Auf diesen Seiten probiere ich aus, wie die Zusammenarbeit an einem digitalen Schulbuch mit Hilfe eines Wikis aussehen könnte. Das ist aber nur ein Modell und wird in dieser Form nicht eingesetzt werden.
Mein Grundgedanke ist der, dass ein Benutzer Material in Form einzelner Texte oder Arbeitsaufgaben oder Tafelbilder einstellen kann; dass derselbe oder andere Benutzer dann Kapitel erstellen, wobei sie auf das vorhandene Material zurückgreifen, statt es neu zu erstellen; und dass man sich aus den verschiedenen Kapiteln ganze Bücher zusammenstellen kann.
Umsetzung
Das Wiki ist als Beispiel für das Fach Deutsch gedacht. Da arbeitet man häufig mit Texten, mit Arbeitsaufträgen und Material und Tafelbildern dazu. In einem typischen Wiki würde man – wenn es um die Novelle „Des Lebens Überfluss“ von Ludwig Tieck geht – dann etwa eine Seite Des Lebens Überfluss (Text) anlegen, mit einer weiteren Seite Des Lebens Überfluss (Aufgaben) und Des Lebens Überfluss (Tafelbilder), wenn man nicht gleich alles auf einer einzigen Seite vereinen möchte. Ich gehe hier aber anders vor.
Wenn man sich Wikipedia anschaut, dann gibt es da zu jeder Seite eine parallele Diskussionsseite. Neben dem Artikel Storch
kann man bei Diskussion:Storch
über eben genau diesen Artikel diskutieren. Dass die beiden Seiten irgendwie zusammengehören, merkt man am ähnlichen Namen; dass sie auseinander gehalten werden können, liegt an den unterschiedlichen Namensbereichen. Es gibt bei Wikipedia neben dem Haupt-Namensbereich eben den Namensbereich Diskussion:
, aber etwa auch den Namensbereich Benutzer:
– so kann es neben den bereits erwähnten Storch-Seiten auch eine Seite für den Benutzer:Storch
geben, ohne dass die Seiten sich in die Quere kommen.
In dem Wiki habe ich mehrere solcher Namensbereiche angelegt, nämlich die Bereiche Text, Tafelbilder, Aufgaben, Links, Ideen, Diskussion. (Denkbar sind weitere oder andere: Medien, Lösungsvorschläge, Prüfungen.) Legt man einen neuen Text an, geschieht das sinnvollerweise im Namensbereich Text, etwa so: Text.Des Lebens Überfluss. (Sobald man sich im entsprechenden Namensbereich befindet, kann man auf dessen Angabe verzichten.)
Wenn man sich auf der Text-Seite zu „Des Lebens Überfluss“ oder wessen auch immer befindet, erscheinen im Kopf des Wikis automatisch und immer Reiter mit weiteren Links:
Diese Links führen zu Seiten, die den gleichen Namen haben wie die Textseite, nur jeweils im entsprechenden anderen Namensbereich. Umgekehrt ist das genauso: lege ich eine Seite im Tafelbild-Namensbereich an, erscheinen dazu Links zu den entsprechenden Seiten in den anderen Namensbereichen. So sind Text, Material, Ideen, Diskussion zu einem Thema einerseits getrennt, andererseits miteinander verknüpft.
(Ein Nachteil des Wiki-Modells: Es handelt sich hier immer um 1:1-Beziehungen, das heißt: Einer Textseite ist eine Aufgabenseite und eine Diskussionsseite zugeordnet und jeweils umgekehrt. Was ich wirklich möchte, sind 1:n-Beziehungen. Einem Text sind mehrere Aufgaben zugeordnet; eine Aufgabe kann sich auf mehrere Texte beziehen. Das geht mit einem Wiki nicht, so dass man auf einer Aufgabenseite halt mehrere Aufgaben zum gegebenen Text sammeln muss.)
Beispiele
Die Seite zur oben erwähnten Tieck-Novelle kann man sich schon mal anschauen. Bisher gibt es da einen Text, ein Tafelbild, ein paar Ideen, ein paar Aufgaben, erst mal alle nur skizziert.
Außerdem gibt es eine Reihe von Parabeln, etwa Lessings Der Besitzer des Bogens. Zu jeder Parabel könnte es, wir erinnern uns, Aufgaben, Ideen, Diskussion, Tafelbilder geben. Im Kapitel Parabeln habe ich mal probeweise drei Parabeln und ein Tafelbild zu einem Kapitel zusammengesetzt. Dabei besteht der Inhalt des Kapitels aus neuem Text und vor allem aus dem Materialbausteinen, die unmittelbar eingebaut werden. Ich muss also nicht die Parabel abtippen, sondern baue sie lediglich ein.
Dieses Kapitel habe ich mit einem kurzen zweiten Kapitel Nathan der Weise nach demselben Prinzip zu einem Buch Die Aufklärung zusammengesetzt.
Erkenntnisse, Probleme, zu Erledigendes
- Für jedes Fach braucht es ein eigenes Wiki. Zu unterschiedlich sind die Wünsche, das wird dann auch zu unübersichtlich, und mittels Interwiki-Links kann man die Seiten der verschiedenen Wikis trotzdem leicht miteinander verbinden.
- Die Infoboxen zu den Materialien sind alle noch händisch eingefügt; dafür könnte und sollte man Templates anlegen.
- Die Infoboxen enthalten einige Kategorien (Schlagwörter). Das müsste man systematisieren. Außerdem gehören alle Schlagwörter zur Zeit unhierarchisch zur gleichen Kategorie; tatsächlich könnte man leicht separate Schlagwort-Kategorien für Autoren, Gattungen etc. anlegen.
- Die Ausgabe als pdf/was auch immer: Darum habe ich mich noch nicht gekümmert. Wikiseiten automatisch in pdf umwandeln geht halbwegs, so dass man ordentliche Arbeitsblätter kriegt. Was allerdings keine Umwandlungssoftware bisher macht: die entstandenen Dokumente mit Zeilennummern versehen. Das wäre bei einem festen Ausgabeformat aber wichtig.
- Meine Lieblings-Wikisoftware ist das hier verwendete PmWiki: keine Datenbank nötig; Update durch Drüberkopieren der neuen Dateien und fertig; Umzug einfach durch Verschieben an einen anderen Ort.
Wenn man tatsächlich mit einem Wiki arbeiten würde, käme man am mächtigeren Mediawiki nicht vorbei, allein schon der vielen Erweiterungen wegen. Ich nehme mal an, dass es meinen Server auch viel Rechenzeit kostet, diese verschachtelten Bücher zu erzeugen, die aus Kapitel bestehen, die aus Texten bestehen, und dass es da eine Obergrenze gibt. - Letztlich ist ein Wiki nicht die ideale Software. Es braucht dazu ein fertiges Redaktionssystem, also nicht nur ein einfaches CMS. Ich habe mich nie nach Bucherstellungs-Software umgesehen, weiß aber, dass es da eine Menge gibt. Natürlich mindestens webbasiert, am besten auch mit Offlinemodus/Synchronisation.
- Das würde auch das Problem der Namensgebung lösen: bei Wikis ist das Umbenennen von Seiten lästig. Man müsste sich vorher auf Namenskonventionen einigen. Das gilt auch für Disambiguationsseiten, etwa wenn aus einer längeren Textquelle verschiedene Kurzfassungen existieren.
- Natürlich sowieso: Bewertung der Bestandteile durch die Community; jeder Benutzer muss eine Lste von Bestandteilen speichern können, die ihn interessieren.
- Wer ein Passwort zum Herumspielen möchte: mir Nachricht schicken.
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