Die Schülerinnen und Schüler unserer 7. Klassen fahren am Anfang des Schuljahrs immer für eine Woche ins Sportcamp Inzell. Als Klassleiter einer 7. Klasse war ich diesmal auch wieder dabei.
Tag 1:
Anfahrt, Hütten beziehen, Mittagessen. Ein paar Schüler sprangen ins Schwimmbecken:
Danach Wanderung nach Inzell und zurück, abends Disco, organisiert von der Heimleitung. Selber sehr müde abends.
Tag 2:
Vormittags Rhönrad und Airtramp. Rhönrad sieht so aus, wenn es Schüler machen:
Und so, wenn ich im Rad hänge:
In der anderen Hälfte der Turnhalle Airtramp:
Je eine Seite des Quadrats versucht dabei, den Ball mit den Füßen über den Rand der gegenüberliegenden Seite zu bringen.
Danach Wanderung auf die Bäckeralm, eine Abkürzung hinauf – Abkürzung im Sinne von: da kommt dann irgendwo der Weg. Die Alm war noch offen, die Schüler vertilgten appetitlich Kaiserschmarrn und Käsebrote (mit Almkäse). Auf dem Rückweg großes Interesse der Schüler daran, die Kühe auf der Weide zu streicheln. Abends Spiel ohne Grenzen (wieder von dort organisiert), mit den Lehrern als Punktrichtern: Team-Aufgaben im Zirkeltrainingsformat in der Turnhalle.
Abends schon wieder müde, also ich jedenfalls.
Tag 3:
Vormittags ein wenig Nieselregen. Programm: Sport im Dorf. Beim Biathlon liefen die Schüler immer abwechselnd eine Runde ums Dorf und schossen dann mit Laserwaffen – keinen futuristischen, sie sahen aus und waren ähnlich zu bedienen wie herkömmliche Sportwaffen – auf Zielscheiben. Liegend, ohne Aufstützen. Danach gab es als Angebot: Bogenschießen, Hi-Ball, Kletterturm, Tennis. (Fotos davon in älterem Beitrag.) Noch mehr Rhönrad. Oder einfach einen Ball nehmen und irgend etwas damit spielen. Slackline, Beachvolleyball Lehrer gegen Schüler.
Abends dann eine geführte Nachtwanderung: die hat mich richtig wach gemacht. Es war stockdunkel. Sechzig Schüler, die meist nur den Vordermann sehen können, und nicht immer das. Und dann durch den Wald, vermutlich schon auf Wegen, aber wer weiß das nachts so genau? Die Anweisungen lauteten zum Beispiel: „Fünf Meter geradeaus, dann an einer Esche links vorbei, drei Meter vor, dann spürt man im Boden ein Holzbrett, auf dem sollte man gehen, weil es daneben matschig ist. Dann kommt eine Holzbrücke, bitte aufpassen, da fehlen zwei Bretter am Boden.“ (Und sie fehlten auch tatsächlich.) Im Dunkeln ist das schon aufregend, und unsere Schüler fanden das auch aufregend, einige sogar zu aufregend. Es ging recht stockend, weil die Verbindung zum Vordermann immer wieder abriss, und man nachts schon sehr vorsichtig ist, wo man seine Füße hinsetzt.
Aber danach war ich jedenfalls hellwach.
Tag 4:
Eine Ganztagswanderung auf den Rauschberg, Lunchpakete dabei. Die Schüler mit gutem Schuhwerk und ohne Erkältung, die hinauflaufen wollten – fünfzehn Leute etwa – stiegen die tausend Höhenmeter nach oben, der Rest fuhr mit der Seilbahn. Durch den Nebel kommend war das ein toller Anblick oben:
Wir Berghinauffahrer (das ist ähnlich wie Warmduscher) wanderten oben aber auch noch mal drei Stunden bis zu einem kleinen Gipfel und zurück. Da, auf dem Bild rechts oben:
Runter liefen dann wieder fast alle. Ich kriegte tatsächlich etwas Farbe ins Gesicht.
Abends Disco. Ich immer noch wach.
Tag 5:
Hüttenabnahme nach dem Frühstück, dann Heimfahrt. Einziger Programmpunkt dabei war der Besuch des Salzbergwerks Berchtesgaden. Hat mir sehr gut gefallen, seit meinem letzten Besuch sind einige Punkte dazu gekommen. Höhepunkte: die ziemlich flotte Einfahrt mit einer kleinen Grubenbahn durch enge Gänge, die Rutschen, mit denen man schnell nach unten kommt, die Fahrt über den Spiegelsee. Unser Führer war sehr gut, und die Schüler stellten gute Fragen.
Soviel zum Programm. Diesmal war beeindruckend viel Wandern dabei, wenig Hallensport, wenig organisierter Sport überhaupt. Jetzt ein paar persönliche Anmerkungen.
- Wenn es den Schülern gefällt, gefällt es auch den Lehrern. Das hängt bestimmt sehr vom Wetter ab; ich habe glücklicherweise noch nie eine verregnete Sportwoche erlebt. Das hängt aber noch mehr von den Schülern ab: es gibt nette und weniger nette Gruppen, freundliche und weniger freundliche, offene oder geschlossenere, alberne und ruhige. Unsere waren diesmal sehr freundlich und sehr brav, trotz kleinerer Ausrutscher. Aber ich bin stolz auf meine Schüler und empfinde es als ein Privileg, wie es der Kollege ausdrückte, ihnen in Inzell zuschauen zu dürfen. (Vermutlich zeige ich das nicht sehr, ich bin da eher etwas reserviert.)
- Warum ich das mit dem Müdewerden so oft geschrieben habe: ich schlafe gerne viel und werde ungerne, aber verlässlich, ab zehn Uhr abends sehr müde. In Inzell stehe ich zwar später auf als zu Hause, komme aber auch später ins Bett, und die Tage sind dann doch sehr anstrengend. Ich war beim Wandern dabei, habe Slackline ausprobiert und Bogenschießen (nach fünfundzwanzig Jahren Pause), eine Runde Volleyball auf dem Sandplatz habe ich auch gespielt. Zwei Tage habe ich gebraucht, um mich umzustellen, dann ging das abends. Nach zehn sollten die Schüler auf den Hütten sein, irgendwann später sollte dann das Licht aus sein, und irgendwann danach sollte dann auch wirklich jeder schlafen – und das heißt, dass die Lehrer recht lange aufbleiben und immer wieder nach dem Rechten schauen: regelmäßige Rundgänge. Manchmal gibt es etwas zu schmunzeln, wenn müde Fünftklässler vorbeikommen und nicht wissen, was sie tun sollen, wo doch einer bei ihnen im Zimmer so schnarcht.
- Das heißt jedenfalls, dass man mindestens von zehn bis zwölf Uhr nachts zusammensitzt und nicht viel zu tun hat. Man, das hieß in diesem Fall, ich und vier Sportlehrer. Und um uns herum an anderen Tischen Sportlehrer anderer Schulen. Das sind eigentlich ein bisschen viel Sportlehrer für mich, sagen wir mal so. Mit den Kollegen aus meiner Schule habe ich Glück gehabt, angenehme Zusammenarbeit, gute Stimmung. Aber das waren auch keine typischen Sportlehrer… womit ich bekenne: ja, ich glaube an typische Sportlehrer. Ich war auch schon mit typischeren Sportlehrern in Inzell. Sie sind etwas lauter als andere Lehrer. Spielen Mäxchen, jubeln ausgiebig, trinken Bier, erzählen Witze. Auch im Schulalltag glaube ich ein gewisses eigenes Verhalten zu erkennen. An sich nichts dabei, aber eben weniger meine Art. (Sportlehrerinnen sind manchmal anders, und natürlich sind ohnehin nicht alle Sportlehrer so. Aber genug für mein eigenes kleines Vorurteil. Über Deutsch- und Informatiklehrer habe ich natürlich auch eins.)
- Überhaupt, die Lautstärke. Ich habe schon mal über Geschrei im Sport geschrieben. Ich mag keine Massenauftritte, ich mag kein Geschrei. Auch nicht, wenn man gewonnen hat. Gehört zum Sport dazu, höre ich dann immer wieder. Ja, ja, erzählt das Gottfried von Cramm. Nein, das gehört nicht zum Sport dazu, das ist rein kulturell ausgemacht, dass man in bestimmten Ländern bei bestimmten Sportarten grölt und bei anderen nicht.
- Trotzdem glaube ich, dass Sport an der Schule eine sinnvolle Einrichtung ist. Soweit habe ich mich inzwischen durchgerungen, nachdem der Sportunterricht für mich als Schüler völlig für die Katz war, ebenso wie der Musikunterricht. Wie in anderen Fächern kann man natürlich immer noch etwas verbessern.
- Wenn es auch den meisten Schülern gut gefallen haben wird, gab es natürlich auch altersgemäße Dramen. Aber nach dem Wochenende ist hoffentlich alles wieder gut. Als Parole schlage ich vor: Was in Inzell geschieht, bleibt in Inzell. (Kommt eigentlich von „What happens in Vegas stays in Vegas.“ Der Vergleich Inzell-Las Vegas gefällt mir.)
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