Gestern war die Abifeier. Ich kannte nur einen kleinen Teil des Jahrgangs und hatte nur wenige Schüler davon im Seminar (11. und die erste Hälfte der 12. Jahrgangsstufe), bin aber trotzdem hin.
Beste Rede des Abends: Die des Schülers, der für die Abiturienten sprach. Das Reden machte ihm sichtlich Spaß, aber er wirkte dabei nicht wie jemand, der sich grundsätzlich gerne reden hört. Sehr entspannt vorgetragen, mit einem überraschenden Einstieg. („Manche haben sich gewundert, als sie hörten, dass gerade ich die Rede halten würde. Ich bin kein besonders fleißiger Schüler, aber ich bin auch kein [Name eines Mitschülers]. Ich bin kein besonders schlechter Schüler, aber ich bin auch kein [Name eines anderen Mitschülers].“) Und so weiter. Das Gelächter unter den Erwachsenen war am Anfang etwas ungläubig, aber in der Situation hat die Rede gepasst.
Es folgte ein Blick zurück, mit angemessenem Maß an Selbstkritik, und ein Blick nach vorn, mit angemessenem Optimismus. Mir fehlte zumindest eine Note von Kritik an konkreter Schule oder Schulsystem, aber man man nicht alles haben.
Gegenpunkte dazu setzen Elternbeirat und die betreuende Oberstufenkoordinatorin, die die Abiturienten vorsichtig daran erinnerten, dass sie es doch eigentlich ganz gut hätten. Der stellvertretende Landrat wünschte den Abiturienten ein „Chillen Sie erst mal“, auch angesichts der vielen der Abizeitung zu entnehmenden Reisepläne nach Neuseeland. Nu. Besser gefiel mir der sehr authentisch wirkende neue Oberbürgermeister der Stadt, der nicht nur ein paar Spitzen gegen das G8 abließ, sondern den Abiturienten angesichts der Neuseeland-Popularität riet, sich doch mal per Zug in Europa umzusehen, nur so als Vorschlag.
Dauer: knapp 4 Stunden, mit einer halben Stunde Pause dazwischen. Gelobt sei ein Schüler, der wenigstens ein kleines anarchisches Zeichen setzte und die ganze Veranstaltung über, Zeugnisübergabe eingeschlossen, mit einem Eselskopf herumlief. Vielen Dank dafür!
Die Kleidung war bei den Herren etwas festlicher als die letzten Jahre, bei den Damen dominierte das Cocktailkleid, eine Handbreit überm Knie, aber auch ein paar lange Kleider gab es. Am besten gefielen mir aber die schlichten Sommerkleider, gepunktet oder mit Blumen. Bei der Abiturzeignisvergabe ist es im Gebäude immer recht warm, da passt die sommerfrische Kleidung vielleicht eher als die edle.
Beste Frisur des Abends: kurz. (Und gepunktetes Kleid dazu.) So richtig Jean Seberg in „Außer Atem“. Kurz gefällt mir überhaupt bei den meisten Frauen am besten. Populär scheinen zur Zeit aber Brautlocken zu sein.
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