Türkischer Honig (auf der Auer Dult)

(21 Kommentare.)

Kurzer Nachtrag zum Wochenende: Gestern habe ich auf der Auer Dult türkischen Honig gekriegt, und anscheinend habe ich noch nie über den geschrieben. Also: In Bayern versteht man unter türkischem Honig ursprünglich, also in meiner Kindheit, ein klebriges gelbrosa Zuckerprodukt. Heute wird oft das als türkischre Honig bezeichnet, was meist korrekt an den Ständen als „türkischer Nougat“ oder „weißer Nougat“ bezeichnet wird: Das sind abgepackte Blöcke aus einer relativ weichen Eiweiß- und Zucker-Masse, gerne mit Nüssen, Mandeln, Früchten darin.

Bayerischer türkischer Honig dagegen besteht zwar ebenfalls aus Eiweiß und Zucker (oder Glucosesirup?), ist aber viel klebriger und vor allem fester. Zur Portionierung werden von einem großen Block Späne abgeschlagen oder abgeschabt:

Türkischer Honig ist immer weiß und rosa. Die frischen Splitter kann man gut essen, aber schon nach einer Weile klebt wieder alles zusammen zu einer nur optisch getrennten Masse, die man aber doch nur mit etwas Anstrengung wieder in Stücken- oder eher Brockenform kriegt. Sie ist zäh und klebrig und keinesfalls mürbe.

Wikipedia behauptet, „türkischer Honig“ sei eine „ältere Bezeichnung für weißen Nougat“ und will die gelbrosa Masse „türkischer Nougat“ genannt haben. Dass die Wurzeln in der Türkei liegen: sehr wahrscheinlich. Ich wüsste gerne, wann der gelbrosa türkische Honig zu uns kam – sicher lange vor dem weißen Nougat, den es im meiner Kindheit auf den Volksfesten gar nicht gab.

Auch sonst überall Sprachverwirrung: Auf Englisch heißt das blockförmige weiche Produkt nougat. Unser N(o)ugat heißt da Viennese nougat. Deutsches Krokant ist in England (aber nicht in den USA) praline, Pralinen sind chocolates, In Italien gibt es torrone und in Spanien turrón. Und in der Schweiz wird auch Blätterkrokant als Nougat bezeichnet, sagt Wikipedia.

Insgesamt übrigens: Mehr Kindheitserinnerung als echte Leckerei. Lecker, in kleinen Mengen.

Oktobertfest 2023: Ist vorhanden, man muss aber suchen.


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Kommentare

21 Antworten zu „Türkischer Honig (auf der Auer Dult)“

  1. Hande

    In der Türkei gibt es das nicht.

  2. Das konnte ich mir auch nicht vorstellen, Hande. Wikipedia sagt: „Der türkische Nougat (türk.: Koz Helvası, siehe Halva) wird häufig auch als Türkischer Honig bezeichnet“ – mir gefällt weder die Bezeichnung als Nougat, noch kenne ich ähnliches Halva. War das vielleicht ein Versuch, Halva irgendwie nachzuahmen? Ich wüsste gerne, wie alt der gelbrosa türkische Honig in Deutschland ist.

  3. Bernhard

    Ach, den habe ich früher auch immer geliebt, also den Weichen, den man heute irgendwie nicht mehr sieht (vo Aussehen wie der Montélimar-Nougat in der Wikipedia). Dieser harte, feste Halva hingegen ist auch irgendwie sehr schnell langweilig, nach zwei-drei Bissen.
    Wäre ja vielleicht mal eine neue Küchenherausforderung, Herr Rau. Ich stelle mich gerne als Tester zur Verfügung…

  4. So wie das hier?
    https://www.theguardian.com/lifeandstyle/2018/jul/21/tamal-ray-recipe-white-nougat-dried-apricot-cherry
    Das habe ich tatsächlich mal versucht, ging aber nur so mittel. Aber wir können gerne mal gemeinsam?

  5. Interessant, ich (Bayern, gar nicht mal so weit von Euch weg) kannte türkischen Honig als Lokum (schreibt man das so?), also diese durchsichtigen, bisschen wabbeligen Würfel, in Stärke/Puderzucker gewälzt, manchmal mit Pistazien drin, manchmal mit Rosenwasser (urks) aromatisiert.
    Halwa kenne ich auch, aber nicht als Türkischen Honig und nicht in weiss/rosa, das habe ich tatsächlich noch nie gesehen.
    Spannend, irgendwie

  6. Hande

    Koz helvasi sieht weder aus wie das da oben noch eine der anderen beschreibungen der turkischen honig. Ich wüsste echt gern, woher dieses zeugs kommt und vor allem wieso es so heisst. (Bisserl wie “kümmeltürke”, was mich jahre lang kopfschuttelnd sagen liess “wir nutzen doch gar nicht so viel kümmel” bis ich lernte woher der spruch kommt)
    @frbrüllen es gibt so wunderbare lokum (was als basis nur zucker, stärke und flavoring ist), mein favorit ist der aus afyon, gefüllt mit büffel kaymak – wie clotted cream – und gewälzt in kokosflocken… ein traum. Leider ist in europa gute lokum nicht auffindbar.

  7. @Hande: Ah, Stärke macht die Konsistenz! Jetzt habe ich echt grad Appetit gekriegt!

  8. Lokum kenne ich aus meiner Kindheit und Jugend gar nicht, den habe ich erst im Studium in England kennengelernt (als „Turkish delight“).
    Auch den gelbrosa türkischen Honig gab es nicht oft, vielleicht auf der Dult in Augsburg, sicher auf dem damals noch bodenständigeren Oktoberfest, möglicherweise gar nicht mal regulär auf dem großen Augsburger Volksfest – er verschwand jedenfalls immer mehr, verdrängt duch den „türkischen Nougat“, allerdings behielt der den alten Namen.

    Ja, Hande, das interessiert mich auch alles. Ich vermute, jemand sah Halva in der Türkei und baute das mit Hausmitteln nach. Aber wann? Und wo – das ist vielleicht doch regional auf München beschränkt?

    Die Google-Bildersuche nach „türkischer Honig“ zeigt tatsächlich viel Lokum. Rosagelb ist ganz schwer zu finden. ch komme ansonsten ja aus einer Stadt, wo die „Amerikaner“ „Boxer“ genannt werden, was nicht mal bei Wikipedia steht.

  9. Danke für die Erinnerung! Den Türkischen Honig habe ich geliebt. Kein Rummelbesuch ohne… :D
    Wenn ich mich recht erinnere, schabten die Verkäufer von einem riesigen Block kleine Portionen auf Pergamentpapier. Ach was, schabten? Manchmal mussten sie mit ihren silbernen Matallspachteln richtig zuhauen! :lol:

    Liebe Grüße,
    Werner

  10. Emmi

    Also da wo ich herkomme gibs das in der türkei und das schon seit den osmanen ich habe es als kind schon immer gegessen wen wir im urlaub waren meine verwandten machen es auch selber mit extra vielen nüssen und honig ….

  11. Tammo

    „Türkischer Honig“ hat nix mit den X Sorten von „Turkish delight“ zu tun.
    Kein Freimarktbesuch ohne Türkischen Honig.
    Eine Bezugsquelle:
    Confiserie Fackler in Essen.

  12. Sabine

    Völlig anderes Nahrungsmittel, aber im Fürther Raum kursierte, wohl schon zu Vorkriegszeiten, ein „Italienischer Salat“ bestehend aus rotem und weißen Pressack, Bierschinken, Bismarckhering, sauren Gurken, Tomatenmark und Worcestersauce. Mit guten Zutaten gemacht, ist er tatsächlich ein gutes Antidot zur weihnachtlichen Plätzchenorgie und als nostalgisches Element von Familienfeiern mir lieb und teuer, aber Italienisch?

  13. Tammo

    Ich nochmal:
    Kimberly Fackler von der Internationalen Confiserie Fackler aus Essen verschickt den ‚Türkischen Honig‘ und zwar den, den wir ‚Alten‘ von den Frei-, Jahr-, Kramer- und sonstigen Märkten kennen. Die vielen Türkeiurlauber bringen Verwirrung, meinen meistens ‚Turkish Delight‘ wenn sie von ‚Türkischem Honig‘ sprechen.
    Einfach mal ein wenig nach der o.a. Firma googlen …
    ( Gerade neue Bestellung getätigt :-)))) )

  14. Den türkischen Honig. Der wie auf der Kirmes. Den gibt es auch online bei schlaraffenland-shop von Kernen im Remstal zu kaufen.

  15. Oh wie schön, vielen Dank für den Hinweis. Mit der Option, gleich einen 10-Kilo-Block im ganzen zu kaufen. Der Rest hat etwas vom Zerlegen einer Kuh, wo ein Block geschlachtet wird und man sich um die Teile bemühen kann. (Dank auch an den Hinweis von Tammo oben, den habe ich übersehen beim letzten Mal.)

  16. Hallo Herr Rau,

    in der Türkei und auch in andere Länder gibt es den weichen Nugat der oft auch als Türkischer Honig bezeichnet wird.

    In Deutschland gibt es den harten Türkischen Honig wo auf der Kirmes geschabt wird / wurde.
    Da Personal in laufe der Zeit zu Teuer geworden ist. Haben viele Schausteller TH-Lolly und TH 150g Schalen nur noch im Angebot.

    Punkto KLEBEN: Das hängt von der Temparatur vom TH ab.
    Ein Profi wo geschabten TH verkauft hat den Block entsprechend gekühlt, sonst würden die TH Splitter gar nicht so abfallen.

    In Deutschland war der TH. ursprünglich Weiß so wie die Lolly und der TH in der Schale.

    Der 10 kg gibt es wahlweise in Weiß, welcher gerne in Deutschland gekauft wird.

    Oder in Rosa/weiß wo auch gerne in Deutschland und in der Schweiz genascht wird.

    Und für Schweizer Kunden haben wir auf Bestellung rein Rosa Th herstellen lassen.

    Wir verkaufen schon über 50 Jahren Türkischen Honig bei Veranstaltungen, auf der Kirmes oder auch online im Schlaraffenland-Shop-Krecksch.

    Es grüßt Sie freundlich

    Rainer Krecksch

  17. Vielen Dank, Herr Krecksch, auch für die Informationen zu Temperatur und Farbe! Ich wünsche dem Türkischen Honig viel Erfolg und wieder mehr Bekanntheit.

  18. Claudia Fackler

    Der türkische Honig kommt ürsprünglich aus der Türkei und arabischen Ländern.
    Wir verkaufen ihn in 5. Generation.
    Meine Vorfahren hatten damals wirklich eine Holzkarre und den Fez mit dem Sichelmesser.
    Messer und Fez sind noch vorhanden!
    In einem Film der ersten Jahre „Ali Baba und dir 40 Räuber „ kann man auch noch einen Mann mit solch einem Wagen sehen, der dann immer den Spruch ruft: Türkisch Honig, leckerer, klebriger, zuckersüßer Honig!
    Es gibt ihn heute nur noch am schwarzen Meer!
    Dort können einige diesen auch noch herstellen, aber so wie es ihn auf dem Oktoberfest gibt: weiß mit Mandeln!
    Leider wissen die meisten Türken dies aber nicht über ihre Vergangenheit und meinen daher immer, es wäre ein deutsches Produkt?!
    Denke die Farben rot- weiß sind erst hier entstanden.
    Leider gibt es heute nicht mehr viele, die sich die körperliche Arbeit machen möchten.
    Aber es gibt keinen Vergleich!

  19. Vielen Dank für den Kommentar! Ich freue mich immer, wenn Menschen vom Fach kommentieren. Für die nächste Auer Dult hier in München habe ich mir vorgenommen, wieder nach Türkischem Honig zu suchen – auf dem Frühlingsfest auf der Theresienwiese gab es leider keinen.

  20. Auer Dult aktuell: Leider kein türkischer Honig, jedenfalls nicht unter der Woche. Ein Stand verkauft unter diesem Namen etwas, das eher zerbröselter weißer Nougat ist, von leicht grauer Farbe. Das ist aber nicht das Problem, sondern dass es eben kein türkischer Honig ist. Tse.

  21. Fabi

    Habe vor 3 Tagen TH auf dem Oktoberfest in München mitgenommen, in weiß/rosa mit Mandeln drin. Soo gut! 👍

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