Im Laufe der ersten Jahre, nachdem ich im Kino Dead Poets Society gesehen hatte, habe ich so ziemlich alle Gedichte, die dort erwähnt werden, zusammengetragen. Ich mag Gedichte, und ich suche gerne. Da waren auch schöne Fundstücke dabei: Seit Jahren überlege ich, ob ich nicht irgendwie Vachel Lindsays ungeheuer rhythmisches mehrstimmiges Gedicht The Congo (A Study of the Negro Race) in den Unterricht kriege. Aber das geht wohl nicht, unter anderem wegen der Frage, wie gut gemeint, aber doch rassistisch das Gedicht ist (Wikipedia dazu).
Irgendwann wollte ich die Gedichte auch mal fürs Web zusammenschreiben. Aber natürlich hat das längst einer getan, hier ist eine Webseite zu den Gedichten aus dem Film (aber nicht über den Film). „The Ballad of William Bloat“ ist anscheinend das einzige Gedicht, das mir entgangen ist.
Eines meiner Lieblinsgedichte ist seitdem „Ulysses“ von Tennyson, der dramatische Monolog eine gealterten Odysseus, der seine Amtsgeschäfte dem braven Sohn überlässt, um noch einmal auf große Fahrt zu gehen. So endet das Gedicht:
Come, my friends,
‚T is not too late to seek a newer world.
Push off, and sitting well in order smite
The sounding furrows; for my purpose holds
To sail beyond the sunset, and the baths
Of all the western stars, until I die.
It may be that the gulfs will wash us down:
It may be we shall touch the Happy Isles,
And see the great Achilles, whom we knew.
Tho‘ much is taken, much abides; and tho‘
We are not now that strength which in old days
Moved earth and heaven, that which we are, we are;
One equal temper of heroic hearts,
Made weak by time and fate, but strong in will
To strive, to seek, to find, and not to yield.
Ganz schön heroisch. Kein Wunder, dass mir der chronologisch letzte Conan-Roman (Conan of the Isles von L. Sprague de Camp and Lin Carter) so bekannt vorkommt: da dankt der alte, zum Herrscher eines Reichs aufgestiegene Conan zu Gunsten seines Sohnes ab, um noch einmal auf Abenteuer zu gehen. Etwas weniger martialisch ist da Robert A. Heinleins letztes zu Lebzeiten veröffentlichtes Buch, To Sail Beyond the Sunset, Abschluss der Lazarus-Long-Reihe.
Aus einem anderen schönen Gedicht werden nur die ersten zwei Zeilen verwendet werden, soweit ich mich erinnere. Hier ist die erste von drei Strophen:
The Prophet – Abraham Cowley
Teach me to love? go teach thy self more wit;
I chief professor am of it.
Teach craft to Scots, and thrift to Jews,
Teach boldness to the stews;
In tyrants courts teach supple flattery,
Teach Jesuits, that have travell’d far, to lye.
Teach fire to burn and winds to blow.
Teach restless fountains how to flow,
Teach the dull earth, fixt, to abide,
Teach woman-kind inconstancy and pride.
See if your diligence here will useful prove;
But, pr’ithee, teach not me to love.
(Siehe auch John Donne, „Song: Go and catch a falling star“, gut gegen Liebesfrust.)
Mir geht es im Moment um die zweite Zeile des Cowley-Gedichts. Die lautet so, wie sie oben steht: „I chief professor am of it.“ Geht rhythmisch auch gar nicht anders. Im Web steht an vielen Stellen aber „I am chief professor of it.“ Das geht gar nicht. Kinder, traut dem Internet nicht. Dass Groß- und Kleinschreibung, Rechtschreibung und Interpunktion je nach Modernisierung der Quelle unterschiedlich sind, keine Frage. Aber das ist einfach ein Fehler. (In Vers 9 ist noch einer.)
Solche Fehler können natürlich auch bei Büchern vorkommen. Ich erinnere mich noch an meinen Deutsch-Leistungskurs, als wir Faust begannen. Stolz hatte ich meine Ausgabe von zu Hause mitgebracht, noch stolzer las ich auf Aufforderung die vorangestellten Verse, und wurde schon beim ersten Wort korrigiert. „Zueignung, nicht Zuneigung“ – ein Lesefehler, wie er bei vielen Schülern vorkommen mag, aber doch nicht bei mir! Tatsächlich war meine Ausgabe fehlerhaft:

Man sieht noch meine erboste Bleistiftkorrektur. (Also, dass sie erbost war, sieht man nicht. War sie aber.) Es ist also schon sinnvoll, fürs wissenschaftliche Arbeiten und für die Schule nicht irgendwelche Ausgaben zu nehmen.
Schreibe einen Kommentar