Heute Vertretungsstunde in einer 6. Klasse. Angenehme Klasse: Fenster waren geschlossen, Rollläden unten. Habe sie gelobt für ihren einsichtigen Umgang mit Sommerhitze. Außerdem Sitzordnung gelobt, weil ein großer Gruppentisch dabei war. Ich gebe zu, ich war überrascht worden von der Vertretungsstunde, hatte mir keine großen Gedanken gemacht, für den Computerraum war nicht wirklich genug Zeit. (Dort gibt es immer genug zu tun.) Und Hausaufgaben machen oder gar spielen lassen, das mag ich nicht.
Aber man ist ja digital und methodenkompetent. Computer und Beamer funktionierten im Klassenzimmer, also angeworfen und – ziemlich kommentarlos – auf diese Seite gegangen:
http://ifwizz.de/allein-mit-kai-%282010-de%29-play-online-726.html
Dort kann man online das Textadventure „Allein mit Kai“ von Ingo Scharmann und Joana Markus spielen. (Das stand ohnehin auf meiner Leseliste.) Man spielt darin Arndt, der in Berlin seine neue Flamme Tanja zum ersten Mal in ihrer Wohnung besucht. Einen Kuss hat es schon gegeben, dann ruft ein Telefonanruf Tanja aus der Wohnung. Sie bittet uns, eine halbe Stunde in der Wohnung zu warten und auf Kai aufzupassen, Tanjas vierjährigen Sohn. Der mache bestimmt keine Probleme.
Uh-oh. Zuerst klaut uns Kai das Feuerzeug. Dann riecht es nach Rauch. Und wenn Tanja zurückkommt, möchten wir einen guten Eindruck machen…
Das war richtig schön. Die Schüler kannten die Geschichte nicht, ich kannte die Geschichte nicht. Die Geschichte war in kurzen Absätzen an die Wand projiziert und nicht kleingeschrieben im Schulbuch, das doch in erster Linie immer nach Pädagogik riecht und dann erst nach Geschichte. Da war es völlig natürlich, dass immer ein Schüler den aktuellen Abschitt laut vorlas – so machen wir das bei unseren Spielen auch. Beim brennenden Papierkorb haben die Schüler abgestimmt, was wir versuchen sollen: vom Balkon werfen, mit nassem Handtuch aus Badezimmer ersticken, mit unserem Hemd (das wir bereits aus anderen Gründen, nämlich einfach so, ausgezogen hatten) ersticken. Das erste ging nicht, mit dem zweiten hatten wir Erfolg. Das Spiel ist auch so gut geschrieben, das wir auf all unsere Versuche, ob erfolgreich oder nicht, sinnvolle Antworten bekamen statt lapidarer Sätze wie „Das habe ich nicht verstanden“ oder „Das funktioniert nicht.“
War sehr lustig. Kann ich für Vertretungsstunden in der Unterstufe auf jeden Fall empfehlen.
(Siehe auch „Why should IF be considered by English Departments?“)
Schreibe einen Kommentar