Als ich zur Schule ging, sagen wir vor dreißig Jahren, hat kein Schüler je einen Lehrer „Pauker“ genannt. Das Wort gehörte nicht mal in die Kategorie der uncoolen Begriffe, es war bereits vollkommen historisch, unbedingt dem Zeitraum der tiefsten Vergangenheit angehörig. Es gehörte zwar nicht in die Kategorie „Karzer“ und „Pedell“, die man als Feuerzangenbowlenleser und -gucker damals noch kannte, war aber um so schlimmerer Siebzigerjahre-Jargon. Wer Pauker sagt, muss auch Lümmel sagen.
Zwei Arten von Leuten benutzen heute noch das Wort „Pauker“. Das sind einmal Leute, die tatsächlich noch einem Lehrerfeindbild aus den 1970ern verhaftet sind. Ich komme darauf, weil neulich in einem Beitrag in einem Lehrerforum von den „strengen Paukern in der Schule“ die Rede war.
Wir hatten damals, vor dreißig Jahren, strenge Lehrer und weniger strenge, beliebte und weniger beliebte, gute und schlechte, und alle möglichen Kombinationen davon. Aber „Pauker“ waren damals bereits ausgestorben.
Vielleicht ist es so, dass nur meine Generation – die 1980er-Schüler – das Wort als so lächerlich empfindet. Für die Schüler der Neunzigerjahre ist das eine Jahrzehnt vielleicht genauso weit weg wie das andere und Pauker wieder akzeptabel. Ich glaube es aber nicht; von Schülern habe ich das Wort ohnehin noch nie gehört.
Die anderen Leute, die das Wort benutzen, sind Journalisten. Wenn sie im ersten Satz bereits das Wort „Lehrer“ verbraten haben, muss im zweiten der Pauker her und im dritten dann der Pädagoge. Weil man ja Wörter nicht wiederholen darf. Ich schwöre, von mir hat das kein Schüler je so gelernt! Deswegen jedenfalls auch der Urnengang, wenn man vorher schon mal „Wahl“ geschrieben hat, der Erdtrabant, der Vierbeiner, und was es sonst noch alles für krampfhafte Synonyme gibt.
Ach ja, wer „Kids“ sagt oder schreibt, den kann ich auch nicht ernst nehmen.
Ich ziehe für meinen Beruf übrigens das Wort „Lehrer“ vor. Nicht Pauker, nicht Pädagoge. Auch nicht Lernbegleiter. Und auch nicht, obwohl man das sicher auf vielen Steuererklärungen als Berufsbezeichnung liest, „Oberstudienrat“.
— Als Fußnoite aktuelle Fundstücke aus dem Netz:
(1) Lehrer, Eltern und Schüler beschließen am runden Tisch mit dem Kultusministerium, dass das G8 eine tolle Idee ist. So viel heiße Luft, dass ich gar keine Lust habe.
(2) Bei jetzt.de, auch im Print, etwas über Lehrerblogger, mit so eher mittlerer Szenekenntnis.
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