Warum soll ich diesen ganzen Digitalkram lernen? Was bringt mir das?
Nichts, möglicherweise. Sich mit Computern und ihren Möglichkeiten auszukennen, bringt so viel, wie eine neue Fremdsprache zu lernen oder ein neues Musikinstrument. Das ist vielleicht ganz schön. Aber du liest schon englische Literatur und du spielst schon klassische Gitarre, und dein Garten verschafft dir Entspannung und Befriedigung – wozu noch etwas Neues lernen? Wozu musst du Podcasts hören oder gar erstellen können?
Tatsächlich gibt es keinen Grund dafür. Die Frage darf aber nicht sein: Was bringt mir das?, sondern muss lauten: Was bringt das meinen Schülern und Schülerinnen? Die haben noch nicht für ihr Leben entschieden, welche und wie viele Fremdsprachen sie lernen wollen, welche und wie viele Instrumente sie spielen wollen, ob ein Garten das richtige für sie ist – und ob sie Podcasts hören oder gar erstellen wollen, ihre Nachrichten aus Onlinequellen beziehen werden, gerne ein Netzwerk aufbauen möchten, sich in einer digitalen Bibliothek zurechtfinden mögen. Die digitale Welt steht ihnen offen, man muss sie ihnen zeigen und ihnen den Zugang dazu ermöglichen. Ob und wie sie den dann später nutzen, das steht ihnen frei. So wie manche nach der Schule kein bisschen Französisch mehr nutzen.
Lernen die Schüler:innen das nicht von allein?
Ja und nein. Manche lernen manchen Digitalkram von allein so sehr wie vieles andere in der Schule, wofür sich Fächer zuständig fühlen. Das Fass aufzumachen hieße über Schule nachzudenken.
Ist es die Aufgabe der Schule, ihnen diese Möglichkeiten zu zeigen?
Ja. Muss ich das wirklich begründen? Die Schule macht ja jetzt schon Angebote für ein späteres erfülltes Leben: Sport, Musik, Kunst, Sprachen, Reisen, aktive Gestaltung der Gesellschaft.
Ist es die Aufgabe allein der Schule?
Nein. Anderes Thema.
Ist es die Aufgabe von mir als Deutschlehrer?
Das muss die Schule klären. Jemand muss das machen, ob das alle Fächer sind oder eines, ist im Prinzip nicht so wichtig. Nur: Praktisch wird das etwas sein, was viele Fächer machen müssen. Und dann darf sich der Deutschlehrer nicht drücken, nicht die Sozialkundelehrerin und nicht die Sport-, Physik- und Mathematiklehrkraft. Ein paar Fächer und Kolleg:innen können sich drücken, aber halt nicht alle.
Aber das hat mit meinem Fach nichts zu tun.
Erstens: wahrscheinlich doch. Zweitens: egal.
Aber ich will das nicht.
Siehe oben.
Das habe ich mir in meinem Studium aber anders vorgestellt.
Kann schon sein.
Kann das nicht das Fach Informatik machen?
Erstens: Klar, aber nur, wenn Deutsch, Sozialkunde, Sport, Mathematik und Physik jeweils eine Stunde abgeben. Zweitens: Informatik bietet sich vielleicht an, weil die darin eingesetzten Lehrkräfte sich mit Computern auskennen; mit den Inhalten des Fachs und der Fachwissenschaft Informatik hat das eigentlich nichts zu tun. (Die Einschränkung rührt daher, dass sich Informatik wie viele andere Fächer gerne damit brüstet, dass ja eigentlich alles in ihr Fachgebiet gehört: Alles mit Information gehört zu Informatik, alles mit Kommunikation zu Deutsch, alles mit Menschen zu Sozialkunde, und Geschichte und Biologie ist ohnehin alles.)
(Tschuldigung, musste kurz raus. Im Lehrerzimmer meiner Schule bin ich ja diplomatischer.)
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