Also, ich hab so Englisch gelernt: Einmal über das Lesen von englischen Büchern und Comics, und außerdem über Spiele. Ganz am Anfang standen zum Beispiel die Text-Adventures. Das waren Computerspiele ganz ohne Bilder; man wurde in eine mehr oder weniger gefährlich-phantastische Situation versetzt; bekam in englischen Sätzen beschrieben, was um einen herum geschah, und musste in englischen Sätzen oder Satzfragmenten selber dem Computer mitteilen, was man tat. Häufige Mitteilungen waren zum Beispiel: „Go east“, „Look around“, „Take the sword“ und „Attack the monster with the sword“. Da konnte man zumindest seinen Wortschatz erweitern. Ich weiß heute noch, wie lange ich gegrübelt hatte, wie ich die Flüssigkeit aus der Flasche auf das Boot kriegen sollte, bis ich endlich auf das Verb „to pour“ kam.
Der Großpapa der Textadventures ist Zork I, mit den Fortsetzungen II und III. Und es freut mich sehr zu hören, dass Zork auf seine alten Tag eimmer noch rüstig ist: Man kann sich alle drei Spiele bei Infocom kostenlos herunterladen. (Infocom waren die erklärten Meister der Textadventures; aus diesem Haus kamen die besten.)
So etwa sieht Zork dann aus:
Kein Bild, nur Text, hellgrau auf schwarz. Wer lesen kann, den stört das nicht, der kann sich auch ohne bewegte Bilder Welten erschaffen. Tatsächlich waren mir die reinen Textadventures tatsächlich immer am liebsten. Aber schon bald darauf erschienen die ersten Bild-Adventures: Bei diesem wurde der Text durch Grafiken ergänzt. So etwa „Blade of Blackpool“:
und „Gruds in Space“:
Beide hatten mir damals viel Spaß gemacht. Selten haben wir sie alleine gespielt, meistens zu zweit oder zu dritt. Irgendwer hatte meist eine Idee, wie man weitermachen konnte. Aber irgendwann war immer der Zeitpunkt erreicht, wo man nicht mehr weiter wusste und wirklich erst eine Nacht darüber schlafen musste. Am nächsten Morgen fiel einem dann schon ein, dass man ja versuchen konnte, die goldene Feder in das Nest auf dem Baum zu legen oder die rostige Tür im Keller mit dem Ölkännchen aus der Werkstatt zu reparieren.
Danach wiederum kamen die reinen Bildadventures: Kein Text mehr, nur noch Klicken mit dem Mauszeiger auf verschiedene Symbole für „nehmen“, „geben“, „benutzen“. Und auch diese letzten Textreste waren bald verschwunden. Bäh. Wie fade.
Schön, dass es der Textadventure-Szene gut geht. Unter http://www.martin-oehm.de/adv/index.html kann man sich informieren, was es alles gibt; außerdem gibt es dotr einen einfachen Programmiersprache und einen Compiler dazu, mit deren Hilfe man selber Textadventures erstellen kann – und das sogar auf Deutsch, wo doch die deutsche Grammatik einem mehr Schwierigkeiten bereitet als die englische. Ich hab auch schon mal unser Schulgebäude in dieser Sprache modelliert, das funktioniert ganz gut. Jetzt müsste ich nur noch ein paar feuerspeiende Drachen verteilen, und Schlüssel verstecken, und geheimnisvolle Bände in der Bibliothek deponieren. Wär das nicht mal was für den Informatikunterricht?
(Wer alte 64er-Spiele sucht: Hier gibt’s den besten Commodore 64-Emulator für Windows; Spiele selber gibt es im WWW ebenso.)
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