Unsere Schule hat von jenen Mächten, die da sind, eine befristete Halbtagsstelle für eine Sekretärin zugebilligt bekommen. Die Anzeige stand in der Zeitung, letzte und diese Woche waren Vorstellungsgespräche, und als Personalrat war ich heute bei einigen dabei.
Das war ungewohnt. Mit Schülern habe ich das gelegentlich geübt, aber es ist etwas ganz anderes, wenn es um echte Entscheidungen geht. Viel mehr will ich gar nicht erzählen. Echte Lebensläufe und Bewerbungsschreiben. Vermutlich gewöhnt man sich daran.
Ich traue meiner Menschenkenntnis übrigens nicht besonders. Bei Bewerbungsgesprächen, denke ich, muss man sich eine Meinung bilden, bildet sie sich auch, kriegt aber nur in ganz wenig Fällen Feedback, ob die stimmt. Und angesichts fehlender Gegenbeweise schreibt man sich eine gute Menschenkenntnis zu.
— Apropos Interviews und Menschenkenntnis, vielleicht unpassend: Die Reid Technique – eingetragenes Warenzeichen – ist eine bei der amerikanischen Polizei verbreitete Verhörtechnik. Ihre Verteidiger behaupten, man könne zu 85% bestimmen, ob ein Verdächtiger lügt oder nicht. Die Methode ist nicht unumstritten, auch wenn die Wikipediaseite wenig dazu hergibt. Ansätze dazu bei diesem Magazin. (Draufgekommen bin ich natürlich wieder über Mistakes were made, but not by me.) Die in dem Magazin angesprochene Studie von Kassin/Fong legt nahe, dass die Fähigkeit, eine echte Unschuldserklärung von einer vorgetäuschten zu unterscheiden, durch die Reid Technique nicht verbessert wird. Was durch die Technik steigt, ist lediglich das Vertrauen in die eigene Fähigkeit, diese Unterscheidung zu treffen. Eigentlich ganz schön fatal.
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