Heiko hält ein Plädoyer für das Blog (als Reaktion auf Herrn Larbig). Meine Meinung: private Blogs sind ein Nischenprodukt und bleiben das.
Den Tod des Blogs aus einer anderen Sicht verkündet das Sprachlog: Duden, Facebook-Umfrage, Korpusanalyse belegen, dass das Neutrum das Blog weiterhin auf dem Rückzug ist und das Maskulinum der Blog dominiert. Das gelte tendenziell auch für Fachkreise, so dass das Maskulinum seufzend und klagend auch vom Sprachlog als die zukünftig geltende Form akzeptiert wird.
Der Kampf ist vorbei. […] Sprachgefühl hin oder her, man muss wissen, wann es Zeit ist, aufzugeben.
Nö, muss man nicht. Zugegeben, kämpfen um Wörter muss man ohnehin selten. Kann mich noch an Wolf Schneider erinnern, wie er seinen Widerstand gegen rasant aufgab, das eigentlich ursprünglich „knapp, streifend“ hieß und vom Rasieren kam, und von der rasant genommenen Kurve kam dann die Geschwindigkeit (mit etwas Interferenz vom Rasen). Widerstand ist zwecklos, aber natürlich darf man trotzdem sprechen, wie man will, und die Sprachmitverwender sind kein Grund, auf gesuchte Konjunktive oder idosynkratische Genera zu verzichten. In der Sprache muss es auch konservative Kräfte geben, und ich bin gerne eine davon.
Also sage ich weiter das Blog. Ich sage der Radio und der Pub und nicht das, der Con und nicht die.
Woher kommt eigentlich das Genus bei einer Entlehnung aus einer Fremdsprache? (Siehe dazu auch das Sprachlog oben.) Man nimmt entweder das Genus der deutschen Entsprechung dazu. Aus dem Maskulinum le bar/el bar wird das Femininum die Bar, weil, weil… die Kneipe, die Gaststätte, die Wirtschaft? (Siehe eventuell auch unten wegen die Barriere.)
Dass counter auf deutsch der Counter heißt, liegt am Suffix -er, der beiden Sprachen gemein ist. Kommt vom lateinischen -arius und ist Maskulinum.
Oder man nimmt das Genus eines deutschen Wortes, das so ähnlich klingt. So wird der Blog von „der Block“ beeinflusst.
Viele der Wörter sind außerdem Clippings oder andere Kurzformen, und da wird das Genus von dem verloren gegangenen Teil bestimmt: der Radio kommt von der Radioapparat/-empfänger und das Radio von das Radiogerät. Manche Leute wissen vielleicht, dass pub von public house kommt, und da muss es natürlich das pub heißen. Warum sage ich dann der pub? Sicher ist, dass ich die Kurzform vor der Langform kennengelernt habe und deswegen nicht mit Haus in Verbindung gebracht habe. Wieso aber Maskulinum? Mir fallen weder ein ähnliches noch ein entsprechendes deutsches Maskulinum ein. Ist das Maskulinum einfach mein/der deutschen Sprecher Standardgenus für Entlehnungen? (Ich habe aus Unizeiten im Kopf, dass das eher das Neutrum ist, aber alle meine Beispiele sprechen dagegen. Also doch Maskulinum?)
Zu den Kurzformen gehört auch der Con. Was das ist, muss ich mal in einem Beitrag beschreiben, wenn mein Fotoalbum wieder hier ist. Die Kurzfassung: mehrtägiges Treffen einer nicht zu kleinen Zahl von Scence-Ficon-, Film-, Comic- und anderen Fans. Und das englische „con“ ist natürlich die Kurzform von „convention“. Und doch: in meinen Jugendjahren war es der Con. Erst nach und nach wurde die Con daraus, und wenn das in meinen Augen auch richtiger erscheint, so klingt das in Ohr und Herz falsch.
Hier übrigens mein Bericht über meinen ersten Con 1982, da war ich gerade 15 geworden. Dort steht allerdings das Femininum für Con, obwohl ich das so kaum geschrieben habe. Müsste mal mein Original herausziehen, ob das schon damals der Redakteur war oder erst beim Web-Abdruck geändert wurde.
Fazit: bei Pub und Con war ich zu spät dran mit dem Einsteigen und habe das Standardmaskulinum, bei Blog war ich früh genug dabei, das Logbuch zu erkennen, und bleibe beim Neutrum.
(Das ist alles noch nichts im Vergleich zu der, die oder das Dschungel.)
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