Am kommenden Dienstag beteiligt sich Bayern an einem bundesweiten Test in Deutsch, am Donnerstag in Englisch, am Mittwoch darauf in Mathematik. Getestet werden die Schüler der 8. Jahrgangsstufe aller Schularten, 80 Minuten in Deutsch und Mathematik, 40 Minuten in Englisch.
Fast alle Bundesländer nehmen daran teil, manche auch nur in einzelnen Fächern. VERA 8 steht für „Vergleichsarbeiten“; manche Bundesländer nennen das auch anders, und verstehen unter diesem Begriff selber wieder etwas anderes. Das sorgt mitunter für Verwirrung.
Grundlage des Tests sind die von der Kultusministerkonferenz im Jahr 2003 und 2004 beschlossenen Bildungsstandards. Es gibt sie
- für den Primarbereich (Jahrgangsstufe 4) für die Fächer Deutsch und Mathematik,
- für den Hauptschulabschluss (Jahrgangsstufe 9) für die Fächer Deutsch, Mathematik und Erste Fremdsprache (Englisch/Französisch),
- für den Mittleren Schulabschluss (Jahrgangsstufe 10) für die Fächer Deutsch, Mathematik, Erste Fremdsprache (Englisch/Französisch), Biologie, Chemie und Physik.
Man kann diese Standards als Pdf-Dateien herunterladen.
Überprüft wird mit dem Test, wie weit die Achtklässler auf dem Weg zu den für den Mittleren Schulabschluss gültigen Standards schon sind. (Auch damit noch Zeit ist, daran etwas zu ändern.) Da die Tests bundeslandübergreifend konzipiert sind, orientieren sich die Tests nicht an den einzelnen Lehrplänen, sondern eben an den Standards. Für Deutsch und Englisch, wenn man nach den Musteraufgaben geht, passt das durchaus zum Lehrplan Gymnasium; bei Mathematik kann ich das nicht beurteilen.
Entworfen werden die Tests vom
Auf deren Seiten gibt es Material dazu, auch schon Beispielaufgaben, ich habe Ende Oktober schon was dazu geschrieben.
Für Bayern zuständig und testtheoretischer Ansprechpartner ist die
dort gibt es alles für Bayern relevante Informationen, sofern und sobald sie nach und nach öffentlich werden. Auch: Eintippen der Ergebnisse.
Bis jetzt heißt das vor allem: ein KMS vom 17.2. und eins vom 18.2. Da drin steht, dass die Aufgaben an die Schulen geschickt werden, 25 Stück pro Klasse, wer mehr brauchen sollte (es soll Klassen geben, in denen mehr Schüler sind), kopiert sich die Aufgaben oder lädt eine digitale Version zum Ausdrucken herunter.
Zu den Testheften gibt es Korrekturanweisungen. Von denen soll man nicht abweichen, deshalb gibt es wohl auch keine offenen Aufgabenformen, sondern nur Ankreuzaufgaben und vergleichbare Formen. Weiterhin sind vom IQB „didaktisch-methodische Materialien“ angekündigt, in denen zu jeder einzelnen Aufgabe Vorschläge gemacht werden, wie man Schüler fördern kann, die sie nicht lösen konnten, und wie man Schüler fördern kann, die sie sehr wohl lösen konnten. Darauf bin ich schon sehr gespannt; ich kenne bisher nur die schon veröffentlichten Materialien vom letzten Jahr, die nur das Fach Mathematik betreffen.
Exkurs: Gabi Reinmann hat neulich nach der Aufklärung 2.0 gefragt. Der Standardtext in der Schule zur Aufklärung ist Kants „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“ Darin unterscheidet Kant zwischen dem öffentlichen und dem privaten Gebrauch der Vernunft. „Privat“ heißt dabei in Ausübung des Amtes, zum Beispiel als Pfarrer oder Lehrer, auf der Kanzel oder im Unterricht. „Öffentlich“ heißt, als Theoretiker, zum Beispiel als jemand, der im öffentlichen Diskurs – in einer gelehrten Zeitschrift – einen kritischen Aufsatz schreibt. Der private Gebrauch der Vernunft darf laut Kant eingeschränkt werden, der öffentliche nicht.
Ist diese Unterscheidung noch haltbar? In der Schule (also bei Kant: privat) müssen Lehrer zum Kultusministerium und dessen Vorgaben stehen. Jedes Jahr und jede Lehrplanänderung und -verbesserung wieder neu. VERA hat ja auch tatsächlich gute Seiten. Von der Einstellung der Lehrer hängt die Einstellung der Schüler ab, glaube ich.
Darf ich dagegen öffentlich, also in meinem Blog, das ja auch von Eltern und Schülern gelesen werden könnte, uneingeschränkt von meiner Vernunft Gebrauch machen und schreiben, was ich von VERA denke? Aber ja. Freuen wird es den Dienstherrn allerdings nicht unbedingt. Die Unterscheidung, die Kant trifft, verschwimmt allerdings immer mehr. Bei Kant hieß „öffentlich“, dass sich die Gelehrten in ihren Fachzeitschriften damit befassen; was würde Kant zu einer tatsächlich halbwegs öffentlichen Öffentlichkeit sagen?
Selber bin ich in einer Zwickmühle. Ich würde gerne mehr zu VERA schreiben. Allerdings bin ich Mitglied einer Arbeitsgruppe, die zwar nichts mit der Erstellung der Aufgaben zu tun hat, die aber unter anderem einen Teil der Fragen beantwortet, die über die bayerische E-Mail-Hotline zu VERA 8 gestellt werden. Deshalb werde ich mich in diesem Blog zurückhalten, was VERA betrifft. (Die moralische Instanz an meiner Seite hat gesagt, dass das so richtig ist.)
Bis jetzt habe ich nur bei Schwamm drüber und in Die Anstalt (Nachtrag: und bei Herrn Holze) etwas zu VERA gelesen; ich hoffe, dass es noch mehr Blogeinträge dazu geben wird, wenn die Tests erst einmal geschrieben sind. Auch weil es interessant ist, wie die unterschiedlichen Bundesländer das handhaben.
(In Superhelden-Comic-Sprache: Vera 8 ist das Crossover-Event 2009.)
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