Ein Nachtrag zum letzten Eintrag: Diese KMS, die den Deutsch- und Englisch-Lehrkräften detailliert vorschreiben, wie sie ihre Prüfungen zu halten haben – die scheint es nur für diese Fächer zu geben. Jedenfalls gibt es das bei Mathematik wohl nicht. Keine derartigen Vorschriften über den Lehrplan hinaus, jedenfalls keine, die im Kollegium oder auf Twitter bekannt sind. (Außer: Oberstufen-Taschenrechnersachen. Und Sport.)
Ich finde das interessant. Ist das bei Deutsch und Englisch irgendwie inhärent nötig, den Lehrplan zu ergänzen, und in Mathematik eben nicht? Weil Mathematik irgendwie exakter ist? Oder ist das unhinterfragte Tradition? Stammt die Gängelung noch von früher, als das Kultuministerium die Sprachlehrkräfte im Verdacht hatte, zu links zu sein?
Auf Twitter hieß es, da gebe es doch etwas, man müsse man in Schulaufgaben möglichst „alle sechs Kompetenzen“ abdecken. Aber der Beleg dafür war nur ein Schreiben des ISB. Das ISB ist eine dem Kultusministerium nachgeordnete Behörde, sozusagen deren pädagogischer Arm, und was die sagen, ist oft klug. Aber alles, was ich von denen kenne, sind Ratschläge, Hilfen, Wünsche, Empfehlungen, dringende Empfehlungen – keine Dienstanweisungen, nichts Verpflichtendes. Denn das steht nur in den Schreiben vom Kultusministerium.
Das mit den sechs Kompetenzen bezieht sich übrigens auf das Kompetenzstrukturmodell des Lehrplans, hier für das Fach Mathematik. Da gibt es verschiedene Inhaltsbereiche, aber eben auch folgende Kompetenzen:

- argumentieren
- Probleme lösen
- modellieren
- Darstellungen verwenden
- mit symbolischen, formalen und technischen Elementen der Mathematik umgehen
- kommunizieren
Es ist wie bei der Führerscheinprüfung oder bei anderen Multiple-Choice-Aufgaben: eines der Elemente ist nicht wie die anderen, nämlich viel länger. Das heißt nicht, dass es automatisch irgendwie richtiger oder wichtiger oder so ist… außer dass natürlich schon. Machen wir uns nichts vor: Die Kompetenz mit den meisten Wörtern ist hier die ernst genommene.
In Prüfungen sollen möglichst immer alle Kompetenzen eine Rolle spielen. Und da steht wirklich in den ISB-Handreichungen, dass die Kompetenz „kommunizieren“ ja automatisch immer dabei sei: Denn wenn in der Prüfung eine Aufgabe/Frage gestellt werde, dann müsse der Schüler oder die Schülerin darauf antworten, und das sei dann ja bereits Kommunizieren.
Ist das das, was mit Kompetenzorientierung gemeint ist? Ernsthaft? Ich habe mir allerdings im Kollegium sagen lassen, dass die schon mehr machen, echte Kommunikationsaufgaben stellen, also den Operator „begründe“ oder „erkläre“ verwenden.
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