Im Nachhinein: Das ging gestern durchs Netz und interessiert mich heute schon gar nicht mehr besonders. Aber ich halte es trotzdem mal fest, Chronistenpflicht und so.
Der Europäische Gerichtshof hat ein Urteil erlassen, das gerade viel diskutiert wird und auch für mich in meinem Beruf als Lehrer interessant ist. Hier eine unaufgeregte Zusammenfassung:
Kurzfassung, meine, unamtlich: Damit Arbeitnehmer nicht indirekt zu Überstunden gedrängt werden können, ohne diese ausreichend dokumentieren zu können, muss der Arbeitgeber eine Möglichkeit schaffen sich zu vergewissern, wie viel die Angestellten arbeiten.
Das betrifft mich formal erst einmal nicht, interessiert mich aber trotzdem. Mein Arbeitgeber will in der Tat nicht wissen, wie viel ich eigentlich arbeite. Auf Spitzenbelastung mit mehr als 10 Stunden oder fehlende 11 Stunden Pause zwischen zwei Arbeitstagen achte ich nicht; das kommt wahrscheinlich gelegentlich vor, aber nicht oft. Wie das mit Klassenfahrten ist, ist auch so eine Frage. Am wichtigsten ist mir aber die reguläre Arbeitszeit: Offiziell beträgt die 40 Stunden pro Woche. Bezahlt werden wir aber nicht nach Zeit, sondern nach Unterrichtsstunden: 23 Stunden Unterricht pro Woche mit Vorbereitung und Korrekturen, dazu die angesetzte Anzahl an Konferenzen und Elternabenden und laufende Extrawünsche des Kultusministeriums, die immer mal wieder anfallen. Dass das in der Unterrichtszeit mehr ist als 40 Stunden, ist klar, und dass man in den Ferien weniger arbeitet, auch – darüber hinaus ist das meiste unbekannt.
Ich glaube nicht, dass ich sehr viel mehr arbeite als meine 40 Stunden. Irgendwann habe ich mal zusammengerechnet und bin auf 42 Stunden gekommen, aber das war auch nur geschätzt. Ich würde mir vor allem gerne aussuchen, mit welchen Arbeiten ich diese Zeit fülle, aber das geht aus guten Gründen nicht. Ich lese viel und programmiere und treibe mich online herum; das zählt nicht zu meiner Arbeitszeit, aber führt dazu, dass ich viele meiner Arbeiten sehr schnell erledigen kann. Ich bin flink am Computer, sicher flinker als die meisten meiner Kollegen und Kolleginnen, und auch das hilft mir dabei, schnell zu arbeiten.
Allein: Was soll geschehen, wenn das Kultusministerium feststellt, dass manche Lehrer oder Lehrerinnen länger brauchen, oder manche Fächer mehr Arbeit erfordern? (Wir wissen doch alle wie das mit Deutsch und Mathe ist, wenn wir nicht unredlich sind.) Sollen die einen dann mehr Aufsichten führen, mehr unterrichten, oder dürfen die sich dann selbstständig beschäftigen? Müssen manche Fächer weniger unterrichten oder keine Aufsichten führen? Erst wenn es darauf eine Antwort gibt, spielt es es eine Rolle, ob man Arbeitszeit zählt oder nicht.
– Die aktuelle Arbeitszeitstudie wird vielleicht Ende des Jahres veröffentlicht, sonst kenne ich nur eine von Mummert + Partner Anfang 1997: Ja, Lehrer und Lehrerinnen insbesondere an Gymnasien arbeiteten deutlich mehr als im sonstigen öffentlichen Dienst, jedenfalls im Durchschnitt – das Minimum lag darunter, das Maximum arg weit darüber. Passiert ist dann wohl nichts.
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