Kreativ sein

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Vor ein paar Jahren habe ich ein Spielzeug meiner frühend Jugend wiederentdeckt, aber anscheinend noch nie darüber geschrieben. Den „Mighty Men & Monster Maker“ habe ich 1979 oder 1980 von einem USA-Besuch mitgebracht. War es ein unerwartetes Geschenk? Habe ich mich von einem Werbespot (Youtube) verleiten lassen, oder das Ding spontan in der Spielwarenabteilung entdeckt? Ich weiß es nicht mehr, tippe auf Werbespot und Kaufhausbesuch. (Spielwarenabteilung von Macy’s, jawohl, obwohl ich nicht weiß, ob das zu diesem Zeitpunkt war.)

So sah es aus:

Bild eines Spielzeugs: Eine Kombination von rechts Aufbewahrungsbox für Plastikelemente (Kopf, Oberkörper, Unterkörper) mit erhabenen Linien, die man links in einen Rahmen einlegt, um darüber Papier zu legen und dann zu schraffieren. Links ein solches Blatt und ein Bleistift, mit dem grob eine solche Figur schraffiert wurde, eine Kombination aus Echenswesen, Muskelmonster und Superheld. Darauf das Logo: Mighty Men & Monster Maker.

(Der Text unter dem Bild ist die Beschreibung, die ich für das Bild bei Mastodon verwendet habe. Das ist ein Textsorte, die mir für eine Schulnote völlig ausreichen würde, sogar für eine große schriftliche Leistungserhebung in unter 75 Wörtern, auch wenn jemand im Kultusministerium einen Brief geschrieben hat, dass Gegenstands- oder Bildbeschreibungen nicht mehr erlaubt sind.)

Ich habe damit gelegentlich ein paar Illustrationen für Fanzines gemacht, auch wenn ich jetzt keine mehr davon finde. Mit dem Bleistift nur leicht aufdrücken, mit schwarzem Stift nachziehen (fürs Kopieren ohnehin nötig), den Bleistift wegradieren, etwas eigenen Hintergrund dazumalen. Ich fühlte mich dabei nur mäßig, aber doch ein wenig kreativ; weniger als bei den Collagetechniken, die ich gerne verwendete.

So ähnlich kommt mir das mit der Bilderzeugung durch KI vor, nur dass man sehr viel mehr Plättchen für die Kombination hat. „Und jetzt noch eine Handtasche dazu“ und „im Hintergrund ein Büro“.

Ich glaube, man fühlt sich dann schnell so, als hätte man etwas Kreatives geleistet, mit dem Mighty Men & Monster Maker oder mit der KI. Mit einer kurzen Eingabe eine Zeichnung erstellen, mit einem Knopfdruck einen Text übersetzen, mit einem Prompt einen Text erstellen, ein 3D-Objekt in Paint 3D importieren und drehen, automatisch eine schicke Powerpoint erstellen lassen, und ein Ergebnis, das erst einmal richtig gut aussieht. Und das ist ja auch kreativ und eine gewisse Leistung. Aber keine so große, wie man vielleicht glaubt.


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Kommentare

3 Antworten zu „Kreativ sein“

  1. Treffend beschrieben.
    Vom Diebstahl der Illustrationen etc. durch KI-Systeme mal ganz abgesehen.

  2. Tolles, (damals) zeitgemäßes Spielzeug. Für unbegabte Zeichner sicher ein hilfreiches Instrument, um z. B. deutlich über meinen Fähigkeiten liegende Ergebnisse zu erzielen.
    Wie viele Schablonen je für Kopf / Oberkörper / Unterteil waren denn vorgegeben?

  3. Für jedes Element gab es 6 Schablonen, die meisten davon mit zwei Motiven (nämlich vorne und hinten), also 10 bis 12 Motive insgesamt. Macht etwa 11^3 Möglichkeiten. Im Web findet man viele Erinnerungen daran, und man kann wohl auch Sets bei Ebay kaufen. Hier erinnert sich ein inzwischen professioneller Comiczeichner, wie ihm das Set als Kind den Anstoß und Inspiration zum Zeichnen gegeben hat: https://13thdimension.com/how-the-classic-mighty-men-and-monster-maker-kit-taught-me-to-draw/

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