Ich mag Lernzirkel nicht besonders. Sie haben etwas Muffiges, riechen nach den 1970er Jahren und nach Turnhalle. Da kommen sie ja auch her, vom Zirkeltraining: Es gibt verschiedene Stationen (liebevoll aufgehäufte Papierstapel im Klassenzimmer, teilweise laminiert), die sich die Schüler in beliebiger Reihenfolge vornehmen, um beim Pfiff des Schiedsrichters zur nächsten Station zu wechseln. Das ganze zu dem Zweck, dass man Schülern so Arbeit unterjubelt, die sie sonst nicht leisten würden.
Für den klassischen Lernzirkel habe ich meine Meinung auch nicht geändert. Warum müssen die Schüler von Station zu Station gehen (den Kassettenrekorder als beschränkte Ressource gibt es ohnehin nur bei maximal einer davon)? Es ist so viel einfacher, Ihnen das gesamte Material auf einemal in einem Dossier zu geben und zu sagen: Macht mal, teilt euch die Zeit selber ein, ihr hat zwei Wochen Zeit. Wenn sich das digital machen lässt, um so besser, dann entfallen die Kopien und das Laminieren. Aber bei der aktuellen Ausstattung mit Rechnern geht das noch nicht; zum ausführlichen Arbeiten mit webbasiertem Material sind Handys zu unpraktisch.
Also waren meine Erwartungen heute gedämpft, als ich in einer Vertretungsstunde in der Unterstufe einen Lernzirkel beaufsichtigen sollte. Das lief aber überraschend gut, eben weil es gar kein Lernzirkel war, sondern Freiarbeit in festen Gruppen. Jede Gruppe bekam ihr Materialpaket ausgehändigt. (Wir träumen allerdings von einer Welt, in der Schüler ihr Material selbst verwalten können; vielleicht sollte das mal Schwerpunkt sein. Ein Schrank in jedem Klassenzimmer könnte da schon helfen.) Dann arbeiteten die Schüler gemeinsam an den kleinschrittigen Grammatik-Aufgaben und verglichen danach ihre Ergebnisse mit den Lösungen. Die Klasse war das möglicherweise gewohnt, jedenfalls lief es gut. Alle waren beschäftigt, die Atmosphäre war angenehm.
Bei Material für Freiarbeit halte ich Typographie und Layout für noch wichtiger als bei regulären Arbeiten: Man soll auf den ersten Blick sehen können, ob etwas Aufgabe oder Lösung ist. Und wenn schon Papierkopien, dann ein Satz Kopien in einer eigenen Mappe für das Projekt. Aber sonst: sollte man öfter machen.
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