Wer ein Gymnasium erfolgreich besucht: Lehrplanpräambeln

(3 Kommentare.)

Es fehlen der Lehrplan von 1974ff, zu dem ich das noch nicht gefunden habe, sowie die wieder zurückgezogenen und überholten Lehrpläne der Jahre 2003 (G9) und 2017 (G8). Wenn man nicht alles aufhebt. Tatsächlich ohne Hintergedanken oder Wertung geschrieben, ich habe das vor geraumer Zeit mal gesammelt, will es hier nur festhalten.

Lehrplan 2017

Wer ein Gymnasium erfolgreich besucht, […] entwickelt ein differenziertes Bild von sich selbst und der eigenen Lebenswelt und ist zur Bildung begründeter Urteile sowie aufgrund einer reflektierten Werteorientierung zum Handeln in sozialer, ökologischer und ökonomischer Verantwortung fähig.

[…] Ein Gymnasium besuchen Schülerinnen und Schüler, die aufgrund ihrer Begabung, ihres breiten Interesses, ihrer Leistungsbereitschaft und ihres Leistungsvermögens in der Lage sind, die Kompetenzen aufzubauen, die sie später für ein Studium und für verantwortungsvolle berufliche Aufgaben benötigen.

[…] Beim Kompetenzerwerb zeigen sich Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums geistig besonders beweglich und fantasievoll, sie lernen schnell, gern und zielstrebig und verfügen über ein gutes Gedächtnis. Sie sind bereit, sich ausdauernd und unter verschiedenen Blickwinkeln mit Denk- und Gestaltungsaufgaben auseinanderzusetzen, und entwickeln dabei zunehmend die Fähigkeit zur Abstraktion, zu analytischem und vernetztem Denken, zu eigenständiger Problemlösung und zur zielgerichteten Zusammenarbeit in der Gruppe.

https://www.lehrplanplus.bayern.de/bildungs-und-erziehungsauftrag/gymnasium

Lehrplan 2003

Wer ein Gymnasium erfolgreich besucht, wird nicht nur gründlich auf Studium bzw. Beruf vorbereitet, sondern gewinnt auch kulturelle Identität und erfährt eine Werteerziehung, die ihn seiner selbst sicher macht und ihn zur gesicherten Urteilsbildung befähigt. In diesem Sinn bildet das Gymnasium junge Menschen zu Persönlichkeiten heran, die […] nicht zuletzt das kulturelle und ethische Fundament besitzen, das wesentlich zu einem erfüllten Leben beitragen kann.

[…] Das Gymnasium sieht seine Aufgabe darin, alle Schüler gezielt zu fördern, die sich aufgrund ihrer Begabung, ihrer Einsatzfreude, ihres Leistungsvermögens und ihrer Leistungsbereitschaft für ein Studium und für herausgehobene berufliche Aufgaben eignen. Schüler des Gymnasiums sollen geistig besonders beweglich und phantasievoll sein, gern und schnell, zielstrebig und differenziert lernen sowie über ein gutes Gedächtnis verfügen. Sie müssen die Bereitschaft mitbringen, sich ausdauernd und unter verschiedenen Blickwinkeln mit Denk- und Gestaltungsaufgaben auseinanderzusetzen und dabei zunehmend die Fähigkeit zu Abstraktion und flexiblem Denken, zu eigenständiger Problemlösung und zur zielgerichteten Zusammenarbeit in der Gruppe entwickeln.

[…] Gymnasialbildung schult die Fähigkeit zur Abstraktion und Theoriebildung in besonderem Maß. Analyse und Reflexion sind unerlässlich für die eigene Orientierung und für die Fähigkeit, Gelerntes in neue Zusammenhänge zu übertragen. Sie fördern überdies die Neugier auf Unbekanntes und die Einsicht in die Notwendigkeit lebenslangen Lernens.

http://www.gym8-lehrplan.bayern.de/contentserv/3.1.neu/g8.de/index.php?StoryID=26350

Lehrplan 1992

Gymnasialbildung entfaltet die Fähigkeit zur Ordnung der Vorstellungswelt, zu Abstraktion und Theoriebildung. Sie entwickelt die musischen Fähigkeiten und leitet zu einem angemessenen Umgang mit den Emotionen an. Sie fördert in besonderem Maß Verantwortungsbereitschaft und Verantwortungsfähigkeit auf der Grundlage eines geschichtlich begründeten Verständnisses der abendländischen Kultur. Das Gymnasium ist deshalb eine Schule für Kinder und Jugendliche, die sich als in besonderem Maße geistig beweglich, lernbegierig und phantasievoll erweisen, die schnell, zielstrebig und differenziert lernen können, ein gutes Gedächtnis haben, sich gern selbständig, ausdauernd und von verschiedenen Seiten mit Denk- und Gestaltungsaufgaben beschäftigen und in allem die Bereitschaft erkennen lassen, die Anstrengungen auf sich zu nehmen, die der Bildungsweg des Gymnasiums ihnen abverlangt.

Lehrplan G9, 1990 1.1 Ziel und Anspruch des Gymnasiums


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Kommentare

3 Antworten zu „Wer ein Gymnasium erfolgreich besucht: Lehrplanpräambeln“

  1. Hochinteresannt, wenn man genau liest.

  2. Aginor

    Schließe mich Hauptschulblues an, wobei ich besonders den Kontrast zwischen den Plänen spannend finde.

    So legt der 1982er Plan ein bisschen mehr den Fokus auf die Idee, dass das Abitur eine „Reifeprüfung“ im klassischen Sinne ist. Dazu passt auch das musische und die Sache mit den Emotionen sowie die Phantasie usw.
    Soweit so gut, hier klingen wie ich finde ein bisschen mehr die Künste und Geisteswissenschaften mit als im 2003er Plan.
    Dass so explizit erwähnt wird dass das ganze auf Basis des Verständnisses der abendländischen Kultur passiert finde ich ein wenig grenzwertig.
    Ich mutmaße dass in noch älteren Plänen an ähnlicher Stelle „Ehrfurcht vor Gott“ oder dergleichen steht (vor kurzem gab es hier einen Blogeintrag in dem die Bayerische Verfassung dazu zitiert wurde, da stand das auch drin wenn ich mich recht entsinne), und das hier schon die „entschärfte Version“ ist. Erinnert mich auf unangenehme Weise an diese Debatte über die „Deutsche Leitkultur“.

    Der 2003er Plan klingt im Kontrast dazu wesentlich bodenständiger. Ja, phantasievoll (Moment, 2003 war doch nach der Rechtschreibreform, war der Standard da nicht „Fantasie“?) zu sein ist immer noch gefragt, aber es geht schon mehr um Studium, „herausgehobene berufliche Aufgaben“ und so weiter. Leistung ist sowohl Anspruch als auch Ziel.

    Der 2017er wird dann wieder allgemeiner.
    „reflektierte[n] Werteorientierung zum Handeln in sozialer, ökologischer und ökonomischer Verantwortung“ ist weicher als der 2003er, aber der Fokus auf analytisches und vernetztes Denken etc. ist stärker als beim 1982er.

    Hmm…
    Es wäre vielleicht eine coole Idee, diese Pläne einmal in Deutsch oder evtl. in Gemeinschaftskunde (gibt es das Fach bei Ihnen?) SuS vorzulegen, und erstmal nicht zu verraten, aus welchem Jahr welcher Plan ist.

    Danke für den Beitrag!

    Gruß
    Aginor

  3. Gemeinschaftskunde gibt es, aber unter anderem Namen, Sozialkunde früher, jetzt Politik und Gesellschaft. Aber das Bestimmen des Jahres dürfte schwer fallen, das Signalwort „Kompetenz“ fällt denen ja nicht auf. Aber alle vorsetzen und bewerten lassen, und eine eigene Fassung schreiben?

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