Vor zwei Jahren im Fashion Museum in Bath hörte ich zum ersten Mal von der Peacock Revolution. So hieß das, was Ende der 1960er Jahre für ein paar kurze Jahre die Männermode dominierte: Rüschen und Längsstreifen, Samt und Kord, Lila und Rot und Orange, der volle Sgt. Pepper halt.
Und da habe ich mich wiedererkannt. Kleidung war mir einerseits nie sehr wichtig, ich habe angezogen, was da war und noch einigermaßen frisch roch. Aber es hat mich gefreut, und freut mich immer noch, wenn das auch noch schöne Sachen sind, und zwar: eher etwas extravagante schöne Sachen, mitunter sogar flamboyant. Moden habe ich nur ein einziges Mal bewusst mitgemacht, mit zehn oder zwölf Jahren, als ich mit der Schere Fransen in eine kurze Jeanshose schnitt. Das war eine sehr kurze Phase. Und Marken – Marken hatte man zu meiner Zeit fast noch gar nicht erfunden. (Levi’s Jeans, Kaugummimarken, C&A-Hausmarke Palomino, Salamander.)
Nein, mein Vorbild war wohl einfach Errol Flynn – dünnes Bärtchen, weites Piratenhemd, lachend auf einer Rahe stehend und die Locken im Wind. Nicht dass ich so war, aber so wollte ich vielleicht sein. So etwas war seit dem Ende der Peacock Revolution nicht mehr Mode, das kam dann erst wieder mit Prince und ist auf Bühnenshows begrenzt.
Man sieht hier, wie ich bereits in jungen Jahren so gekleidet war, wo ich noch heute sage: Respekt.
Zugegeben, das letzte Bild ist tatsächlich eine Faschingskostümierung. Aber vor zwanzig Jahren, als ich noch ranker war, hatte ich ein weißes und ein schwarzes Hemd, das ich explizit als Heldenhemd gekauft hatte – tiefer Ausschnitt, weiter Ärmel. Die Kleidung auf den linken Bildern, zumindest auf dem mittleren, stammt aus Berlin: da hatten wir Verwandtschaft mit Modeläden, und von dort wanderte oft Kleidung in die bayerisch-schwäbische Provinz. Ich fühlte mich sehr wohl darin.
Der bunte Auftritt kam dann immer im Doppelpack, weil ich ja einen Zwillingsbruder habe:
Als Teenager dann so:
(Nicht gut zu erkennen: die fette Gürtelschnalle in Spinnennetzform. Kann ich interessierten Besuchern heute noch zeigen.)
Manchmal hatte das… Auswüchse. Hier mit 17 Jahren in San Francisco. Man beachte das kleine Bärtchen, lange, lange bevor es mal Mode wurde. (War das in den frühen 2000ern? Ich weiß es gar nicht mehr.) Und, uh, den Rest. Aber immerhin: das Hemd. In der Hand: ein frisch gekauftes Buch, entweder Tolkien-Briefe oder The Return of the King, beide hatte ich in diesem Urlaub gekauft.
In der Abizeitung, als jeder von uns 5 Zeilen bekam und gut war’s, stand dann unter anderem „Genie und Dressman“. Heute verstehe ich das besser als früher. Ich sah es schon als Kompliment, aber dressman, moi?
In den Zwanzigern entdeckte ich eine Reihe von dreifarbigen Hemden mit schwarzen Punkten. Hach, waren die schön! Frau Rau war dann aber doch sehr froh, als sie dann mal verschwanden.
Von Teenager-Jahren an mochte ich Hawaii-Hemden. Ich hatte stets ein oder zwei, die – wohl wieder durch die Verwandtschaft – den Weg zu mir fanden, später dann immer wieder selbst gekaufte. Ganz zu Anfang dieses Jahrtausends erstand ich dieses schöne Marvel-Hemd, lange vor dem filmischen Erfolg des Marvel-Universums. Einmal im Jahr ziehe ich es in die Schule an:
Für diese Jacke muss ich ein bisschen abnehmen, sonst würde ich sie öfter tragen:
Heute etwas gesetzter und ruhiger, fühle ich mich sehr wohl in diesen Längsstreifen:
Wenn es ein bisschen kühl ist oder regnet, aber nicht genug für einen Schirm, dann bietet sich die grüne Melone an:
Aus dem Irlandurlaub mitgebracht: neue Socken.
Alles, was noch passt, ziehe ich regelmäßig in die Schule an, daneben manche Nerd-Shirts, und mein Fischgrät-Tweed-Hoodie. Oder graue Pullover. Kaum etwas davon wird je kommentiert, übrigens; wir sind eine sehr höfliche Schule. Aber ich habe Fasching ja auch mal im Ganzkörper-Löwenkostüm unterrichtet, ohne dass das irgendeinen Unterschied gemacht hätte.
Nachtrag:
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