens daran, dass das ja propagiert wird: Gruppenarbeit, Phasen größerer Selbständigkeit, wenig Vortrag. Das liegt viertens an meinem Fach Informatik, das traditionell mehr eigenständiges Arbeiten beinhaltet als andere Fächer. (Weil man das Arbeiten am Rechner nicht nach Hause verlagern kann wie das Schreiben oder Lesen von Texten. Aber dafür gibt es auch viel mehr Zwischenfragen und individuelles Feedback als sonst, was auch wieder anstrengend, also doch nicht so geruhsam ist.) Und viertens liegt es am wohl am Alter.
Jedenfalls baue ich in jede Stunde oder Doppelstunde Ruhepausen für mich ein. Da sitze ich dann am Pult, könnte aber auch anderswo sein, in einer Ecke etwa, und schaue herum und mache nichts. Auch nicht demonstrativ Zeitunglesen, das kenne ich nur als Klischee, habe das aber als Schüler nie selbst erlebt und auch nicht im Kollegium. Das hat sich aus den Gründen oben so entwickelt. Es gibt keine Klagen, und die Schüler und Schülerinnen machen den Eindruck, als hätten sie den Eindruck, sie würden etwas lernen. Tun sie ja auch.
Aber ich habe schon ein bisschen das Gefühl, dass die Schüler und Schülerinnen früher mehr profitiert haben, mit mehr Vortragsphasen, mehr Erklärbär vorne. Aber vielleicht bilde ich mir das nur ein. So oder so, das kommt nicht wieder.
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