Mit meiner 7. Klasse schaute ich nach der Lektüre die Verfilmung von Krabat aus dem Jahr 2008 an. Ich fand sie nicht besonders gut, hatte aber auch nicht mehr erwartet. Gestört hat mich insbesondere, dass die an sich gar nicht besonders komplizierte Symbolik des Buchs im Film immer wieder erklärt oder mehrfach markiert wird. „Die Mühle, jetzt läuft sie wieder.“ Mir hätte es gereicht, das zu sehen, ich wollte nicht auch noch im Dialog darauf hingewiesen werden. Aber okay, Kinder- und Jugendfilm, den meisten in einer Schulklasse muss man ja auch erst zeigen, dass das Stehenbleiben und Weitergehen der Mühle eine Bedeutung hat.
Ansonsten störte mich, dass der Film nicht in der Lausitz angesiedelt ist und auch sonst der Ort nicht greifbar wird. Kein Dresden, kein Kamenz, dafür winterliches Hochgebirge wie aus dem Herrn der Ringe beim Überqueren der Misty Mountains.
Der Gevatter, im Buch nicht ohne eine gewisse Eleganz beschrieben:
Auf dem Kutschbock saß einer mit hochgeschlagenem Mantelkragen, den Hut in die Stirn gezogen, nachtschwarz auch er. Nur die Hahnenfeder, die er am Hut trug – die Feder war hell und rot.
sieht im Film so aus:

Und da dachte ich mir: den kenne ich doch?

Und davon ausgehend sind mir noch mehr strukturelle Ähnlichkeiten aufgefallen.
Wenn der Gevatter der Imperator aus Star Wars ist, dann ist der Müller so etwas wie Darth Vader, der einen unheiligen Pakt mit der bösen Seite der Macht, der schwarzen Magie, eingegangen ist. Zwar trägt er keine schwarze Rüstung, aber auch er ist körperlich nicht unversehrt und braucht – wenn auch nur einmal im Jahr – lebensverlängernde Maßnahmen, um nicht zu sterben. Anders als Darth Vader hat er seine eigene kleine Sith-Schule, wo er eine Reihe von Schülern ausbildet. (Oder hatte Anakin so etwas? Ich kenne die Vorgeschichte nicht besonders gut.)
Im Film gibt es etliche Elemente, die ihren Ursprung in Star Wars und Harry Potter haben dürften: telekinetische Zauberschubser, Training mit verbundenen Augen, Stockfechten. Wie bei Star Wars lehnt sich ein junger Schüler, in dem die Macht stark ist, gegen den bösen Meister auf, nachdem dieser versucht hat, ihn auf seine Seite zu ziehen und sogar zu seinem Nachfolger zu machen.
Bei Star Wars stellt sich dieser widerspenstige Eleve als Sohn des bösen Meisters heraus. Könnte Krabat der Sohn des Müllers sein? Und die Kantorka seine Tochter? Dazu bräuchte es eine unglückliche Liebesgeschichte für den Müller in seiner Jugend. Die haben wir nicht, und das wäre vielleicht übertrieben, aber im Buch gibt es tatsächlich auch eine Vorgeschichte des Meisters: Er war selbst einst Lehrling und hatte einen guten Freund, Jirko, mit dem er viele Abenteuer erlebt hatte. Diesen Jirko hat er im Kampf, geblendet durch Verwandlungen und Magie, erschossen: „Ich hab meinen Freund getötet, ihn töten müssen.“ Das beschäftigt den Meister immer noch: Nachdem die Geschichte seinen Lehrlingen erzählt hat, betrinkt er sich weiter und scheucht sie hinaus: „Geht jetzt! […] Ich will allein sein – allein – allein.“
Wer das besser macht, oder kitschiger, oder differenzierter, darüber mag man streiten. Ich könnte mir jedenfalls gut ein schlechtes Krabat-Prequel vorstellen, mit dem jungen Müllersburschen, lustigen Abenteuern, gezwungen, den Freund zu verraten, den Kopf halb gespalten (<-die Augenverletzung), die Arme in den Himmel gereckt: „Neiiiiiiiiiin!“ und der Gevatter sich die Hände reibend im Hintergrund.
Was es bei Krabat wirklich nicht gibt: Die Republik und die Rebellion. (Han & Chewbacca halte ich für strukturell gar nicht so wichtig.) Die Welt von Otfried Preußlers Krabat kennt keine Jedi-Retter.
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