Samstags lesen deutlich weniger Leute bei mir als an anderen Tagen. Das dürfte bei den meisten Blogs so sein. Und in den Ferien gibt es deutlich weniger Besucher als während der Schulzeit. Das gilt wohl nur für Blogs, die sich mit Schule beschäftigen.
Trotzdem ein Samstagsartikel, unter der Woche bin ich zu keinem gekommen. Am Montag regulärer Unterricht. Bin in der 10. Klasse in Informatik in der glücklichen Situation, mehrere Möglichkeiten zu haben, wie das zweite Halbjahr aussehen soll. Die Prinzipien habe ich fast durch, jetzt muss nur noch geübt, geübt, geübt werden – die Algorithmik und das Programmieren. Und das kann ich a) mit einer Vielzahl kleiner Aufgaben machen, die ich nach und nach stelle und bespreche. Das wäre für das Üben am effektivsten. Oder ich kann b) den Schülern ein gelenktes Java-Projekt zum Selbststudium anbieten, mit dem sie sich ein halbes Jahr beschäftigen. Das ist gut für die Differenzierung und Selbstständigkeit, allerdings enthält das Projekt auch eher Prinzipen und wenig Gelegenheit zum Übenübenüben. Und das ist für das Erlernen einer Sprache nun mal am wichtigsten. Und zuletzt kann ich c) ein weiteres gelenktes Projekt zum Selbststudium anbieten, das Schülern leicht fallen, aber für ein eventuelles Weitermachen in der Oberstufe weniger bringt.
Zur Zeit neige ich dazu, sowohl b) als auch c) anzubieten und zu hoffen, dass jeweils die Hälfte der Klasse sich für eines entscheidet. Dabei ist b) schwieriger, aber bunter (Pacmanprogrammierung) und c) leichter, aber auch nicht weniger aufwendig und weniger sexy (Textadventure). Außerdem sind für mich als Lehrer die Erfahrungen aus c) wesentlich gewinnbrigender.
Lesenswert: Richard Gutjahr hat einen oft verlinkten Artikel zu Adresshandel und Listenprivileg in Deutschland geschrieben. Wer sich um Google und Facebook Sorgen macht, sollte sich auch dafür interessieren, wie in Deutschland legal und semilegal Adressen gehandelt werden.
Lesenswert außerdem: Norberto68 weist auf eine Studie zum Schummeln hin. Die Ergebnisse können so interpretiert werden: Man schätzt seine Leistungsfähigkeit ein nach der Note oder Punktzahl, die man dafür bekommen hat – und das auch, wenn man geschummelt hat, um diese Punktzahl zu erreichen. Wer durch Schummeln an eine bestimmte Punktzahl gekommen ist, schätzt seine Ergebnisse bei der nächsten Prüfung ähnlich gut ein – auch wenn da klar ist, dass es keine Möglichkeit für einen Betrug geben wird. Es macht evolutionär ja auch Sinn, dass nur das Ergebnis zählt. Das führt in unserer Welt aber auch zu Selbstüberschätzung.
Lesenswert zum Schluss: das Blog Lists of Note (via Slate Gabfest Podcast). Lauter schöne Listen.
Am Dienstag war ich den ganzen Tag fortbilden, am Mittwochnachmittag hatten wir eine Konferenz, in der der allgemeine Auftrag des Kultusministeriums diskutiert wurde, ab jetzt eine geringere Zahl an Stunden als nicht vertreten zurückzumelden (Blogeintrag dazu).
Was das Kultisministerium von Lehrern denkt, kann man den Leitlinien zur Vermeidung von Unterrichtsausfall entnehmen:
In einem erfolgreich erprobten Modell konnte die Akzeptanz von Präsenzstunden bei den Lehrkräften dadurch erhöht werden, dass sie Wünsche für den Stundenplan des nächsten Schuljahrs nur dann äußern können, wenn sie auch Gegenleistungen (beispielsweise Angebote für Präsenzzeiten) nennen.
Mich würde da der Wunsch der Eltern und Schüler interessieren, wie mit ausfallenden Stunden verfahren wird. Dass bei längerfristigen Abwesenheiten (durch Erkrankung etwa) eine andere Lehrkraft für den regelmäßigen Einsatz her muss, ist klar, auch wenn zur Zeit nicht genug Geld dafür da ist, das korrekt zu bezahlen. Aber was wünschen sich die Eltern eigentlich bei kurzfristiger Erkrankung, etwa eines Lehrers in der 6. Stunde in einer 10. Klasse?
Möglichkeiten sind:
- Ausfall der Stunde und Entlassung der Schüler nach Hause
- Vertretung durch einen anderen Lehrer der Klasse in dessen Fach
- Vertretung durch irgendeinen Lehrer mit hinterlassenem Arbeitsmaterial speziell für die Klasse
- Vertretung durch irgendeinen Lehrer mit standardisiertem Arbeitsmaterial (Verkehrserziehung)
- Selbstständiges und allenfalls mäßig beaufsichtiges Arbeiten mit Arbeitsblättern oder in der Bibliothek
- Selbstständiges und allenfalls mäßig beaufsichtiges Arbeiten an einem gegebenen Halbjahres- oder Monatsprojekt/Portfolio
- Nachholen der ausgefallenen Stunden im Block an einem Nachmittag oder Wochenende
- Selbstständiges Arbeiten an Projekt/Portfolio oder mit Unterlagen/Onlinekurs zu Hause
Der Punkt 7 ist nur der Vollständigkeit halber da. Wer krank ist, muss die verlorene Zeit nicht nacharbeiten. (Sondern nur die Arbeit in der restlichen Zeit erledigen.) Und auch die Schüler werden das kaum wollen.
Schreibe einen Kommentar