Manchmal verteile ich beim Spazierengehen eine Runde Pokémon-Beeren an fremde Pokémon. Und das kommt so:
Es gibt bei Pokémon Go an verschiedenen Orten Arenen, in die man eines seiner eigenen Pokémon setzen kann – vorausgesetzt, einer der sechs Plätze in der Arena ist noch frei und man hat nicht schon ein anderes Pokémon in dieser Arena, und vor allem: vorausgesetzt, die Arena gehört zum eigenen Team. Es gibt drei Teams: Blau (Yay!), Rot (Buh!) und Gelb. Notfalls muss man die von einem anderen Team besetzte Arena erst erobern, indem man alle Pokémon darin (mehrfach) besiegt und dadurch nach Hause schickt.
Seit ein paar Wochen gibt es neue Spielregeln. Jetzt ist es so: Je länger ein Pokémon in einer Arena sitzt, desto leichter kann man es besiegen, weil es mit der Zeit müde wird. Man kann es aber aufpäppeln, indem man ihm eine Pokémonbeere zuwirft. Das geht nur, wenn man selber in der Nähe der Arena steht. Allerdings muss man das nicht selber machen, jeder Spieler, der dem gleichen Team angehört, kann das tun.
Ich habe nicht viele Pokémon in Arenen sitzen, weil ich nicht sehr intensiv spiele. Zur Zeit hält sich aber eines meiner Pokémon schon überraschend lange in einer recht zentral gelegenen Arena, obwohl ich da nicht oft vorbeischaue. Ich kann mir das nur so erklären, dass Passanten regelmäßig Beeren an meines und die anderen Pokémon meines Teams verfüttern.
(Zum Vergleich: Wenn ich ein Pokémon in die Arena im Pausenhof meiner Schule setze, ist das nach ein paar Stunden herausgekickt und die Arena wieder im Besitz eines anderen Teams. Und das teilweise mitten während der Unterrichtszeit! Schulfremde Personen, bestimmt.)
Also mache ich das auch so. Wenn ich an einer Arena vorbeikomme, die zu meinem Team gehört, dann schaue ich nach, ob da Platz für eines von meinen ist, und außerdem schaue ich, ob ich den Pokémon dort eine Beere spendiere. Für mich als Spieler ist das unmittelbar erst einmal ein Nachteil. (Na gut, das ist ein wenig geschönt: Man hat immer genug Beeren übrig. Aber das Beerenspenden ist trotzdem Aufwand. Aber noch mehr na gut, man kriegt auch eine Medaille fürs fleißige Beerenspenden.)
So ähnlich funktioniert das auch mit dem iterierten Gefangenendilemma (recht alter Blogeintrag dazu), einem Musterfall aus der Spieltheorie: Zwei Spieler entscheiden sich unabhängig voneinander für oder gegen Kooperation; am meisten Vorteile hat man dabei, wenn man als einziger nicht kooperiert (selbstsüchtig agiert), am dümmsten ist es für alle, wenn keiner kooperiert. Bei Pokémon Go hoffe ich, dass Spieler aus meinem Team mein Pokémon füttern, obwohl es ihnen nicht unmittelbar etwas bringt; und ich füttere fremde Pokémon, auch wenn es mir nicht unmittelbar etwas bringt. Das Team, das besser auf diese Art kooperiert, hat einen evolutionären Vorteil.
Ich spiele nicht viele Spiele; vielleicht gibt es noch mehr, die Kooperation unter Fremden ohne unmittelbaren Austausch fördern? Dem Bettler in der Straße habe ich dann auch Geld gegeben, weil ich mich schäbig fühle, nur meine Pokémons zu unterstützen. (Würde ich das noch öfter tun, wenn ich Badges dafür kriegte, virtuelle Medaillen? Ab hier will ich nicht mehr weiter denken; wahrscheinlich ist es ja ohnehin nur Zufall, dass mit meinen Pokémon, und ohnehin ein sehr geringer Effekt. Dann ist das hier alles wohl Unsinn.)
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