Erster Schultag. Alle, die ich gesehen habe, waren wohlauf, aber ich habe noch nicht alle gesehen. Das Schulgebäude saukalt heute. Heizen ist wohl nicht in den Ferien.
Arbeitsmaterial eines Schülers zu sehen gekriegt. Die 37 Lücken waren in keinem Fall mit den eigentlich einzusetzenden französischen Wörtern gefüllt, stattdessen war in jede Lücke ein kleiner Penis gemalt. In allen möglichen Formen und Größen. Klar, der Schüler hat Probleme, und man wird sich darum kümmern. Das soll hier nicht Thema sein. Aber faszinierend war dieser Katalog schon auch irgendwie. Wirklich alle verschieden.
Beim Drüberschauen über die Schulaufgabe einer Referendarin ist mir folgender Gliederungsausschnitt aufgefallen:
2.1 Nathan als toleranter, selbst denkender Mensch
2.1.1 Nathans Unvoreingenommenheit gegenüber Religionen
2.2 Der Patriarch als Beispiel für Intoleranz und Machtstreben
Die Referendarin hat, genauso wie ich es getan hätte, drunter geschrieben: „Nie nur ein Unterpunkt!“ Das ist nämlich eine eiserne Regel für Gliederungen. Wer 2.1.1 sagt, der muss auch 2.1.2 sagen, weil, so sagt man dann, sonst hätte man das ganze ja gleich unter 2.1 zusammen- und es dabei belassen können.
Das sehe ich auch ein. Andererseits, wenn ich Gedanken sammle und hierarchisiere, in einer Liste im Textverarbeitungsprogramm oder in einem ja ebenfalls streng hierarchischen Mindmap-Programm, dann kommt es auch oft vor, dass ich nur einen Unterpunkt habe. So wie es Tiergattungen mit nur einer einzigen Art gibt. Weil es systematisch so passt und weil man so offen für Ergänzungen ist. Sind wir Deutschlehrer da zu kleinlich?
— Ganz zu schweigen von den verschiedenen Gliederungsarten. Kommt nach 2.1.1 jetzt ein Punkt oder nicht? Ist mir ziemlich egal. Wie wichtig ist es, ob nach A) ein I. oder ein 1. kommt? Eigentlich nicht sehr, aber es stört mich trotzdem, wenn’s jemand falsch macht.
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