Erster Preis beim 6. Freiburger Science Slam am 23. Januar:
So sollen Referate an der Schule auch sein. Und das können sie auch, ich habe Vorstufen davon erlebt. Lebendig, nicht zu detailliert, anschaulich, und ohne Text auf den Folien. Das Publikum muss natürlich auch mitmachen.
JochenEnglish schreibt derweil über The Power of Introverts, einen TED-Talk, der sich etwas gegen die populäre Gruppenarbeit ausspricht und dafür, erst einmal alleine arbeiten zu können. Sehr schön, wie eigentlich alle TED-Talks. Ich glaube, die Introvertierten sind eine ungenutzte Quelle für den Unterricht. Introvertiert sein heißt: nicht unbedingt schüchtern zu sein, und andere Leute durchaus zu mögen, aber halt nicht zu viel und nicht zu oft, und viel Zeit alleine zu brauchen.
Spaenles 8,5-Jahre-Gymnasium ist schon wieder rum ums Eck, denke ich. Wer sich nicht mehr erinnert: das war eine Äußerung von Kultusminister Spaenle, dass das G8 zwar ein voller Erfolg ist, und die Idee der bayerischen SPD mit einer Rückkehr zum G9 nicht gut ist, dass das Kultusministerium jetzt aber eine Idee zur weiteren Individualisierung von Schule hat: Man darf ein Jahr öfter sitzen bleiben, oder, je nach Blickwinkel und Umsetzung, man darf ein Jahr freiwillig wiederholen, wenn man das individuell braucht. Eine Pressemitteilung des KM dazu, Kritik vom BLLV, und wie so oft Schweigen vom Philologenverband. Die Kurzfassung:
„Ich möchte jedem Schüler die Zeit geben, die er in seinem Lernverhalten, für seine Lernfortschritte und außerschulischen Interessen auf dem Weg am Gymnasium benötigt“, so Dr. Spaenle. Nach diesem Grundprinzip soll die individuelle Lernzeit unabhängig vom stabilen schulorganisatorischen Rahmen auf den einzelnen Schüler zugeschnitten sein. Der Minister will einzelnen Schülern in begründeten Fällen stärker als bereits bisher in einem freiwilligen zusätzlichen Jahr in der Mittelstufe eine Chance eröffnen, entsprechend der eigenen Entwicklung Schulstoff zu intensivieren, zu wiederholen oder zu ergänzen.
„Unabhängig vom stabilen schulorganisatorischen Rahmen“ heißt dabei: An der Schule und am G8 ändert sich nichts. Unter „einzelnen Schülern in begründeten Fällen“ muss man sich vorstellen: jeder, der das will. Herauskommen kann bei dem großen Wurf eigentlich nur die Minimallösung: Man darf ein Jahr in der Mittelstufe wiederholen, am besten in der zehnten Klasse, ohne dass das als Wiederholungsjahr zählt, von denen man ja nicht zu viele haben darf. Man darf halt einmal mehr durchfallen, und das wars.
Das bringt natürlich fast gar nichts. Diese Wiederholer werden einfach in die nächstjüngeren Klassen gesteckt und müssen dort das ganze Jahr noch einmal über sich ergehen lassen. Was da noch „auf den einzelnen Schüler zugeschnitten sein“ soll, kann ich mir nicht vorstellen. Sinnvoller wäre es, nur die Fächer mit Defiziten zu wiederholen. Also in der Regel keine Religion und kein Sport im Intensivierungsjahr, und am besten auch sonst noch Auswahl. Wie soll das organisatorisch ohne Änderungen und ohne Kosten gehen können?
Ein konkreter Vorschlag war, die bereits existierenden Übergangsklassen zu nutzen, die es sehr gelegentlich an Schulen gibt. Unter anderem kann man nach der 10. Klasse Realschule auf das Gymnasium wechseln, indem man in einer Übergangsklasse die fehlenden Inhalte nachholt, um danach in die reguläre elfte Klasse des Gymnasium einzutreten. Klar, wer an einer Schule mit solch einer Klasse ist und freiwillig so ein Zwischenjahr einschieben möchte, den wird das Ministerium in Zukunft nicht mehr aufhalten.
Gefallen würde mir, wenn nach der zehnten Klasse ein weiteres Jahr käme, man darf es gerne das zehneinhalbte nennen, in dem die Schüler die Inhalte der letzten Jahre am Gymnasium sichern würden. Einzelne Schüler sollten in begründeten Fällen stärker als bisher diese Klasse überspringen und gleich in die elfte, wie wir sie gerne weiterhin nennen dürfen, vorrücken. Wer sich in der zehnten recht anstrengt, der soll gleich in die Oberstufe gehen, den meisten anderen täte ein, uh, Intensivierungsjahr ganz gut.
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