Dritte Woche (und Oaken Hearts)

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Schmerzen dubioser Herkunft am Fuß. Freue mich auf die Ferien dann.

Alte Schulregel: Beide Hinterbacken müssen auf dem Stuhl sein. Meine neuere Regel vom letzten Mal – nur Hacker dürfen Hoodies – muss ich revidieren. Nachdem die Klasse Hacken lernen wollte und ich erklärte, dass das bereits damit beginnt, dass Passwort von Mitschülern und Mitschülerinnen zu kennen, fiel ihnen auf, dass sie dann ja wohl Hoodie-Rechte haben müssten.

Wegen guter Führung erste Schokolade erhalten. Dafür auch ersten größeren Schnitzer gemacht.

Ich esse eher vernünftiger: Weil ich keine Zeit habe, zum Kiosk zu gehen, um belegte Semmeln oder Nussecken oder -schnecken zu holen, nähre mich von mitgebrachten Resten vom Abendessen (und einem gelegentlichen Notfallsnickers). Das Abendessen ist immer gut, und ich mag Reste, also definitiv Verbesserung.

Gelesen: „Where Oaken Hearts Do Gather“ von Sarah Pinsker, aufmerksam darauf gemacht durch eine Empfehlung von Isa in einem Kommentar im anderen Blog. Die Kurzgeschichte aus dem Jahr 2021 gewann 2021 einen Nebula und 2022 einen Hugo. Sie ist gut; ich rätsele noch ein wenig, warum sie mir nicht noch besser gefällt, weil sie eigentlich in mein Beuteschema fällt; vielleicht fremdle ich einfach noch ein wenig. Spoiler folgen, aber ich bleibe dann doch recht allgemein dabei.

Der Form nach ist die Geschichte ein Thread aus einem Online-Forum das sich mit folk songs beschäftigt. Mit dem Thema kenne ich mich nicht gut aus, aber ich weiß zumindest von einigen der wichtigen Sammler und Sammlungen, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in den USA entstanden – Bluesstücke, murder ballads, und so weiter. Die tauchen hier auch als Referenzen auf.

In diesem Thread wird ein vielstrophiges Lied vorgestellt, „Where Oaken Hearts Do Gather“, eine Ballade, also erzählend. Die am Thread Beteiligten kommentieren und spekulieren und ergänzen und streiten miteinander, wie das in Foren halt so ist. (Dass die Rechtschreibung korrekter ist als in den Foren, die ich kenne, gehört zur legitimen suspension of disbelief.) Aus all dem kristalliert sich die Möglichkeit heraus, dass vor zweihundert Jahren vielleicht wirklich etwas als Grundlage der Ballade geschehen ist, und dass das Verschwinden oder zumindest Verstummen von heutigen Foristen und eines Literaturwissenschaftlers andeutet, dass die Geschichte noch nicht zu Ende ist.

Das Layout der Geschichte sieht nach schwierigerer Lektüre aus, als dann tatsächlich der Fall ist. Die Geschichte lässt sich recht gut linear lesen, die Strophen werden separat und nacheinander diskutiert. Es ist ja auch kein echtes Forum, wenig anklickbar, kein Hypertext, wie man 1997 oder so dazu sagte. Finde ich das eher gut oder nicht? Ich weiß noch nicht.

Forumsliteratur scheint mir verwandt der Erzählung in Brief- oder E-Mail-Form, das sind Formate, die mich durchaus interessieren. Dass in Fußnoten und Kommentierung die eigentliche Geschichte verborgen sein kann, weiß ich seit Pale Fire von Nabokov. Und die Kombination von Gruselgeschichte und Ballade schätze ich seit Manly Wade Wellmans Serienhelden Silver John, der mit seiner Gitarre durch die Appalachen zieht und okkulte Abenteuer erlebt. Zu den Geschichten gehören oft Liedtexte, viele davon sind vertont, mindestens eines – „Vandy, Vandy“, glaube ich – wird gelegentlich für authentische ursprüngliche folk music gehalten.


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2 Antworten zu „Dritte Woche (und Oaken Hearts)“

  1. Online-Forum gibt es auch als Theaterstück:
    https://www.rottstr5-theater.de/just-here-for-the-comments.html
    Das habe ich seinerzeit mal gesehen (im letzten Jahr?) und es war sehr, sehr lustig.

  2. Danke, schöne Sache! Klingt ein bisscher sehr nach Realität, so nach Tweets vorlesen und so. Wenn man Comics laut vorliest, sind sie manchmal ein bisschen banal, und wenn man manche Foren, die ich kenne, laut vorliest, sind sie ein bisschen sehr Kindergarten.

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