Die Ontogenese rekapituliert die Phylogenese (schriftlich)

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„Die Ontogenese rekapituliert die Phylogenese.“ Auch in Rechtschreibung und Zeichensetzung? Oft schreiben SuS wie in mittelalterlichen Handschriften, wenn es um Rechtschreibung geht (flexibel), Absätze (keine), Silbentrennung am Zeilenende (an beliebiger Stelle, mit oder ohne Trennzeichen) oder Großschreibung (nach Gefühl). Das soll gar kein Vorwurf sein, jedenfalls nicht an die SuS, eher eine faszinierte Feststellung und ein spielerischer Gedanke dazu, dass diese Schreibvarianten vielleicht sogar recht usprünglich sind. Idiosynkratische Abkürzungen und kleine Zeichnungen am Rand gibt es auch. Zugegeben, die Sorgfalt bei der Manuskripterstellung fehlt.

Neue Erscheinungen der letzten 10 Jahre, die es zuvor nicht gab: Man beschreibt einen Bogen nicht von Seite 1 bis Seite 4, sondern legt zwei Bögen ineinander, also ob sie später geheftet werden würden, und beschreibt sie in dieser Reihenfolge. Außerdem, schon etwas länger, gibt es kleine Pfeile als Korrekturzeichen für ein groß- oder ↓Kleingeschriebenes ↑wort, bei dem man sich nachträglich umentscheidet. Jüngeren Kollegen und Kolleginnen erscheint das praktisch und natürlich, ich dagegen mag das gar nicht, aus Gründen, über die ich nicht viel nachdenke, weil es so wichtig auch wieder nicht ist.


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8 Antworten zu „Die Ontogenese rekapituliert die Phylogenese (schriftlich)“

  1. Herr F

    Die ↓↑-Pfeile als Korrekturzeichen habe ich als Schüler schon in den 80er-Jahren angewendet und mich geärgert, dass das eine Lehrkraft konsequent als Fehler herausgestrichen hat – die Pfeile waren nämlich eben den Lehrkräften vorbehaltene Korrekturzeichen, nichts für SuS. Brauchte diese Idee Jahrzehnte von Unterfranken nach Oberbayern? In Mittelfranken sehe ich das als Lehrkraft seit mindestens 25 Jahren immer wieder.

  2. Mit den idiosynkratischen Abkürzungen kämpfe ich auch. Wenn ich an der Tafel platzsparend in einer Lösungsskizze WE schreibe statt Willenserklärung, halten die Stufid das für eine „gebräuchliche Abkürzung“ und schreiben das fürderhin in den Klausuren so, auch wenn ich mir den Mund fusselig rede. Und nicht nur das, quasi jedes Substantiv wird individuell abgekürzt und ich muss dann vom Überg. des ET am Schr. lesen. Und den Skriptoriumsstyle sehe ich auch andauernd. Als ob sie ihre eigenen Texte niemals lesen, sonst müsste doch auffallen, dass Absätze hilfreich sind…

  3. Die ↓↑-Pfeile kannte ich als Schüler in den 1980er nicht, aber Franken war ja wirklich immer etwas voraus, etwa bei Moodle. Es sind auch weniger Korrekturzeichen (jedenfalls keine außerhalb der Schule, also im Lektorat, verbreiteten) als Verbesserungen – so als würde ein Schüler oder eine Schülerin etwas durchstreichen und daneben schreiben, und das ist ja okay, also habe ich kein gutes Argument dagegen; aber ich mag das nicht. Die sollen Buchstaben benutzen, tunsie selten genug. Natürlich nutze ich das auch nicht selber als Markierung. Wenn die SuS Korrekturzeichen verwendeten, fände ich das spannend, also etwa unterringeln und „A“ für Ausdruck an den Rand schreiben, wenn sie etwa Anführungszeichen für „ironische“ Sprache verwenden.

    Mein Mathematikunterricht in der 11. (?) Klasse war sehr systematisch, die Einführung des Begriffs Funktion begann meiner Erinnerung damit, dass wir das immer „Fkt.“ abkürzen würden, wegen sehr häufiger Verwendung. Aber das ist sicher eine gebräuchliche Abkürzung. Skriptoriumsstyle: sagt mir nichts; gibt es da keine Absätze? Die sind wohl tatsächlich intellektuell herausfordernder, oder zumindest weniger intuitiv, als man meint.

  4. […] Quasi dieselbe Schreibschule wie das Stundenbuch, aber am anderen Ende der Skala kennt Herr Rau: […]

  5. Herberta

    idiosynkratischen Abkürzungen: „SuS“ zum Beispiel. Was soll das bedeuten?

  6. >„SuS“ zum Beispiel. Was soll das bedeuten?

    Für den Fall, dass das eine echte Frage ist (und kein indirekter Sprechakt): Das heißt „Schüler und Schülerinnen.“ Oder umgekehrt.

  7. Gilt „mittelalterliche Handschrift“ (oder mhd. Hdschr.) als Generalkorrekturzeichen? Könnte das gut gebrauchen (ergänzend zu fehlenden Großbuchstaben am Satzanfang und Punkten am Satzende).

  8. Nur zu, Frimelotta! (Vielleicht sollte ich das tatsächlich mal den SuS so präsentieren und erklären, könnte ja helfen.)

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