Grummelgrummel. Jetzt habe ich mich schon wieder beruhigt, aber ein paar Tage lange hat mich die Stundenvertreterei diese Woche genervt.
Ganz allgemein: Immer wieder können Lehrer ihre Stunden nicht halten. Das ist normal und nicht gänzlich zu ändern; ob und wie man das reduzieren kann, ist ein anderes Thema. Zu den Gründen gehören vor allem Erkrankung, schulische Unternehmungen und Fortbildungen. Schulische Unternehmungen können mehr oder weniger nur während der Schulzeit stattfinden – Skilager, Schullandheim, Exkursionen, Projekttage, Klassenfahrten, Schüleraustausch. Nur dann haben die Schüler Zeit; nur dann kann die Teilnahme vorgeschrieben und verpflichtend sein.
Bis zu einer bestimmten Jahrgangsstufe (die möglicherweise von Schule zu Schule verschieden ist) dürfen Schüler nicht unbeaufsichtigt in ihren Klassenzimmern bleiben, wenn der Lehrer ausfällt. Also muss ein anderer Lehrer in diese Klasse, der zu dieser Zeit keinen Unterricht hat. Im Idealfall unterrichtet dabei ein anderer Lehrer dieser Klasse (und macht seinen eigenen Fachunterricht), oder der Fachlehrer hat Aufgaben zurückgelassen, die die Schüler selbstständig (aber eben unter Aufsicht) bearbeiten. Am ungünstigsten ist es, und das ist wohl ein häufiger Fall, wenn ein Lehrer kurzfristig in diese Stunde muss und die Schüler die Zeit nutzen, um irgendwelche Hausaufgaben zu erledigen – oder Karten zu spielen.
Manchmal schiebt man auch Stunden hin und her, bis die zu vertretende Stunde eine Randstunde ist. Dann kann man die Schüler nämlich einfach früher nach Hause schicken.
Konkret und Ursache des Grummelns: Dienstags habe ich nachmittags Unterricht bis 16.30 Uhr, fange dafür aber auch erst um 11.30 Uhr an. Letzten Montag erfahre ich, dass meine Stunden verschoben werden, da eine Lehrerstunde ausfällt, so dass ich schon um 9.30 Uhr anfange. (An dem Tag war das besonders lästig, da danach noch eine Abendveranstaltung des Elternbeirats war. Zu der habe ich es dann auch nicht mehr geschafft, zumal ich am Tag darauf eine Arbeitsgruppe für den Pädagogischen Tag vorbereiten musste.) Ich hatte also nicht mehr Stunden zu unterrichten oder mehr Schüler zu beaufsichtigen, sondern musste nur zwei Zeitstunden länger in der Schule bleiben.
Am Donnerstag habe ich bereits um 10.30 Uhr keinen Unterricht mehr und kann dann endlich zu arbeiten anfangen (siehe unten). Letzten Donnerstag um neun erfahre ich, dass meine dritte Stunde auf die vierte verlegt wird, so dass ich erst um 11.15 Uhr nach Hause kann. Auch an diesem Tag war abends eine Veranstaltung an der Schule (Sprechtag der 5. Klassen) und ich hatte den Nachmittag bereits verplant. Grummelgrummel.
Was ist daran ungünstig? Der Mittelpunkt meiner beruflichen Arbeit ist zu Hause in meinem Arbeitszimmer. So ist das zumindest offiziell, deswegen können Lehrer auch tatsächlich noch ein Arbeitszimmer von der Steuer absetzen. Und da ist auch praktisch was dran. Das Unterrichten macht nämlich am wenigsten Arbeit und am meisten Freude – was Arbeit macht, ist das Vor- und Nachbereiten zu Hause, ach was: das Korrigieren.
Zwei Stunden mehr in der Schule sind also zwei Stunden, die direkt von meiner Arbeitszeit weggehen. Denn in der Schule gibt es aus organisatorischen, räumlichen und finanziellen Gründen keinen geeigneten Arbeitsplatz für Lehrer, obwohl man natürlich schon ein bisschen arbeiten kann.
Trotzdem und rückblickend: Die Verschieberei am letzten Dienstag und Donnerstag war zwar lästig und hat mir Arbeitszeit gestohlen, aber möglicherweise war es wirklich die beste Lösung. Die Alternative wäre gewesen, die Stunde des abwesenden Lehrers nicht zu verschieben, sondern regulär vertreten zu lassen von einem zufällig anwesenden Lehrer in dessen Lückenstunde. Der Lehrer hätte eine zusätzliche Vertretungsstunde gehabt (statt eine Freistunde), aber niemand wäre später nach Hause an den Mittelpunkt der beruflichen Arbeit gekommen – andererseits hätten die Schüler eine Vertretungsstunde gehabt, statt eine Schulstunde früher nach Hause zu kommen. (Was durch die Verschieberei möglich geworden war.)
Güterabwägung also. Was ist mehr wert: Zwei Stunden meiner Arbeitszeit zu Hause, oder eine Vertretungs- statt Freistunde für einen Kollegen + 30 Schüler kommen 45 Minuten früher nach Hause?
Grummelgrummel.
Die Zeit der Schüler.
Grummelgrummel.
Aber können die nicht ihre Vertretungsstunde an der Schule sinnvoll nutzen? Viel sinnvoller als ich meine zwei Herumhängstunden?
Nein, wohl nicht.
Grummelgrummel.
Wenn die Schüler ihre Vertretungsstunde sinnvoller nutzen könnten, sähe das anders aus.
Wenn ich meine zwei Stunden an der Schule sinnvoller nutzen könnte, sähe das anders aus.
Also müsste ein Arbeitsplatz für Lehrer an den Schulen eingerichtet werden, oder Vertretungsstunden noch sinnvoller genutzt werden.
Womit ich mir jetzt eben selber dialektisch ein Bein gestellt habe und keinen Grund mehr zum Grummeln habe. Ich finde es immer wieder spannend, wie man durch Überlegung und das Betrachten aus anderen Perspektiven tatsächlich seine Meinung ändern kann.
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