Arne Paulsen hat einen schönen Eintrag über seine positiven Erinnerungen ans Referndariat geschrieben, Anlass war die Blogparade dazu von Bob Blume, Thema „Ein wunderbarer Moment im Referendariat“.
Ich will wie Arne auch keinen einzelnen Moment herausgreifen. Ingesamt habe ich die angenehmsten Erinnerungen an das Referendariat. Aber das kann nicht alles gewesen sein: Frau Rau erinnert mich daran, dass ich arg geschimpft habe. Trotzdem, es war eine Zeit voller schöner Erinnerungen – ich war aber auch noch jung und aufnahmefähig.
In Bayern ist man am Gymnasium das erste und letzte halbe Jahr an einer Seminarschule unter Aufsicht von Seminarlehrern, die die Lehrprobe abnehmen und Noten geben und so weiter. Dazwischen ist man ein Jahr an einer Einsatzschule und unterrichtet dort eigenverantwortlich, ohne dass einem jemand groß über die Schulter schaut.
Meine Seminarschule war in Straubing, Niederbayern. Gewohnt habe ich im ehemaligen Priesterseminar, das leer stand, weil – ich habe mich nicht groß damit beschäftigt – es irgendwann mal zu irgendetwas anderem verwendet werden sollte. Aber vorerst gabe es Räumlichkeiten für mich. Sehr hohe, weite Räume, spartanisch eingerichtet. Schade, dass ich keine Fotos davon habe, es war menschenleer und hallte. An der Türe außen hatte ich das hier angebracht:

Damals konnte ich noch abends korrigieren, dann spontan von neun bis elf mit anderen Referendaren und Referendarinnen aufs Volksfest gehen (für das Straubing berühmt ist), und danach weiter korrigieren. Irre. Am Bahnhofskiosk von Straubing entdeckte ich aktuelle amerikanische Marvel-Comics und ich begann wieder zu sammeln, nachdem ich davon zehn Jahre Pause gemacht hatte. Zehn Jahre danach hörte ich übrigens endgültig auf. Meine Lehrprobe verlief mäßig (2-, und hätte auch eine 3 sein können), wie ich überhaupt nie gut bei mündlichen Prüfungen war oder bin.
Ich vertrug mich mit den anderen Referendarinnen und Referendaren, war mit dem Deutsch-Seminarlehrer sehr zufrieden (wir hielten viel von einander), mit der Englisch-Seminarlehrerin habe ich es ausgehalten. Aber meiner Erinnerung ist nicht unbedingt zu trauen. Frau Rau hat mich darauf hingewiesen, wie sehr auch ich damals geklagt habe. Und ja, ich hatte verdrängt, wie viel Zeit das alles gekostet hatte. Nach den ersten zwei Wochen musste ich zwei Stunden pro Woche Unterricht halten, einmal Deutsch, einmal Englisch, und diese Vorbereitung kostete mich die ganze Woche. Danach war ich auf sieben Stunden, und das füllte dann die Woche völlig. Heute weiß ich gar nicht mehr so recht, was so viel Zeit gekostet hat – das Auswählen und Vergleichen der vielen Möglichkeiten, die ich vor mir sah? Das Korrigieren hat auch viel Zeit gekostet, mehr als heute – aber auch deshalb, weil ich früher mehr eingesammelt und korrigiert habe als heute.
Danach kam das Jahr im Zweigschuleinsatz, Marktoberdorf. Mit den Klassen kam ich weiterhin sofort zurecht, ich ging jedenfalls immer sehr gerne in den Unterricht. Aber im ersten Halbjahr war ich nicht glücklich, auch wenn ich das vermutlich nicht wusste. Ich war weg von Frau Rau, hauste in einem fast lichtlosen Zimmer, und kannte niemanden. Nun ja. Das zweite Halbjahr war besser, da wohnte ich direkt in der Schule – die Schule hatte ein Heim, ich zwei Stunden Heimdienst (statt Unterricht), ich wohnte dort und hockte viel mit den anderen Lehrern und Lehrerinnen zusammen. Wir kochten auch immer wieder mal gemeinsam. Im Heim gab es auch viele (ältere) russische Schüler, „Kontingentflüchtlinge“ war die offizielle Bezeichnung. Mit denen habe ich gelegentlich Schach gespielt, abends, und auch mal gewonnen. (In meiner Jugend war ich eine sehr kleine Weile im Schachverein.)
Ansonsten sind da viele kleine Erinnerungen, aber keine Anekdoten. Routine. Eine Schachtel am Tag habe ich damals geraucht. Auch im Lehrerzimmer, jedenfalls in dessen offenem Nebenraum – an meiner neuen Schule, gleich nach dem Referendariat, an der ich jetzt noch bin, wurde auch im Lehrerzimmer geraucht. Aber schon lange vor dem Umzug ins neue Schulgebäude wurde das abgeschafft, und schon davor hatte ich das Rauchen ohnehin aufgegeben.
(Unbeendet gebliebener Artikel, Aber hey, sonst wird das nicht mehr so bald was mit dem Bloggen.)
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