Im Sommer kriegen die bayerischen Gymnasien immer die Statistik über die Durchschnittsnoten der Abiturprüfungen, sortiert nach verschiedenen Kriterien. Die Schulen werden dabei gebeten, vor allem auf drei Dinge zu achten:
- Ist der Unterschied zwischen den Semestern der Jahrgangsstufen 11/12 und den Abiturnoten auch nicht zu groß, jeweils an der eigenen Schule?
- Ist der Unterschied zwischen den Abiturnoten an der eigenen Schule und dem bayerischen Durchschnitt auch nicht zu groß?
- Ist die Note zwischen dem bayerischen Abiturdurchschnitt und den eigenen Noten in 11/12 nicht zu groß?
Ab mehr als 5 Leuten in einer Prüfung sind zu große Abweichungen zu thematisieren. Das war schon immer so, auch im G9. Die Anweisung dazu erfolgt automatisch. Wenn in einem Fach die Abiturnoten deutlich schlechter oder besser sind als im Rest von Bayern, dann kann man schon mal darüber reden. Wenn in einem Fach das Abitur um eine ganze halbe Note besser ist als die Halbjahresleistungen in den Jahren zuvor, dann auch. Außer, wenn das in ganz Bayern so ist – dann müsste das Kultusministerium mal darüber nachdenken.
Eine Ursache für eventuelle Diskrepanzen: Die Halbjahresleistungen setzen sich etwa in Mathematik und Deutsch aus kleinen Noten, die überwiegend mündlich sind, und schriftlichen Leistungen zusammen. Das Abitur ist nur schriftlich. Und da in der Oberstufe G8 die kleinen Noten ebenso viel zählen wie die großen, zählen die mündlichen Noten mehr als im G8. Das wird als zeitgemäß begrüßt, aber ich vermute, der Gruß gilt eher der Tatsache, dass die Gesamtnoten dadurch besser werden. Denn mündliche Noten sind tendenziell besser als schriftliche, etwas, über das sich noch nie jemand beschwert hat, das sich pädagogisch aber kaum begründen lässt.
So richtig aussagekräftig ist dieser Grenzwert des Notenunterschieds aus G9-Zeiten also nicht mehr. Er müsste ans G8 angepasst werden; man könnte auch unterscheiden zwischen Fächern, in denen alle oder viele Schüler Abitur ablegen (Deutsch, Mathe, English) und Fächern, für die man sich bewusst entscheidet (Informatik, Biologie, Chemie). Ich glaube auch nicht, dass diese Zahlen in den Schulen besonders ernst genommen werden.
Gerne würde ich die Zahlen der letzten Jahre vergleichen und schauen, ob sich bestimmte Muster ergeben. Leider finde ich die Statistik nirgendwo öffentlich. Wenn ich in England im August Urlaub mache, stehen dort die landesweiten Ergebnisse der A-Levels (das englische Äquivalent zum Abitur) detailliert in den Tageszeitungen, nach den einzelnen Fächern aufgeschlüsselt. Bei uns ist das eher nur für den Dienstgebrauch.
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