Ein Kompromiss
Zwei Jungen fanden einmal einen Kuchen. Einer sagte: „Toll, den werde ich essen!“ Der andere sagte: „Nein, das ist nicht gerecht! Wir haben den Kuchen zusammen gefunden und müssen ihn deshalb teilen, für jeden eine Hälfte.“ Der erste Junge sagte: „Nein, ich will den ganzen Kuchen!“ Der zweite sagte: „Nein, wir teilen ihn zu gleichen Stücken, jeder bekommt eine Hälfte.“ Der erste sagte: „Nein, ich will den ganzen Kuchen.“ Der zweite sagte: „Nein, wir teilen ihn halbe halbe.“ Ein Erwachsener, der das Gespräch gehört hatte, kam herbei und sagte: „Ihr solltet euch darum nicht streiten, schließt doch einen Kompromiss: gib ihm drei Viertel des Kuchens.“
Raymond Smullyan, Buch ohne Titel. Braunschweig 1983
Wie mit den Kuchen, so ist das auch in den Lehrerzimmern. Es gibt in vielen davon nicht genug Tischfläche, als dass jeder Lehrer ein sinnvoll großes Stück für sich beanspruchen könnte. Für dieses Problem – verschuldet durch die Politik, keine Frage – gibt es zwei verschiedene unmittelbare Lösungen: die des vollen Tischs und die des leeren Tischs.
Vertreter des vollen Tisches sagen: Jeder sucht sich einige freie Quadratdezimeter und lässt dort seine Sachen liegen. Weil, sonst müsste man die herumtragen. Vertreter des leeren Tisches sagen: Tische sollten möglichst frei sein, die Bücher bewahrt man im vorhandenen Schrankfach auf, Schulaufgaben im Respizienzschrank, Mineralwasserflaschen braucht man gar nicht, am besten wird jeden Freitag alles abgeräumt.
Schließlich schließt man einen – unausgesprochenen – Kompromiss: die einen stapeln Bücher, Hefte, Kram auf ihrem Tisch, und setzen sich dafür zum Ratschen und Arbeiten an die Tische, die die anderen Lehrer unbenutzt lassen.

(sagen wir mal: Symbolfoto)
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