Gelegentlich bilde ich mich ja an der Uni weiter. So war das auch im Frühling letztes Jahr. Es ging um Shakespeare in der Schule – so ließ es der Titel der Ringvorlesung zumindest vermuten. Tatsächlich ging es dann nur um verschiedene Interpretationsansätze zu Coriolanus, und wie man die in der Schule verwenden kann. Aber wenn ich im Englischunterricht nur ein Shakespeare-Drama in der Schule lese, dann wird das sicher nicht Coriolanus sein.
Trotzdem konnte ich der Vorlesung Interessantes abgewinnen. Die Diskussion im Anschluss daran war lebhaft; Besucher der Ringvorlesung waren vor allem Lehrer und Lehramtsstudenten, also Praktiker. Der Lehrplan sieht die Lektüre eines Shakespeare-Dramas im Englisch-Leistungskurs vor. Die Schüler tun sich schwer mit der Sprache, aber dennoch ist das so etwas wie das Meisterstück eines Englischschülers. Ausgeklammert wurde die Frage, wie sinnvoll es überhaupt ist, Shakespeare zu lesen, solange die Schüler noch nicht mal hinreichend in der Fremdsprache kommunizieren können. Ich habe da meine Zweifel, bin aber dennoch froh, zu Shakespeare gezwungen zu sein – der macht mir nämlich sehr viel Spaß, und das kann ich den Schülern vielleicht auch vermitteln.
Jedenfalls saß ich ganz vorne und redete fleißig mit, immer nach einem kurzen Rundblick, ob ich die anderen auch zu Wort kommen lasse.
Und da saß dann eine selbstbewusst gekleidete Dame im Publikum, die ebenfalls mitredete, und danach für ein Jahrbuch oder so Beiträger suchte. Ich fühlte mich nicht angesprochen, ich habe ja auch nicht in München studiert und kenne da niemanden, und bin ohnehin eher Sprach- als Literaturwissenschaftler.
Aber danach kam die Dame noch einmal zu mir und fragte, ob ich nicht doch etwas für das Shakespeare-Jahrbuch schreiben würde. Sie wirkte ein kleines bisschen überrascht, dass ich sie nicht kannte (ich musste fragen, wie ich Kontakt zu ihr aufnehmen sollte).
Zu Hause hat mich dann meine Frau daran erinnert, dass Ina Schabert eine der Shakespeare-Königinnen Deutschlands ist. Und so stehe ich also mit folgendem Aufsatz im Shakespeare-Jahrbuch 2004.
Natürlich ist das keine Riesenleistung; man könnte viel öfter an den verschiedensten Zeitschriften mitarbeiten, angefangen mit den für den eigenen Beruf relevanten (wie Praxis Deutsch oder Der fremdsprachliche Unterricht oder so). Aber es ist mein erster Aufsatz seit der Uni. Ich musste wieder mal Korrekturabzüge lesen, nur diesmal nicht für den Prof, sondern für mich selber. Dann musste ich monierte Schwachstellen verbessern, und nicht monierte Schwachstellen ignorieren – inzwischen studierte ich Informatik und hatte nicht mehr viel Zeit.
Trotzdem habe ich mir gewiss Mühe gegeben mit dem Aufsatz, und er war mir auch ein Anliegen. Schließlich mag ich Shakespeare, und lese ihn gerne, und will meinen Schülern vermitteln, wie vergnüglich Shakespeare ist.
Für die alte Rechtschreibung kann ich nichts.
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